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Pride-Veteranen kritisieren Pride-Event // © IMAGO / ZUMA Wire
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Pride-Veteranen kritisieren Pride-Event Veteranen laden zu eigenem Pride-Marsch in London ein

ms - 19.05.2022 - 17:30 Uhr

Erst vor kurzem feierten wir in Deutschland 50 Jahre Homosexuellen-Proteste – die allererste Straßendemonstration lange vor den heutigen CSDs und Prides fand 1972 in Münster statt. Ein jahresgleiches Jubiläum feiert in diesem Jahr nun auch Großbritannien; und während die Vorbereitungen für den diesjährigen Pride in London mit mehr als 1,5 Millionen erwarteten Besuchern in vollem Gange sind, meldeten sich jetzt die Veteranen der Gay Liberation Front mit einem wichtigen Anliegen zu Wort.

 

Im Juli 1972 war es jene Gay Liberation Front (GLF), die den allerersten Pride organisiert und angeführt hatte – nun laden die Veteranen einen Tag vor dem offiziellen Pride am 2. Juli zu einem Protestmarsch durch London ein.

Der Termin kurz vor den großen Feierlichkeiten ist bewusst gewählt, denn die Veteranen möchten in besonderer Weise klarstellen: Der Pride ist und sollte bis heute vor allem eine Demonstration sein, ein politischer Protest und kein reines Spaß-Happening mit hoher Dating-Dichte.

 

In der weiteren Erklärung schwingt eine gewisse Bitterkeit darüber mit, dass die offizielle Pride-Veranstaltung tags drauf zusehends zu einer politischen Werbeveranstaltung für die Regierung und auch den Bürgermeister Londons werden könnte.

Dabei ermutigt das Veteranen-Team alle anderen Community-Organisationen, die sich vom Mainstream der LGBTI*-Pride-Veranstaltung ausgeschlossen fühlen, sich ihrem Protestmarsch am 1. Juli anzuschließen: "Die Gay Liberation Front steht an der Seite aller gewaltsam und systematisch marginalisierten Menschen. Wir sind Schwarz, wir sind Trans, wir sind People of Color und wir sind weiß. Wir laden UK Black Pride und Trans Pride und alle, die nicht ertragen können, was Cameron, May und Johnson diesem Land angetan haben, ein, sich uns anzuschließen!“

 

Der Protestmarsch wird mittags am Trafalgar Square starten und die exakte Route der Bewegung von 1972 nachzeichnen, bevor er in Marble Arch endet. Die politische Aussagekraft jenseits der großen Show ist den Veteranen ein wichtiges Anliegen: "Die GLF hat sich nie den Interessen von Unternehmen oder den Assimilationsforderungen des Neoliberalismus unterworfen, noch haben wir um die Gunst von Politikern und Scharlatanen geworben. Wir glauben an die Macht des Volkes, an Rechenschaftspflicht und daran, dass eine Politik der Solidarität für den Pride unerlässlich ist."

 

Die Veteranen forderten außerdem, dass die "historischen Aufzeichnungen" dahingehend korrigiert werden, dass der Protestmarsch 1972 "nicht die erste Einweihung von London Pride oder anderen, vom Bürgermeister unterstützten Pride-Organisationen war.“ Der Pride in London, die Gruppe, die derzeit die Pride-Veranstaltungen in der Hauptstadt organisiert, war in den letzten Jahren heftiger Kritik ausgesetzt gewesen. Im Jahr 2021 traten die fünf ranghöchsten Mitglieder von Pride in London nach vernichtenden Vorwürfen von Rassismus und Mobbing in der Organisation zurück.

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