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Prinz Harry und Elton John klagen gegen Klatsch-Blätter

Sammelklage wegen Spionage Prinz Harry und Elton John klagen gegen Klatsch-Blätter

co - 10.10.2022 - 12:00 Uhr

Seit Jahren ist die Klatsch-Presse hinter ihnen her. Jetzt haben sie genug: Prinz Harry (38), Elton John (75) und zahlreiche weitere britische Prominente klagen gegen „Daily Mail“ und ihre Schwester-Zeitung „Mail on Sunday“, die vom Zeitungsverlag Associated Newspapers Limited (ANL) herausgegeben werden.

Sammelklage gegen Boulevard-Presse

Letzte Woche haben Prinz Harry, Elton John und zig andere britische Prominente eine Klage gegen die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ eingereicht. Zu den Klagenden gehören auch Johns Ehemann David Furnish (59), die Baronin Doreen Lawrence (69) und die Schauspielerinnen Liz Hurley (57) und Sadie Frost (57). Bei der Klage gegen den Verlag geht es laut der Anwaltskanzlei Hamlins um empfindliche Eingriffe in die Privatsphäre der Betroffenen. Die Gruppe besitze „überzeugende und äußerst verstörende Beweise, dass sie Opfer abscheulicher krimineller Aktivitäten und grober Verletzungen der Privatsphäre geworden sind“.

Doreen Lawrence und „Daily Mail“

Dass sich gerade die Baronin gegen die „Daily Mail“ wehrt, ist bemerkenswert – hatte das Boulevard-Blatt doch vor fast dreißig Jahren dabei geholfen, die Mörder ihres Sohnes Stephen vor Gericht zu bringen. Ihren Feldzug gegen die rassistischen Täter rühmte die Zeitung regelmäßig als Siegeszug des Kampagnen-Journalismus. Der damalige Herausgeber, Paul Dacre, hatte sich für den Fall interessiert, nachdem er herausfand, dass Stephens Vater als Dekorateur an seinem Haus gearbeitet hatte. Laut dem Guardian geht man davon aus, dass die von Lawrence vorgebrachten Anschuldigungen von Informationen handeln, die vor der „Mörder“-Schlagzeile gegen sie, ihre Familie und ihre Partner gesammelt wurden. Die Anwaltschaft soll die „Mail“-Artikel über den Fall auf die darin genannten Quellen für die enthaltenen Informationen geprüft haben.

Was „Daily Mail“ vorgeworfen wird

Mitarbeitende des Verlags der Boulevardzeitung „Daily Mail“ hätten beispielsweise veranlasst, dass privat ermittelnde Personen Abhörgeräte in Autos und Wohnungen installieren und heimlich private Telefongespräche mithören und aufzeichnen. Ebenso unrechtmäßig sollen die Journalistinnen und Journalisten an gesundheitliche und finanzielle Informationen der Klagenden gekommen sein, beispielsweise indem sie korrupte Polizeimitglieder bestachen, sich als andere Personen ausgaben oder unrechtmäßig Bankdaten einsahen. Dabei könnte es gut sein, dass die bisher bekannten Fälle „nur die Spitze des Eisbergs“ seien und dass künftig noch mehr Opfer der Boulevard-Presse bekannt würden.

Vorwürfe seien „absurd“

Der Verlag wies die Anschuldigungen zurück: es seien „absurde Verleumdungen“. Die Gruppe plane, die „Mail“-Titel in einen Abhörskandal hineinzuziehen. Solche Vorwürfe wies der Verlag schon in der Vergangenheit entschieden zurück.

Nicht der erste Skandal

Vor mehr als einer Dekade wurde die britische Presse schon einmal von einem Skandal erschüttert. Damals ging es um abgehörte Telefonate und andere illegal erworbene Informationen zu Prominenten und den Opfern von Verbrechen. Die Vorwürfe konzentrierten sich auf die Wochenzeitung „News of the World“, die 2011 eingestellt wurde. Die Zeitung gehörte zum Medien-Imperium von Rupert Murdoch, das mit der ANL konkurriert. Laut dem Guardian gaben auch Mitarbeitende der „Daily Mail“ zwischen 2000 und 2003 etwa 143.000 Pfund (etwa 163.220 Euro) aus, um über Privatdetektiv Steve Whittamore an Telefonnummern und Adressen von Personen des öffentlichen Lebens zu gelangen.

Informieren als Vorwand

Damals erklärte ANL: „Es hat den Anschein, dass die Verwendung größtenteils mit dem Aufspüren von Adressen und Telefonnummern von Einzelpersonen zusammenhängt“, und dass „viele dieser Fälle durch den Einwand des öffentlichen Interesses abgedeckt wären. In der Tat ist es gute Praxis, dass Angelegenheiten, die Einzelpersonen in den Nachrichten betreffen, ihnen vor der Veröffentlichung vorgelegt werden, um die Richtigkeit zu gewährleisten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern. Dazu ist es unerlässlich, Adressen und Telefonnummern ausfindig zu machen, die in den meisten Fällen auf legalem Wege beschafft werden können.“

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