Direkt zum Inhalt
Wichtige LGBTI*-Organisation in China gibt auf
Rubrik

„Unvorhersehbare Umstände“ Wichtige LGBTI*-Organisation in China gibt auf

co - 17.05.2023 - 16:30 Uhr

Seit Jahren geht die chinesische Regierung gegen LGBTI*-Organisationen vor – und das obwohl Homosexualität offiziell seit 1997 nicht mehr strafbar ist. Dennoch bleibt die Ehe für alle weiterhin verboten, und auch in Film und Fernsehen sind LGBTI*-Themen tabu. Daneben gehen die Behörden seit Jahren gezielt gegen LGBTI*-Einrichtungen vor.

Immer mehr Institutionen sehen keinen anderen Ausweg mehr, als aufzuhören. Jetzt traf es auch eine der führenden Organisationen des Landes: Das Beijing LGBT Center teilte am Montag mit, dass es seine Arbeit wegen „unvorhersehbarer Umstände“ eingestellt habe.

Von Behörden geschlossen?

„Wir bedauern sehr, dass das Pekinger LGBTI*-Zentrum aufgrund von Umständen, die sich unserer Kontrolle entziehen, seinen Betrieb heute einstellen wird“, hieß es laut der Zeit in der Mitteilung. Es scheint also, als hätten die Behörden wieder einmal interveniert. Das Zentrum sei laut einer anonymen Quelle „nicht die erste Gruppe und auch nicht die größte“ im Land gewesen. Dennoch habe der Verein die gesamte LGBTI*-Bewegung Chinas repräsentiert, weil er in der Haupstadt ansässig war.

„Das Pekinger LGBTI*-Zentrum hatte nie viel Geld und nur wenige Mitarbeitende“, so dessen Leiterin Xin Ying laut Washington Post letzte Woche zum 15. Jahrestag. Die Arbeit sei jedoch „nicht nur ein Job, sondern etwas, in das wir Leib und Seele gesteckt haben, bis es zu einem wichtigen Teil unseres Lebens wurde“.

Über das Zentrum

Das Pekinger LGBTI*-Zentrum bestand seit 2008. Zu Beginn organisierte die Einrichtung vor allem kulturelle Veranstaltungen in Peking, um die lokale LGBTI*-Community zusammenzubringen. Später konzentrierte sich das Zentrum auf den Kampf für LGBTI*-Rechte. Eine der ersten großen Maßnahmen war die Aufklärung von Psychologinnen und Psychologen über die Folgen von Konversionstherapien. Dazu unterstützte das Zentrum dem schwulen Yang Teng bei seiner Klage gegen ein Gesundheitszentrum, das ihn mit Elektroschocks „kurieren“ wollte.

Daneben bot das Zentrum kostengünstige psychologische Betreuung und soziale Unterstützung an. Hier konnten LGBTI*-Personen erfahren, welche medizinischen Einrichtungen ihnen wohlgesonnen sind. Außerdem war das Zentrum für seine Forschungsarbeit und die gezielte Vernetzung von Menschen mit Expertenwissen bekannt.

Auch Interessant

Zu viel LGBTI* im TV?

LGBTI*-Charaktere im US-Fernsehen

Binnen eines Jahres gab es fast 20 Prozent weniger LGBTI*-Charaktere im US-Fernsehen. Ist der Markt übersättigt oder gibt es andere Gründe?
Tödliche Penisvergrößerung

Bundesgerichtshof bekräftigt Urteil

Der Wunsch nach einem „monströsen Gehänge“ endete für einen Schwulen tödlich. Das Urteil gegen den Pfuscher der Penisvergrößerung ist nun rechtskräftig.
Einheitliche Haftbedingungen

EU-Komitee fordert bessere Regelungen

Seit Jahren lodert die Streitdebatte, wie mit Trans-Häftlingen umzugehen sei. Nun hat der Europarat seine Empfehlungen veröffentlicht.
Kleiner Schritt nach vorne

Tschechien ändert Partnerschaftsgesetz

Die gleichgeschlechtliche Ehe bleibt Homosexuellen in Tschechien weiterhin verwehrt, die Regierung verabschiedete nur geringfügige Verbesserungen.
Messerattacke in Bremen

Angriff auf YouTuberin Jolina Mennen

Die bekannte Trans-Influencerin Jolina Mennen wurde nach einem Disput gestern in einem Club in Bremen mit einem Messer attackiert und verletzt.
Viel heiße Luft

Lügenbaron Santos wird zur Drag-Queen

Er gibt keine Ruhe: Der Ex-US-Kongressabgeordnete George Santos will als Drag-Queen Geld erbetteln, bevor er im Herbst wegen Betrug vor Gericht steht.