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Vertrauenslehrer soll viele Jungs missbraucht haben
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Missbrauchsfall in Wien Österreich zeigt sich erschüttert über Ausmaß der Fälle

ms - 27.09.2022 - 10:00 Uhr

Ein Missbrauchsskandal an einer Mittelschule in Wien weitet sich in diesen Tagen immer mehr aus – je mehr Details bekannt werden, desto geschockter reagiert auch die österreichische Bevölkerung und fragt sich, wie es soweit hat kommen können? Im Zentrum der Vorwürfe steht ein Lehrer einer Wiener Schule im zweiten Bezirk, der zwischen 2004 und 2019 mindestens 25 Schüler im Alter zwischen 11 und 14 Jahren sexuell missbraucht haben soll – und diese Taten offenbar auch gefilmt hat. Der Täter soll nach Zeugenaussagen noch Tage kurz vor der geplanten Festnahme einen Jugendlichen bei sich zu Hause gehabt haben. Kurz vor der Ergreifung der Polizei beging der Mann nach einer Hausdurchsuchung Suizid.

Für die Wiener Polizei ist der Fall seit 2019 abgeschlossen, nachdem alle mutmaßlichen Opfer nach dem Suizid des Lehrers vernommen worden waren. Jetzt allerdings werden immer mehr Details bekannt, die einen noch dunkleren Schatten auf den Fall werfen. Zum einen zeige laut der Anwältin eines der Opfer das sichergestellte Material auf, dass von weit mehr als 25 Missbrauchsfällen auszugehen sei, so berichtet es der Kurier. Bis jetzt schweigt die Polizei zum Namen der konkreten Schule, Betroffene gehen aber davon aus, dass sich bei einer Bekanntgabe viele weitere Opfer melden würden, da der Lehrer bereits seit 1996 als Pädagoge arbeitete und lange Zeit auch in einem Feriencamp sowie in mehreren Sportvereinen für Jugendliche in Wien tätig war.

Zum anderen steht immer mehr die Frage im Raum, warum die zuständigen Behörden nicht weitere Ermittlungen durchführen: Bisher war davon ausgegangen worden, dass die sexuellen Übergriffe nur im privaten Bereich stattgefunden haben, nach Angaben von Berichten des Kuriers sowie auch des österreichischen Standards stimmt dies allerdings nicht. Der Lehrer soll auch im Umfeld und in der Schule selbst übergriffig geworden sein. Mindestens ein Junge soll ihm während einer Schulsportwoche zum Opfer gefallen sein, ein anderer während einer Lesenacht in der Turnhalle der Schule. Ob der Lehrer wie sonst zu Hause auch, die Jungs auch dort mit K.-o.-Tropfen gefügig gemacht haben soll, ist unklar. Dass es offensichtlich Unklarheiten gibt, zeigt auch eine spezielle Kommission, die unter anderem von der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) bereits im Jahr 2021 eingerichtet wurde, um Versäumnisse in dem Fall aufzuarbeiten und Vermeidungsstrategien für die Zukunft auszuarbeiten. Ein vorläufiger Endbericht wird für November dieses Jahres erwartet. Die Frage, die jetzt in ganz Österreich diskutiert wird, ist: Wie konnte es zu jahrelangem Missbrauch auch im Umfeld der Schule kommen, ohne dass irgendjemandem etwas aufgefallen war? Die Ombudsstelle attestierte dem Schulsystem bereits ein vollständiges Systemversagen, noch dazu, wo es sich bei dem Pädagogen um den Vertrauenslehrer der Schule gehandelt haben soll. Auch Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer erklärte: „Es gab keine Verdachtslage, dass die das wissen hätten müssen. Als Chef der Schulbehörde ist es aber meine Aufgabe, sicherzustellen, dass so etwas nicht mehr passiert.“ Spezielle Kinderschutz-Pläne sollen nun zeitnah an allen Schulen landesweit ausgearbeitet werden.

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