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STI-Tests kostenlos! Ein Meilenstein: Gratis STI-Tests in Kalifornien

ms - 17.01.2022 - 14:30 Uhr

Es ist nicht weniger als eine kleine Sensation und ein Meilenstein für das amerikanische Gesundheitssystem, dass in Kalifornien die Kosten für einen STI-Test zur Bestimmung einer Geschlechtskrankheit künftig von der Versicherung bezahlt werden müssen.

Die sogenannte Senatsvorlage 306, auch als STD Coverage and Care Act bezeichnet, passierte im September letzten Jahres beide Kammern der kalifornischen Versammlung und wurde im Oktober vom demokratischen Gouverneur Gavin Newsom unterzeichnet. Nun tritt das neue Gesetz in Kraft. Gerade für ärmere LGBTI*-Menschen ist dies ein wesentlicher Schritt nach vorne. Sie können künftig gratis mit dem Heimtest-Kit abklären, ob sie sich beispielsweise mit HIV, Syphilis oder Chlamydien infiziert haben. Kalifornien ist landesweit der erste Staat, der diese Möglichkeit kostenfrei anbietet. Bisher gab es zwar in anderen Bundesstaaten vereinzelt und nicht flächendecken auch ähnliche Angebote, doch waren die Krankenkassen nicht gesetzlich verpflichtet, die Kosten zu übernehmen.

Wie wichtig für LGBTI* wie auch für junge Mütter und deren Kinder das neue Gesetz ist, bekräftigt der Kinderarzt Dr. Pan gegenüber der Los Angeles Times: "Die STI-Raten im ganzen Land haben ein Krisenniveau erreicht, und es ist noch schlimmer geworden, als sich ein antibiotikaresistenter Stamm von Gonorrhoe im ganzen Land verbreitet hat.“ Auch Stephanie Arnold Pang, Senior Director of Policy and Government Relations bei der National Coalition of STD Directors (NCSD), bestätigt die Wichtigkeit und Dringlichkeit dieses Vorhabens: „Das ist das erste Gesetz dieser Art, und ich würde sagen, es nimmt eine Vorreiterrolle ein. Wir wollen jedes einzelne Hindernis für die Inanspruchnahme von STI-Tests abbauen, und die Kosten sind ein großer Faktor."

© Nenad Cavoski
© Nenad Cavoski

Im Kampf gegen Covid-19 ist die Situation bezüglich Geschlechtskrankheiten in den USA etwas in Vergessenheit geraten. Erhebungen des NCSD haben ergeben, dass während der ersten Pandemiewellen 78 Prozent der Mitarbeiter von STI-Programmen zur Unterstützung der COVID-19-Bekämpfung in ihrem Land eingesetzt wurden. Die neuste Umfrage des NCSD vom Januar 2021 ergab, dass noch immer 37 Prozent des Personals der STI-Programme im Einsatz gegen Covid-19 eingesetzt sind. Diese Fachkräfte fehlen massiv für die Eindämmung von Geschlechtskrankheiten. Landesweit ist die kongenitale Syphilis - die Babys von ihren Müttern bekommen - in Kalifornien von 2015 bis 2019 um 232 Prozent gestiegen, so die CDC. Die Lage hat sich auch anderweitig kaum entspannt - während beispielsweise in San Francisco die Zahl der Chlamydienfälle leicht zurückging, stieg die Zahl der Gonorrhoe- und Syphilisfälle bis Juli 2021 im Vergleich zum Vorjahr deutlich an.

Die neue Gesetzgebung schreibt nun nicht nur die Übernahme der Kosten für Testkits für den Hausgebrauch vor, sondern fordert auch vehement, die Zahl der Angestellten im Bereich STI zu erhöhen. Zudem soll eine beschleunigte Partnertherapie gefördert werden, sodass sich auch Partner von Patienten regelmäßig und schnell testen lassen können.

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