Direkt zum Inhalt
Schweiz geht voran!
Rubrik

Schweiz geht voran! Klare Mehrheit stimmt für ein landesweites Nein von Homo-Heilungen

ms - 13.12.2022 - 11:00 Uhr

Und sie bewegt sich doch – die Schweiz. Einige Jahre lang haben die Parlamentarier abgestritten, dass es sowas wie unseriöse Heilungsangebote für Homosexuelle überhaupt gäbe beziehungsweise, dass daraus ein massiver Schaden in der Schweiz entstehen würde. Studien von Organisationen wie Pink Cross hingegen sprachen von mindestens 14.000 homosexuellen Opfern im Land. Der Druck auf die Politik wurde dabei immer höher, jetzt endlich hat sich der Nationalrat für ein landesweites Verbot von Konversionstherapien ausgesprochen.

Klares Votum für ein Verbot

Die Schweiz war in den letzten Jahren dabei immer mehr zu einer Art von Konversionstherapie-Oase geworden, nachdem schrittweise die meisten Nachbarländer diese unseriösen Praktiken, zumeist angeboten von christlichen Organisationen, verboten hatten. Auch in Deutschland gibt es ein solches Verbot, allerdings bisher nur für Minderjährige. Diese Schweizer Oase will der Nationalrat nun ganz offensichtlich austrocknen, mit einem deutlichen Votum von 143 zu 37 Stimmen stimmten die Parlamentarier für das Verbot.

Damit ist nun offiziell der Bundesrat mit der Schaffung einer entsprechenden Strafnorm beauftragt, wobei nicht nur die unseriösen Therapien direkt, sondern auch Werbemaßnahmen sowie die Vermittlung von Konversionstherapien verboten werden sollen. Für den Bundesrat dürfte es keine leichte Aufgabe sein, immer wieder hatte die Schweizer Kammer erklärt, dass es hier keine Dringlichkeit gäbe und ein Gesetz schwer umsetzbar wäre.

Gut Ding will Weile haben

Bis es zu einem finalen Gesetz kommen wird, kann es natürlich noch etwas dauern, immerhin befinden wir uns in der Schweiz. Dem Bundesrat wurde allerdings nahegelegt, er möge sich bei der jetzt anstehenden Arbeit am Verbot von Konversionstherapien an bereits existierenden Bestimmungen der Nachbarländer orientieren.

Das landesweite Verbot wäre für die Gay-Community in der Schweiz ein großer Schritt nach vorne, bisher haben sich nur einzelne Kantone gegen die gefährlichen Therapieangebote ausgesprochen, sodass es beispielsweise für interessierte Eltern leicht war, ihr homosexuelles Kind einfach in einen benachbarten Landkreis bei einem solchen christlichen Heilungsangebot anzumelden. Wie wichtig hier ein klares Statement seitens der Schweizer Regierung ist, zeigen auch die jüngsten Studien zum Thema Suizid und Depressionen unter LGBTI*-Menschen – die Fallzahlen sind hier signifikant höher als in der durchschnittlichen Schweizer Bevölkerung.

Auch Interessant

Mehr Diversity! Oder nicht?

Zu viel oder zu wenig Diversität?

Diversity liegt im Trend, im Mai wird Diversity einmal mehr groß gefeiert. Doch haben wir inzwischen zuviel oder zuwenig davon?
Scham vor der PrEP

Slutshaming in der Gay-Community

PrEP-Nutzer sind sexgeile Schlampen! Wirklich? Woher kommt dieses Denken? In Großbritannien regt sich jetzt Widerstand gegen das schwule Slutshaming.
Nächste Todeszone in Afrika

Burkina Faso plant Hass-Gesetz

Das nächste afrikanische Land will Homosexualität unter Strafe stellen: Burkina Faso prüft gerade neue Verbote.
Erhöhte Gefahrenlage vor ESC

Reisewarnung zum ESC in Schweden

Im schwedischen Malmö herrscht erhöhte Gefahrenlage vor dem ESC. Der Sicherheitsrat Israels warnt vor einem Anschlag, die Polizei ist stark präsent.
Polens neue Wege

Umdenken in der Gesellschaft

Polens neue Regierung kämpft für mehr Rechte für Homosexuelle. Jetzt zeigt sich, die Unterstützung in der Bevölkerung dafür wächst immer mehr an.
Zu viel LGBTI* im TV?

LGBTI*-Charaktere im US-Fernsehen

Binnen eines Jahres gab es fast 20 Prozent weniger LGBTI*-Charaktere im US-Fernsehen. Ist der Markt übersättigt oder gibt es andere Gründe?
Tödliche Penisvergrößerung

Bundesgerichtshof bekräftigt Urteil

Der Wunsch nach einem „monströsen Gehänge“ endete für einen Schwulen tödlich. Das Urteil gegen den Pfuscher der Penisvergrößerung ist nun rechtskräftig.
Einheitliche Haftbedingungen

EU-Komitee fordert bessere Regelungen

Seit Jahren lodert die Streitdebatte, wie mit Trans-Häftlingen umzugehen sei. Nun hat der Europarat seine Empfehlungen veröffentlicht.