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Der ewige Präsident?

Der ewige Präsident? Mit einem erneuten Sieg Erdogans wird auch die homophobe Front in Europa gestärkt!

ms - 26.05.2023 - 17:00 Uhr

Seit rund zwei Jahrzehnten steht Recep Tayyip Erdogan an der Spitze der Türkei. Nach einer anfänglichen Phase der Liberalisierung nahm Erdogans Präsidentschaft dabei zunehmend autoritäre Züge an, seit rund acht Jahren verschlechtert sich so auch immer mehr die Lage von Homosexuellen im Land. Vor der Wahl sowie der Stichwahl am Sonntag attackierte Erdogan abermals die Community, sprach von einer gefährlichen „LGBT-Lobby“ und zeigt bereits jetzt auf, was Schwule, Lesben und queere Menschen in der Türkei künftig erwarten dürften, wenn er abermals als Sieger aus der Stichwahl hervorgeht.

Deutsche Türken wählten mehrheitlich Erdogan

Die Chancen dazu stehen nicht schlecht für ihn, auch deswegen, weil die Mehrheit der Türken im Ausland ihm erneut seine Stimme gegeben haben – bei der ersten Wahl vor zwei Wochen stimmten auch 65,5 Prozent der Türken in Deutschland für Erdogan. Türkei-Experten versuchen seitdem medial immer wieder zu erklären, woher diese Hinwendung zum Präsidenten kommt, während im eigenen Land seine Umfragewerte dank Bildungschaos, angeschlagenem Gesundheitssystem und bröckelnder Wirtschaftslage sinken. Eine Erklärung: Vor allem konservative Türken aus ländlichen Regionen wanderten in den letzten Jahrzehnten nach Deutschland aus, um sich hier ein besseres Leben aufzubauen – die Verbundenheit zu den alten Werten und damit auch zu Erdogan ist geblieben.

Homophobe Gesinnung im europäischen Raum

Am niedrigsten mit knapp 50 Prozent Zustimmung für Erdogan votierten die Türken in Berlin – vielleicht auch, weil die Regenbogenhauptstadt eher liberaler denkende Türken anzieht?! Bis zum vergangenen Mittwoch konnten in Deutschland jedenfalls erneut die rund 1,5 Millionen wahlberechtigten Türken abstimmen – die Prognosen deuten einen erneuten Sieg Erdogans an. Sollte das eintreffen, dürfte die zuletzt stark steigende Auswanderungswelle aus der Türkei weiter anhalten, vor allem auch junge und homosexuelle wie queere Menschen verlassen dann vermutlich vermehrt das Land. Für Europa dürfte der erneute Sieg des Machthabers auch eine Stärkung der homophoben Gesinnung sein, die sich auch in anderen Ländern wie Polen, Ungarn, Rumänien und zuletzt auch Italien immer mehr verstärkt.     

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