Inflation trifft LGBTI* besonders stark Zwei Drittel der LGBTI*-Menschen sind stark bedroht
Es sind äußert beunruhigende Fakten, die eine neue US-Studie in diesen Tagen offenbart und dabei auch die Frage aufwirft, wie dramatisch die finanzielle Situation aktuell auch für queere Menschen in Deutschland ist. Eine Auswirkung des Ukraine-Krieges zeigt sich in diesen Tagen in vielen westlichen Industrienationen – die Inflationsrate steigt an, durch Preissteigerungen in allen möglichen Bereichen verliert das Einkommen der Bürger an Wert. In den USA geht man aktuell von einem Anstieg der Inflation von 8,6 Prozent aus, in Deutschland waren es im Mai 7,9 Prozent (Quelle Statistisches Bundesamt). Da in der gleichen Zeit die Löhne und Einnahmen der meisten Menschen nicht in gleicher Weise ansteigen, bedeutet das am Monatsende kurz und knapp, einen Wertverlust beim Einkommen hinnehmen zu müssen. Eine neue Studie des Versicherungsunternehmens Nationwide vom Juni dieses Jahres zeigt nun auf, dass eine Gruppe von Arbeitnehmern offenbar stärker von der Inflation betroffen ist als andere: Diese Gruppe sind die Mitglieder der LGBTI*-Community.
Warum? Laut Nationwide gaben zwei Drittel der LGBTI*-Amerikaner an, mit "einzigartigen" finanziellen Herausforderungen konfrontiert zu sein, die die meisten heterosexuellen Menschen nicht haben. Zu diesen Herausforderungen gehört, dass sich ihre geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung oftmals negativ auf ihre Karriere auswirkt – Stichwort schlechtere Bezahlung und verminderte Aufstiegschancen – und dass die Kosten für Gesundheitsfürsorge, allgemeine Gesundheitskosten und die Krankenversicherung überdurchschnittlich hoch sind im Vergleich zu heterosexuellen Arbeitnehmern. Zudem erleben queere Menschen auch vermehrt größere Schwierigkeiten bei der Familiengründung und der Wohnungssuche, sodass sie oftmals mehr zahlen müssen, um das gleiche Angebot zu bekommen wie heterosexuelle Menschen.
Für die Mehrheit der LGBTI*-Menschen (rund zwei Drittel) in den USA ist es so nicht möglich, einen finanziellen Rückhalt anzusparen, sie leben von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck – ist das ausbezahlte Geld weniger Wert, bedeutet das ganz direkt massive Einschnitte in die Lebensrealität von queeren Menschen. Zudem zeigte die landesweite Umfrage auch, dass LGBTI*-Menschen in den USA sich weniger mit Themen wie Finanzen, Altersvorsorge oder Investitionen befassen beziehungsweise hier oftmals auch Wissen darüber fehlt.
In der landesweiten Umfrage wurden 1.000 heterosexuelle sowie 1.000 queere Menschen befragt. Das Versicherungsunternehmen Nationwide stellt dabei klar, dass das aktuelle Problem zwar zunächst die LGBTI*-Community betrifft, die daraus resultierenden Folgen aber schädlich für die gesamte amerikanische Wirtschaft sind – queere Menschen mit massiven Finanzproblemen konsumieren weniger und erbringen zumeist auch eine schlechtere Arbeitsleistung, wenn finanzielle Ängste übermächtig werden. Nationwide dazu: „Diese besonderen Probleme betreffen LGBTI*-Arbeitnehmer, die etwa sieben Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen – wir reden also von rund 23 Millionen Menschen. Das ist eine große Zahl. Und ein großes Problem. Und es ist nicht nur ein LGBTI*-Problem. Es ist eine Frage der Rentabilität für uns alle!“ Wie konkret sich die Situation für deutsche LGBTI*-Menschen abzeichnet, wurde bisher noch nicht untersucht. Einige der Probleme von queeren Amerikanern sind aber auch LGBTI*-Personen in Deutschland bekannt, beispielsweise eine schlechtere Bezahlung beim Arbeitsplatz, Probleme bei der Wohnungssuche oder einem erhöhten finanziellen Aufkommen im Gesundheitsbereich – so kann durchaus angenommen werden, dass auch LGBTI*-Menschen in Deutschland bis zu einem gewissen Teil ebenso verstärkt von der Inflation betroffen sind.