Russland: LGBTI*-Aktivistin vor Gericht Russische Künstlerin soll LGBTI* nicht thematisieren dürfen
Russland geht einmal mehr gegen LGBTI*-Menschen vor – aktuell sorgt der Fall der russischen Künstlerin Yulia Tsvetkova für Aufsehen. Der 29-jährigen Frau drohen bei einer Verurteilung mehr als drei Jahre Haft in einem Straflager. Ihr “Verbrechen“: Die Russin hat eine Sammlung von Zeichnungen in den Sozialen Medien veröffentlicht, die junge Frauen nackt zeigen. Auf anderen Bildern porträtierte die Künstlerin auch Regenbogenfamilien und gleichgeschlechtliche Paare. Für die russische Staatsanwaltschaft ist das schlicht Pornografie. Auch die zahlreichen Verweise auf die europäische Kunst, in der Aktdarstellungen keine Seltenheit sind, änderte die Meinung der russischen Ankläger nicht.
Tsvetkova hatte sich bereits in der Vergangenheit mehrfach den Unmut der russischen Staatsführung zugezogen, weswegen zu befürchten ist, dass nun ein Exempel an ihr statuiert werden soll. Im extremen Fall könnte so ihre Strafe sogar auf sechs Jahre ausgeweitet werden, wie mehrere internationale Menschenrechtsorganisationen befürchten. Das Strafverfahren selbst wird dabei als offene Justizwillkür kritisiert – trotz zahlreicher prominenter Stimmen, die sich für die junge Künstlerin einsetzen, scheint sich die Situation nicht zu ändern.
Schon vor dem aktuellen Prozess war Tsvetkova immer wieder massiv angegriffen und mit dem Tode bedroht worden, wie sie der Deutschen Presseagentur erzählt hatte. In der Vergangenheit hatte sich Tsvetkova immer wieder auch für die Rechte von LGBTI*-Menschen starkgemacht und auch an Demonstrationen teilgenommen – ein besonderer Affront in Russland, in dem das “Homopropaganda“-Gesetz jede öffentliche Stellungnahme zu homosexuellen und queeren Themen verbietet. Amnesty International sowie die Menschenrechtsorganisation Memorial haben die Künstlerin inzwischen offiziell auf die Liste der “politisch verfolgten Personen“ gesetzt. Es ist fraglich, ob dieser Schritt ihr helfen wird können. Das Gericht in Komsomolsk am Amur im Osten Russlands will Mitte Juli das Urteil verkünden.