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Bombenalarm in Bibliothek

Bombenalarm in Bibliothek US-Bücherei in Pennsylvania vor Drag-Queen-Lesung evakuiert

ms - 25.03.2024 - 12:00 Uhr

Einmal mehr ist es in den USA zu einem ernstzunehmenden Bombenalarm im Umfeld einer LGBTI*-Veranstaltung gekommen – Auslöser dieses Mal war demnach eine geplante Drag-Queen Lesestunde in der öffentlichen Bibliothek in Lancaster im US-Bundesstaat Pennsylvania. Nachdem ein verdächtiges Paket gefunden worden war, riegelte die Polizei großräumig das Gebäude und die nähere Umgebung ab. 

Großfahndung nach Sprengsätzen

Hunde der K-9-Einheit der Polizei von Lancaster hatten in der Bücherei am Samstagmorgen das verdächtige Paket entdeckt. Daraufhin rückte auch das Bombenspezialteam der Staatspolizei an. Zudem alarmiert zeigte sich die Polizei, weil nach dem Auffinden des Pakets weitere Bombendrohungen per E-Mail eingegangen waren. Darin war die Rede von mehreren Sprengsätzen an zwei verschiedenen Orten. Die Organisatoren der Lesung, der Verein des Lancaster Pride, sagte die Veranstaltung aus Sicherheitsbedenken deswegen ganz ab. 

Ernstzunehmende Drohungen 

Schlussendlich erfolgte nach mehreren Stunden Einsatz die Entwarnung, eine Bombe wurde glücklicherweise nicht gefunden. Profiler und Experten der US-Polizei nehmen solche Drohungen dennoch sehr ernst, zum einen, weil es in den letzten Jahren immer wieder zu verheerenden Anschlägen auf die LGBTI*-Community gekommen ist, zum anderen, weil das allgemeine hasserfüllte Klima gegen Homosexuelle und queere Menschen in den USA immer stärker zunimmt. Zudem bestehe selbst bei rein verbalen Drohungen immer die Gefahr, einen Nachahmer zu animieren, der tatsächlich dann eine Bombe deponiert oder zur Waffe greift.

Immer mehr Bombeneinsätze mit LGBTI*-Hintergrund

In den letzten ein bis zwei Jahren haben die Bombendrohungen in den USA mit einem LGBTI*-Hintergrund immer weiter zugenommen. In Boston war es so 2022 zu einem Großeinsatz am Boston Children's Hospital gekommen, weil das Klinikum auch queere Jugendliche behandelt. Kurz darauf musste eine Schule in Chicago geräumt werden, weil rechtsextreme US-Gruppen ebenso mit einer Bombe drohten – der Grund: An der Schule fand Sexualkundeunterricht statt, der auch Homosexualität erwähnte. Im letzten Jahr mussten dann 5.000 Schüler nach Bombendrohungen aus mehreren Schulen in New York evakuiert werden – erneut waren den Tätern Aufklärungsbücher über Homosexualität ein Dorn im Auge. 

Bewusste Hetze gegen Drag-Lesungs-Kritiker?

In Lancaster hat die verantwortliche Polizei jetzt strafrechtliche Folgen für den oder die bis dato unbekannten Täter angekündigt – die Ermittlungen laufen. Besonders heikel in diesem Fall könnte dabei die Annahme sein, dass es sich bei dem Verfasser der Bombendrohung um einen Unterstützer der Drag-Queen-Lesung handeln könnte, der offenbar Stimmung gegen konservative Kreise machen wollte, die derartige Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche kritisieren. 

Dieses Annahme bekräftigte in einer ersten Stellungnahme der Vorsitzende des Lancaster County Commissioners' Office, Josh Parsons. Wenn sich die Hinweise in diesem Zusammenhang verhärten, werde die Person in vollem Umfang des Gesetzes zur Verantwortung gezogen, erklärte Parsons weiter. Ob sich die Anschuldigungen tatsächlich  erhärten, ist aktuell noch ungewiss. LGBTI*-Aktivisten wie Jason Burkholder kritisierten Parsons´ Rhetorik und sprachen von „Zurschaustellung von schlechter politischer Effekthascherei“ und Fake News. Die Polizei selbst hat noch kein Motiv für die Drohung benannt und will sich bisher auch nicht festlegen, ob es sich hierbei offiziell um ein Hassverbrechen handelt. 

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