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Boris Johnson: Bedenken bei trans-Rechten

Johnson: Bedenken bei trans-Rechten „Das sind alles sehr schwierige Probleme und man muss sehr sensibel vorgehen."

ms - 28.06.2022 - 12:00 Uhr

Premierminister Boris Johnson steht seit Monaten in der Kritik, mit seiner jüngsten Entscheidung zum Thema Konversionstherapien offen Diskriminierung und Anfeindung von trans-Personen Vorschub leisten zu würden. Johnson hatte im Frühjahr erklärt, ein Verbot von Konversionstherapien durchsetzen zu wollen, allerdings explizit nur für homo- und bisexuelle Menschen. Damals äußerte er Bedenken medizinischer Natur als Grund für seine Einschätzung – so könnte es beispielsweise Ärzten und Therapeuten unter Strafandrohung künftig ansonsten untersagt sein, bei einer Selbstdiagnose eines Jugendlichen abzuklären, ob der Minderjährige tatsächlich trans ist oder eine andere Diagnose ursächlich für seinen Wunsch zur Geschlechtsanpassung ist. LGBTI*-Aktivisten setzten dem entgegen, dass Jugendliche ihren Zustand selbst erkennen und definieren könnten, sodass es keine weitere Abklärung bedürfte.

Im Gespräch mit Reportern auf dem Commonwealth-Gipfel in Kigali, Ruanda, erklärte Johnson nun abermals, dass sich in puncto Geschlecht aktuell "schwierige Probleme" abzeichneten, die sich nicht leitfertig beseitigen lassen könnten. "Sehen Sie, es ist sehr, sehr wichtig, dass wir als Gesellschaft so verständnisvoll wie möglich gegenüber allen anderen sind. Dafür habe ich immer gestanden. Wenn es darum geht, von Fragen der Sexualität zu Fragen des Geschlechts überzugehen, fängt man an, besondere Probleme aufzuwerfen. Ich glaube, ich habe in der Vergangenheit bereits drei Bedenken geäußert, die ich hatte. Sie haben mit dem Alter zu tun, in dem man den Übergang als kompetent betrachten kann, mit der Frage nach sicheren Räumen für Frauen und mit den Schwierigkeiten, die man bei sportlichen Wettkämpfen hat. Das sind alles sehr schwierige Probleme und man muss sehr sensibel vorgehen."

Angesprochen auf die Initiativen mehrerer Sportverbände, trans-Frauen von Frauen-Wettkämpfen aufgrund der Fairness auszuschließen und stattdessen eine eigene, offene Kategorie einzuführen, erklärte Johnson weiter: "Ich habe die Thematik nicht im Detail studiert, aber ich sehe keinen Grund, es abzulehnen. Das ergibt sich aus dem, was ich zuvor gesagt habe." Johnsons Kollegin, die britische Ministerin für Kultur, Medien und Sport, Nadine Dorries, hatte zuvor Vertreter anderer Sportarten aufgefordert, es dem Internationalen Schwimmverband FINA gleichzutun, der als erster den Ausschluss von trans-Frauen erklärt hatte. "Ich habe größtes Mitgefühl für jeden, der in einem Körper lebt, den er nicht kennt. Aber wir können nicht so tun, als würde das Geschlecht keine Rolle spielen - das ist eine wissenschaftliche Tatsache. Ich ziehe hier eine ganz klare Linie: Leistungssport für Frauen muss Menschen vorbehalten sein, die mit dem weiblichen Geschlecht geboren wurden. Nicht jemand, der als Mann geboren wurde, Pubertätsblocker genommen hat oder unterdrücktes Testosteron hat, sondern eindeutig und unbestreitbar jemand, der als Frau geboren wurde", so Dorries.

Gegenstimmen kamen von Seiten einiger LGBTI*-Organisationen und Aktivisten, wie beispielsweise dem trans-Sportler Chris Mosier: "Wenn Sportorganisationen eine Politik verfolgen, die transsexuelle Menschen ausschließt, schafft dies eine viel feindseligere Welt für transsexuelle Menschen - für Sportler und Nicht-Sportler gleichermaßen.“ Der schwule Olympiasieger im Turmspringen, Tom Daley, erklärte zudem, er sei "wütend" über die Entscheidung des Weltverbandes FINA.

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