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Donald Trump will das Bildungsministerium abschaffen
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Schluss mit sexueller Aufklärung! „Es muss im ganzen Land strenge Verbote für unangemessene Inhalte geben!“

ms - 08.08.2022 - 14:00 Uhr

Man stelle sich einmal vor, die deutsche Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ginge vor die Presse und würde verkünden, dass Bildungsministerium aufzulösen. Nun, die ersten würden fragen, wer noch einmal diese Frau ist, denn bisher ist Stark-Watzinger eher durch Abwesenheit aufgefallen, doch danach wäre das Erstaunen mit Sicherheit groß. In Amerika hingehen sorgt die Ankündigung, das Bildungsministerium auflösen zu wollen, für Jubel, frenetischen Applaus und Freudenrufe – wenigstens unter den Befürwortern von Donald Trump.

Der Ex-Präsident verkündete jetzt auf der rechtskonservativen CPAC-Konferenz in Dallas: „Wir sollten das Bildungsministerium abschaffen!“ Als Begründung nannte Trump den Streit um sexuelle Aufklärung an den amerikanischen Schulen, exemplarisch zum Beispiel das inzwischen berühmt-berüchtigte “Don´t Say Gay“-Gesetz aus Florida, welches LGBTI*-Themen an Schulen verbietet. Das Publikum in Dallas brach daraufhin in Jubel aus, der Trump dazu befeuerte, noch eins verbal draufzulegen: „Es muss im ganzen Land strenge Verbote für die Vermittlung ´unangemessener ´ Inhalte an Schulkinder geben. Kein Lehrer sollte unseren Kindern ohne elterliche Zustimmung etwas über Transgender beibringen dürfen. Man kann die Bibel nicht lehren, aber man kann Kindern beibringen, dass Amerika böse ist und dass Männer schwanger werden können", so Trump weiter. Bereits mehrere andere republikanische Politiker hatten sich ähnlich geäußert und die Abschaffung des Bildungsministeriums gefordert – verständlich, denn was man nicht kennt, kann man auch nicht für wichtig erachten.

Natürlich steckt hinter Trumps Getöse vor allem viel Wahlkampf, die Zwischen- sowie die Präsidentschaftswahlen fest im Blick. Die Frage ist nur, ob Trump überhaupt noch einmal antreten will – oder darf. Er selbst hat sich dazu noch nicht offiziell geäußert, seine Partei selbst liebäugelt derzeit mit Floridas Gouverneur Ron DeSantis – er ist deutlich jünger, smarter und eloquenter. Trump dagegen hat nach wie vor eine landesweite Fangemeinde. Für die LGBTI*-Community bleibt derzeit nur die Hoffnung, dass sich die beiden Herren im Kampf um das Weiße Haus vielleicht gegenseitig aufreiben, sollten sie sich indes verbünden, dürfte es für einen demokratischen Herausforderer noch schwerer werden, die Amerikaner von sich zu überzeugen. Ob Ron DeSantis tatsächlich der neue Liebling der Republikaner wird, entscheidet sich wohl auch daran, wie er selbst bei den Zwischenwahlen im November abschneiden wird. Verliert er, wird Trump wahrscheinlich zeitnah seine Kandidatur bekanntgeben. Das Publikum bei der CPAC-Konferenz feierte den Senioren auf jeden Fall frenetisch – die CPAC ist eine Art Sammelbecken für Trump-Anhänger, die religiöse Rechte und die vielen Verschwörungstheoretiker in den Vereinigten Staaten.

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