Parlament in Österreich Jeder zehnte Österreicher weiß nichts von seiner HIV-Infektion
Mit einer bisher einzigartigen Aktion in einem europäischen Parlament setzte Österreich in diesen Tagen ein ganz besonderes Statement gegen die Stigmatisierung von HIV-Positiven und rief gleichzeitig zu einer größeren Sensibilisierung zu dem Thema auf. Mit einer besonderen Initiative wollte die parlamentarische Gruppe für sexuelle und reproduktive Gesundheit auf die HIV-Situation in Österreich aufmerksam machen und bot so allen Parlamentariern an, direkt vor Ort einen HIV-Test zu machen – viele Kollegen des Hohen Hauses nahmen das Angebot auch wahr.
Die überparteiliche Gruppe setzt sich für die Verbesserung der sexuellen Gesundheit ein und besteht auf nationaler wie europäischer Ebene insgesamt aus 23 Abgeordneten.
Was auf den ersten Blick vielleicht wie eine Bagatelle wirkt, hat in der Realität durchaus eine gewisse, gerade auch mediale Durchschlagskraft im Land. Das Thema HIV / Aids findet in der breiten Öffentlichkeit immer weniger Aufmerksamkeit und auch in den österreichischen überregionalen Medien wird zumeist gar nicht mehr über die Krankheit berichtet. Mit der Aktion, bei der explizit Politiker aller Parteien mitmachen konnten, soll das Thema zurück ins Licht der Öffentlichkeit gebracht werden. Partner der Aktion war so auch die Aids-Hilfe Wien.
Aktuelle Zahlen der Österreichischen Aids-Gesellschaft zeigen zudem auf, wie wichtig die Aktion ist: Rund jeder zehnte HIV-Positive in der Alpenrepublik weiß nichts von seiner Infektion. Das verhindert nicht nur eine wirksame und schlussendlich auch lebensrettende Behandlung, sondern es besteht zudem die Gefahr, den Virus unwissend an andere weiterzugeben.
Aktuell sind in Österreich offiziell rund 9.000 Menschen HIV-positiv, in Deutschland sind es etwa zehn Mal so viel.
Die LGBTI*-Sprecherin der österreichischen Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic, erklärte dazu: „Bekämpfen wir gemeinsam das Virus und auch die Stigmatisierung, Abwertung und Ausgrenzung, die HIV-positive Menschen immer noch erfahren. Erleichtern wir denen, die ihn brauchen, den Zugang zu medikamentösen Schutzmaßnahmen wie PrEP und PEP. Brechen wir das Tabu, um Aufklärung zu ermöglichen.“