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Zu viel LGBTI* im TV?
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Zu viel LGBTI* im TV? US-LGBTI*-Organisation GLAAD zieht eine traurige Bilanz

ms - 02.05.2024 - 16:00 Uhr

Die amerikanische LGBTI*-Organisation GLAAD untersucht seit rund drei Jahrzehnten einmal im Jahr, wie stark LGBTI*-Personen in den führenden TV- und Streamingdiensten präsent sind. Für den jüngsten Zeitraum vom Juni 2023 bis zum April 2024 stellt die Organisation dabei mit Erschrecken fest: Die Zahl von LGBTI*-Figuren auf dem Bildschirm ist in den USA dramatisch um rund 19 Prozent binnen eines Jahres zurückgegangen.  

TV-Präsenz wichtiger denn je? 

Für GLAAD sind die Ergebnisse der „Where We Are on TV“-Studie deswegen von besonderer Wichtigkeit, um „Defizite bei der Inklusion im Fernsehen zu ermitteln und umsetzbare Erkenntnisse und Prioritäten für Veränderungen zu schaffen“, so Präsidentin Sarah Kate Ellis. Die Studie diene zudem auch als führende Ressource für das Erzählen wirkungsvoller, nuancierter und inklusiver LGBTI*-Geschichten. 

„Wir wissen, dass LGBTI*-Geschichten heute wichtiger denn je sind - es ist von größter Wichtigkeit, dass sich unser Leben auf dem Bildschirm widerspiegelt und die Fehlinformationen und die schädliche Rhetorik, die von Politikern und Journalisten unkontrolliert verbreitet wird, in Frage gestellt werden.“

Wenig Zufriedenheit mit LGBTI*-Inhalten

Gestützt auf einer landesweiten Studie von MRI-Simmons stellt die Organisation weiter fest, dass allerdings nur eine Minderheit  von zwei von fünf amerikanischen Erwachsenen es für wichtig empfinden, dass auch LGBTI*-Aspekte in die TV-Unterhaltung einbezogen werden. Die junge Generation Z in den USA sucht hingegen ganz gezielt nach Inhalten jenseits des heteronormativen Mainstreams. Ähnlich wie in Deutschland identifiziert sich auch in den USA mehr als jeder fünfte junge Amerikaner (22 %) als Mitglied der LGBTI*-Community. 

Zufrieden mit der Darstellung von LGBTI* sind indes nur eine Minderheit von 38 Prozent der Befragten. Für GLAAD ein großes Potenzial für TV-Anbieter und Streamingdienste, hier mit entsprechenden Programmen eine breite LGBTI*-Kundschaft für sich zu gewinnen. 

„In den letzten zehn Jahren wurden enorme Fortschritte bei der Darstellung von LGBTI* gemacht, und es ist wichtig, dass diese Fortschritte nicht verloren gehen“, so Ellis weiter. Dazu kommt, dass viele Serien mit LGBTI*-Aspekten wie beispielsweise die Zombie-Serie „The Last Of Us“ auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen sehr erfolgreich waren.

Ist der Markt von LGBTI* übersättigt?

Trotzdem verzeichnet die Organisation unterm Strich einen starken Rückgang im zuletzt untersuchten TV-Fernsehjahr. Insgesamt 8,6 Prozent der rund 450 Charaktere in der Hauptsendezeit in den Serien der fünf größten Fernsehsender waren LGBTI*. Im Jahreszeitraum zuvor lag dieser Wert noch bei 10,6 Prozent, ein weiteres Jahr zurück sogar bei 11,6 Prozent. Ein Verlust von fast 19 Prozent binnen eines Jahres.

Der Grund ist indes simpel: Die Quote entscheidet auch hier am Ende, ob eine LGBTI*-Serie aus dem Programm fällt oder nicht. Ob der starke Rückgang an LGBTI*-Figuren also vielleicht auch an einer Übersättigung des Mainstream-Publikums liegen könnte, wollte GLAAD nicht bewerten. Nur so viel: „Es gibt gerade keine einzige Serie in den großen Sendern, die eine LGBTI*-Figur als einzigen Protagonisten oder einzige Protagonistin hat.“ Auch bei den Streamingdiensten wie Netflix und Pay-TV-Sendern wie HBO wurde so ein Rückgang verzeichnet.  

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