Mein schönstes Liebeserlebnis Pinselstriche
Ich bin ein Fitnessfreak. Jede freie Minute gehe ich ins Fitnessstudio, denn mein Körper ist mein Tempel. Das Training ist mehr als ein Hobby, ich baue an meinem Lebenswerk. Und das kann man sehen. Nicht Muskelmasse, sondern ein drahtiger Körper mit Ausstrahlung - daran arbeite ich. Gesunde Ernährung, mit viel Obst und Gemüse, gehört dazu. An einem schönen Mai-Tag bin ich gerade mit meinen Bizeps beschäftigt, als ich im Spiegel hinter mir einen großen, bärtigen Mann sehe, der prüfend meine Übung mit den Augen begleitet. Als ich die Hantel ablege, kommt er einen Schritt näher und lächelt anerkennend. Ich frage ihn, ob er hier schon lange trainiert, denn ich habe ihn vorher noch nie gesehen. Er verneint. Mark, so sein Name, ist Künstler, wie er mir sagt. Kunst hat mich immer schon fasziniert, auch Künstler finde ich sehr spannend. Denn diese Menschen schaffen eine eigene Welt, einfach so auch sich heraus. Ich habe das auch schon mal probiert, allerdings mit mäßigem Erfolg und wenig Ausdauer. Mark macht mir ein Kompliment für meine Statur und fragt mich, ob ich ihm mal Modell stehen könnte. Da fühle ich mich geehrt.
Wir verabreden uns für das nächste Wochenende in seinem Atelier. Er wohnt auf einem ehemaligen Bauernhof, etwas außerhalb. Ich mag das Landleben, obwohl ich ja ein echtes Stadtkind bin. Als ich das Atelier betrete, steht Mark ganz vertieft an seiner Staffelei und scheint etwas abwesend zu sein. Ich räuspere mich. Ein freundliches Lächeln huscht über sein Gesicht. Der Meister bei der Arbeit. Er gibt mir eine kurze Einweisung in das Modell-Stehen. Da braucht man schon Geduld, denn ich darf mich ziemlich lange nicht bewegen. Erst fertigt er eine grobe Zeichnung von meinen Körperumrissen an. Alles ganz klassisch, nackt bin ich, mit einem Tuch um die Hüften. Manchmal kommt Mark zu mir und dreht mich ein bisschen nach links oder rechts, den Arm etwas höher. Seine Berührungen elektrisieren mich. Das ist schon eine ganz besondere Situation, wenn man so dasteht und fixiert wird von allen Seiten. Aber die Mühe lohnt sich. Als er schließlich zum Pinsel greift, kann ich es kaum erwarten, das Resultat zu sehen. Doch weit gefehlt. Das war nur die erste Sitzung. Aber er lässt mich nach zwei Stunden mal einen Blick auf die Leinwand werfen. Fabelhaft, was ich da sehe: Irgendwie modern, und doch sehr realistisch.
Nach weiteren Sitzungen, die ja eher im Stehen stattfinden, hat Mark letzte Hand an das Kunstwerk gelegt. Mein Honorar habe ich auch schon bekommen. Das kann sich durchaus sehen lassen, denn Mark ist, wie ich erfahren habe, ein renommierter Künstler. Der kann sich das leisten. Er fragt mich, ob er mit mir einen Gemälde-Zyklus machen kann, denn ein Galerist habe an den Entwürfen schon Interesse gezeigt. So bin ich denn im Nebenberuf jetzt ein Kunst-Modell geworden. Mich verbindet mit Mark nur eine platonische Beziehung, die allerdings sehr tief und innig ist. Vielleicht kann er mir sogar mal später das Malen beibringen. Eine gemeinsam Liebe zur Kunst. (rb)
Erotische Kunst
Schon seit Anbeginn der menschlichen Kultur ist der Körper Gegenstand der künstlerischen Gestaltung. Die Ästhetik spielte in der Antike noch eine große Rolle, seit der Moderne sind die Grenzen zu sexueller Darstellung und Abweichung von gängigen Schönheitsidealen fließend. Das Verhältnis des Kunstschaffenden zu seinem Modell kann von großer Bedeutung für die Wirkkraft des Kunstwerks sein.