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Der antike Dildo, der keiner ist – oder etwa doch?

Das phallisch wirkende Objekt Der antike Dildo, der keiner ist – oder etwa doch?

Redaktion - 24.05.2023 - 14:17 Uhr

1992, am römischen Kastell Vindolanda nahe des nordbritischen Hadrianswalls: Archäologinnen und Archäologen entdecken zahlreiche Alltagsgegenstände, die faszinierende Einblicke geben, wie die Menschen zu römischer Zeit gelebt haben. So findet man neben Kleidungsstücken, Schmuck und Kämmen auch einen Toilettensitz und ein sehr phallisch wirkendes Objekt. Man braucht nur wenig Phantasie, um den hölzernen Gegenstand für einen Dildo zu halten. Trotzdem dauert es noch Jahre, bis sich Forschende näher mit dem Fund befassen.

Sechzehn Zentimeter junges Eschenholz

Auch heute noch gibt es Sexspielzeug als Holz. Zwar beschränkt sich die Auswahl zumeist auf Dildos, während etwa Liebeskugeln aus anderen Werkstoffen gefertigt werden. Doch hat man sich auf vergleichbare Weise auch bereits im altrömischen Britannien vergnügt? Tatsache ist, dass phallische Darstellungen in der Antike nicht ungewöhnlich waren. Man war nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen Raum von ihnen umgeben, etwa in Form von Keramiken, Mosaiken und Fresken. Doch in tragbarer Form gab es sie auch damals am häufigsten und vielfältigsten. In Teilen war die damalige Gesellschaft mit Sicherheit offener und frivoler als die heutige, denn vom Messergriff bis zum Schmuckanhänger war das männliche Glied an zahlreichen Alltagsgegenständen zu finden. Die Forschenden sind aber der Ansicht, dass der Hintergrund der Phalli nicht zwingend erotisch zu verstehen ist: Wahrscheinlich kam den Gliedern eine apotropäische Funktion zu, indem sie beispielsweise Dämonen fernhalten sollten. Doch Holz spielte dabei wahrscheinlich keine oder nur eine unterschwellige Rolle, denn man fand nur diesen einen Holzphallus und kennt keine Vergleichsobjekte. Leider ist nicht mehr zu ergründen, ob es womöglich sehr viel mehr dieser hölzernen, hodenfrei gefertigten Phalli gab, die aber über die Jahrhunderte verrottet oder verbrannt sind.

Worin bestand der Nutzen des Objektes?

Die Forschenden sind sich hierüber bislang uneins – und es ist gut möglich, dass diese Frage niemals mit absoluter Sicherheit beantwortet werden kann. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen vor allem die folgenden drei Theorien.

  • Die Verwendung als Sexspielzeug: Schon alleine aufgrund der Form und der Größe drängt sich die Möglichkeit geradezu auf, dass dieses Objekt für sexuelle Handlungen genutzt wurde. Allerdings muss es sich dann nicht unbedingt um das erotische Vergnügen gehandelt haben. Man weiß etwa aus der altrömischen Literatur, dass Sklavinnen und Sklaven durchaus auch das Ziel sexualisierter Gewalt wurden. Wörtlich heißt es in der Studie zu diesem Objekt: „Solche Utensilien können auch bei Handlungen verwendet worden sein, die ein Machtungleichgewicht aufrechterhielten, etwa zwischen einer versklavten Person und ihrem Besitzer, wie die immer wiederkehrende sexuelle Gewalt in der römischen Literatur beweist.“
     
  • Die Schutzfunktion: An den Eingängen von Gebäuden gab es sogenannte Herms. Man berührte sie, um vor bösen Mächten Schutz zu bekommen. Häufig besaßen die steinernen Herms die Form von Monolithen mit geschnitztem Kopf. Einige wurden mit Hoden gefertigt, bei anderen fanden sich diese nicht. Es ist nicht ganz unplausibel, dass der gefundene Holzphallus in einen Sockel gepasst hat. Allerdings spricht die Abnutzung des Gegenstandes für einen Großteil der Forschenden gegen diese Theorie.
     
  • Die Funktion als Küchengerät: Die Form des Gegenstandes lässt auch die These zu, dass es sich um den Stößel eines Mörsers handelt. Immerhin liegt er gut in der Hand und das benannte Küchengerät war in der römischen Antike so omnipräsent wie heutzutage die elektrische Küchenmaschine. Auch die Tatsache, dass das verwendete Holz nicht sonderlich hart ist, muss nicht gegen die Theorie sprechen, denn selbstverständlich mörserte man auch vergleichbar weiche Lebensmittel. Die Macher der Studie hegen aber Zweifel an dieser Theorie: „Es gibt keine offensichtlichen Flecken oder Verfärbungen auf der vermeintlichen Mahlfläche, obwohl das Vorhandensein solcher Beweise von den spezifischen Umständen der Verwendung abhängt.“
© Pixabay/Klaus Hausmann

Fakt ist: Sexspielzeug gibt es bereits seit vielen Jahrtausenden

Menschen aus der Steinzeit würden über die riesige Sexspielzeug-Auswahl der heutigen Zeit aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Doch auch damals hat man bereits erotische Toys genutzt. So geht man fest davon aus, dass runde Steine oder entsprechend geformte Früchte eine durchaus befriedigende Wirkung erfüllten. Doch wen wundert es? Die sexuelle Lust ist definitiv sogar älter als die Menschheit…

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