„Toleranz muss man lernen" Gleichgeschlechtliche Hochzeiten in unserer Gesellschaft
Seit dem 01.10.2017 ist die gleichgeschlechtliche Ehe in Deutschland erlaubt. Das bringt definitiv viele Möglichkeiten und auch viel Freude in das Leben einiger Menschen. Vor allem für diejenigen, die so ein Event organisieren, war dies nicht uninteressant: Die Hochzeitsplaner*innen. Maureen Krühne, Inhaberin der Agentur "Pretty Weddings. Art of Celebration" sprach mit SCHWULISSIMO über das Planen von homosexuellen Hochzeiten, verschiedene Traditionen und was sie sich als Planerin in Zukunft wünschen würde.
War für dich klar, dass du auch gleichgeschlechtliche Hochzeiten planen möchtest, als dies in 2017 möglich wurde?
Bereits vor 2017 haben wir die Organisation zur Schließung von Lebenspartnerschaften angeboten. Der Organisationsaufwand war ähnlich wie bei Hochzeiten, es galten aber andere Gesetze für gleichgeschlechtliche Paare. Seitdem die längst überfällige Gesetzesänderung zur Gleichstellung in Kraft getreten ist, hat dies den Planungsprozess für uns und unsere Paare vereinfacht. Es war also eine Selbstverständlichkeit.
Du bietest auch Hochzeiten im Ausland an. Auf deiner Website findet man die Möglichkeit auf Mallorca, Curacao, und auf den Malediven zu heiraten. Auf den Malediven ist Homosexualität jedoch verboten. Wie handhabst du das dann also mit homosexuellen Paaren, können diese trotzdem in anderen Ländern heiraten?
Ja das ist natürlich möglich! Ich biete weltweit Hochzeiten an, auf der Webseite sind nur Beispiele genannt. Gleichgeschlechtlichen Paaren würde ich aufgrund der Gesetzlage von den Malediven abraten, obwohl viele Hotelinseln ihre „eigenen Regeln“ aufstellen.
Curacao eignet sich aber beispielsweise wundervoll für gleichgeschlechtliche Hochzeiten. Unser Tipp: Standesamtlich in Deutschland heiraten – So spart man sich die zusätzliche Bürokratie vor und nach der Hochzeit.
Gibt es Unterschiede zwischen homo- und heterosexuellen Paaren? Existieren Trends auf gleichgeschlechtlichen Hochzeiten, die es auf Hetero-Hochzeiten nicht gibt?
Was die Auslandshochzeiten und die Länderwahl angeht, ja. Das ist aber vermutlich der einzig relevante Unterschied zwischen hetero- und homosexuellen Paaren bei der Hochzeitsplanung. Ich weiß, viele möchten hören, dass es da etwas Besonderes gibt oder gravierende Unterschiede vorliegen. Aber aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich tatsächlich keine Differenz feststellen. Es gibt immer Dinge die im Trend sind, die sich Paare eventuell wünschen. Aber ich würde sagen es ist bei der Hochzeitsplanung alles eher typ-, keinesfalls geschlechterabhängig.
Hast du schon mal doofe Kommentare bekommen, weil du gleichgeschlechtliche Hochzeiten organisierst?
Nein, bisher nicht. Wenn ich solche Kunden hätte, wären sie vermutlich bald nicht mehr meine Kunden, da wir nicht zusammenpassen. Derartige Intoleranz finde ich schlimm. So etwas war bisher aber noch nie Thema.
Ja das sollte es auch nicht sein! Wie sieht das denn aus mit ‚klassischen Traditionen‘, wie das Führen der Braut zum Altar?
Bei den gleichgeschlechtlichen Hochzeiten gehen die Paare oft zu zweit, keine/-r wird einzeln zum Altar geführt. Außerdem ist auch, unabhängig vom Geschlecht, fraglich wie das Verhältnis zu den Eltern ist und ob man von ihnen überhaupt dorthin geführt werden möchte. Hier sollte auch bei heterosexuellen Hochzeiten das Thema Gleichberechtigung und Rollenbilder hinterfragt werden.
Was andere Traditionen angeht, wie zum Beispiel das Anschneiden der Torte oder das Werfen des Brautstraußes, finden das entweder beide Partner einstimmig gut oder nicht. Das hat hier ebenfalls nichts damit zu tun, ob ein Paar hetero- oder homosexuell ist. Die Torte haben auf meinen geplanten Hochzeiten immer alle angeschnitten. Auch einen Strauß haben fast immer alle geworfen – auch wenn sie vorher nicht damit herumgelaufen sind. Bei einer Hochzeit mit einem männlichen Paar haben diese den Strauß beispielsweise gemeinsam in eine Menge von Männern geworfen.
Möchtest du noch etwas zur Thematik sagen?
Ja eine Sache möchte ich gerne noch loswerden: Allgemein wäre es schön, wenn gleichgeschlechtliche Hochzeiten nicht mehr als „ungewöhnlich“ bezeichnet werden. Ich fände es gut, wenn in Zukunft nicht so extrem versucht wird, bewusst Unterschiede zu heterosexuellen Hochzeiten zu finden. Durch die stetige Unterscheidung fokussiert man etwas, was nicht fokussiert werden muss.
Es spielt keine Rolle, wer welches Geschlecht hat. Das ist für manche vielleicht schwer zu verstehen. Gerade für ältere Generationen sind gleichgeschlechtliche Hochzeiten oftmals noch ein neues Feld. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und Gründe für Verhaltens- und Denkweisen.
Toleranz muss man lernen und dafür ist es nie zu spät. Lebenseinstellungen ändern sich täglich. Alles braucht etwas Zeit. Es ist aber nicht unmöglich und unglaublich wichtig für ein gesundes, gleichberechtigtes Zusammenleben.