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Briten blicken skeptisch auf trans-Rechte

Briten blicken skeptisch auf trans-Recht Ist eine trans-Frau eine “richtige“ Frau? Die Briten sind stark verunsichert

ms - 17.06.2022 - 10:30 Uhr

Die britische Initiative “More In Common“ veröffentlichte in dieser Woche die jüngste Studie über Einstellungen und rechtliche Streitthemen mit Bezug auf trans-Personen in der britischen Bevölkerung. Dabei wurden in einem repräsentativen Verfahren 5.000 Bürger im Vereinigten Königreich zu verschiedenen Bereichen der Geschlechtsidentität befragt. Die drängendste Frage, die auch in Deutschland oder auch in den USA derzeit vehement diskutiert wird, ist, ob trans-Frauen “richtige“ Frauen seien und trans-Männer “richtige“ Männer. Feministinnen betonen hierbei stets, dass Männer und Frauen biologisch nicht gleichzusetzen sind, trans-Aktivisten halten dagegen, dass diese Einteilung menschenfeindlich sei. Bei den Briten ist klar, eine Mehrheit ist sich unsicher (22 %) oder lehnt die Gleichsetzung von trans-Personen und biologischen Menschen des gleichen Geschlechts ab (32 %).

Das zweite, immer wieder heftig diskutierte Thema ist die Frage, ab wann Jugendliche geschlechtsangleichende Medikamente wie Pubertätsblocker einnehmen sollen dürfen. Für die Mehrheit (54 %) sollten Pubertätsblocker erst nach dem 18. beziehungsweise sogar 21. Lebensjahr zum Einsatz kommen beziehungsweise hält sogar beinahe jeder fünfte Brite (17 %) gar nichts davon. Andere geschlechtsangleichende Medikamente werden noch deutlicher für Minderjährige abgelehnt (60 %). Operative Eingriffe für Jugendliche verneinen sogar drei Viertel (74 %) aller Menschen im Vereinigten Königreich ab.

Auch die Frage, wann Jugendliche und Schüler über die Thematik LGBTI* aufgeklärt werden sollen, spaltet die britische Gesellschaft. Die meisten Befragten (33 %) sind dafür, Jugendliche erst in der Sekundarstufe (ab etwa 13-14 Jahren) über Transgender aufzuklären, ein Viertel der Briten ist sogar der Meinung, dass diese Informationen nur direkt von den Eltern vermittelt werden sollten. Aufklärung über Schwule und Lesben sollte dagegen für die Mehrheit der Befragten (37 %) bereits in der Primärschule (8-13. Lebensjahr) stattfinden. 

Ebenso hitzig debattiert wird auch die Frage nach Unisex-Toiletten – auch in Berlin beispielsweise wird aktuell darüber gestritten, ob solche Toiletten für alle Geschlechter in allen Schulen eingeführt werden sollen. Feministinnen sehen dabei Schutzräume für minderjährige Mädchen in Gefahr. In Großbritannien werden Unisex-Toiletten an Schulen mehrheitlich abgelehnt beziehungsweise wird Gleichgültigkeit in der Frage erklärt (71 %). Am Arbeitsplatz (61 %) sowie an öffentlichen Plätzen (65 %) sieht die Lage kaum anders aus.

Nur zwei Prozent der Briten halten die Debatte über trans-Personen überhaupt für wichtig – dominierend dagegen sind Themen wie der Ukraine-Krieg, die gestiegenen Lebenshaltungskosten, Covid-19 oder auch die Klimakrise. Nur knapp jeder vierte Brite (24 %) kennt eine trans-Person persönlich – drei Viertel von ihnen (74 %) kennen dagegen Schwule, Lesben und Bisexuelle. Je jünger die Befragten sind, desto mehr haben grundsätzlich schon einmal Kontakt zu trans-Personen gehabt. Doch selbst in der Gruppe der jüngsten Generation Z hatten 52 Prozent noch nie persönlichen Kontakt mit einem transsexuellen Menschen.

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