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Kritik am Papst

Kritik am Papst Bischof ist enttäuscht von Reformunwillen des Papstes

ms - 23.12.2022 - 13:00 Uhr

Kurz vor Weihnachten äußert jetzt erstmals seit der Niederlage der Reformbewegung des “Synodalen Wegs“ ein deutscher Bischof Kritik an Papst Franziskus, der zuletzt bei seinem diesjährigen Treffen mit allen deutschen Bischöfen diese zu strengem Gehorsam ermahnte und den Bestrebungen, die Kirche für Homosexuelle und Frauen zu öffnen sowie die Sexualmoral selbst zu überarbeiten, eine klare Absage erteilte. Im Interview mit der Osnabrücker Wochenzeitung erklärte Bischof Franz-Josef Bode nun, er sei enttäuscht über die Reformwilligkeit des Vatikans und das Pontifikat von Papst Franziskus bleibe hinter den Erwartungen zurück.

Festgefahrene Strukturen im Vatikan

Bode ist Bischof im Bistum Osnabrück und der stellvertretende Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz. Im weiteren Verlauf attestierte er dem Papst, dass dieser sich offenbar schwer mit den festgefahrenen Strukturen im Vatikan tue, den Apparat in Rom, wie es Bode nennt. Daher sei es aus seiner Sicht wichtiger denn je, am Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland festzuhalten.

Es sei unabdingbar, dass sich die Institution ändere und genau dafür bedürfe es auch weiterhin des Synodalen Weges, einer Vereinigung von Fachleuten, Geistlichen und Laien. Für Bode ist klar, dass sich die angestoßenen Änderungen nicht zurückdrängen lassen würden – die Kirchenleitung in Rom selbst sieht dies offensichtlich anders. Rückendeckung bekommt Bode von seinem Kollegen aus Trier, Bischof Stephan Ackermann erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass er nach diversen Rückmeldungen die Hoffnung habe, die Reformbewegung bekomme jetzt auch international mehr Unterstützung.  

Ein peinliches Jahr für die Kirche

In diesen Tagen geht abermals ein sehr schmachvolles und peinliches Jahr für die Kirche zu Ende, immer mehr Deutsche treten aus der römisch-katholischen Kirche aus und rund 80 Prozent der jungen Menschen in der Bundesrepublik wollen gar nichts mehr mit der Institution zu tun haben. Mehrfach hatten die deutschen Bischöfe versucht, Reformen in die Wege zu leiten und scheiterten immer wieder an dem Veto aus Rom.

Zuletzt verabschiedeten die Bischöfe zwar ein neues kirchliches Arbeitsrecht, das grundsätzlich vorsieht, dass auch homosexuelle Personen offiziell im Dienst der Kirche tätig sein dürfen, allerdings sind die neuen Richtlinien nicht bindend, sondern reine Empfehlungen. Jedes Bistum kann eigenständig entscheiden, wie es damit verfährt. Zudem ließen sich die Bischöfe auch hier mehrere Hintertürchen offen, beispielsweise können schwule oder lesbische Menschen nur ausgewählte Arbeiten erledigen und ihnen droht weiterhin eine jederzeit mögliche Kündigung, wenn sie sich eines “kirchenfeindlichen Verhaltens“ schuldig machen würden.

Daneben sorgen auch die Missbrauchsfälle weiterhin für Aufsehen, wobei sich zuletzt immer wieder zeigte, dass die Kirche offensichtlich selbst kein Interesse an einer lückenlosen Aufklärung hat. Auch gegen Bischof Bode läuft derzeit eine kirchenrechtliche Untersuchung. Der Betroffenenrat Nord wirft dem Geistlichen aus Osnabrück vor, sexualisierte Gewalt gegen Kinder durch Priester verharmlost zu haben. Bode selbst lehnt einen Rücktritt diesbezüglich ab.

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