Direkt zum Inhalt
Bombenalarm in den USA

Bombenalarm an US-Schulen LGBTI*-freundliche Schulen im Fokus von gewaltbereiten Extremisten

ms - 05.10.2023 - 14:00 Uhr

Amerika steckt mitten im Kulturkampf und die Angriffe auf die LGBTI*-Community werden zusehends immer radikaler – dabei zeichnet sich zudem ab, dass immer öfter digitaler Hass in reale Gewalt oder massive Gewaltandrohungen übergeht. Das Gefährdungspotenzial hat dabei in den letzten Wochen immer weiter zugenommen, zuletzt kam es zu Massenpaniken nach zwei Bombendrohungen auf Schulen nahe Chicago und in Fresno.

Bombendrohungen nach Hass-Postings

Als eine der schärfsten Anheizer gilt dabei der Kanal „Libs of TikTok“ auf dem gleichnamigen Social-Media-Dienst, der seine digitalen Angriffe zuletzt auf alle Schulen im Land konzentriert hat, die LGBTI*-Themen behandeln oder sich offen für die Inklusion von LGBTI*-Menschen aussprechen. Die zwei jüngsten Bombendrohungen gehen so eindeutig auf das Konto von diesen digitalen Hass-Postings.

So wurde in den letzten Tagen sowohl eine Grundschule bei Chicago wie auch die  California State University in Fresno nach ernstzunehmenden Bombendrohungen geräumt. In Panik rannten die Schüler dabei aus den Gebäuden. Zu ähnlichen Vorfällen war es bereits im Frühjahr in New York gekommen, hier wurden rund 5.000 Schüler aus fünf Schulen evakuiert. Ende letzten Jahres kam es ebenfalls in Chicago zu Bombendrohungen gegenüber einer Schule, ausgesprochen von Rechtsextremisten. Im gleichen Zeitraum musste aus den gleichen Gründen eine Klinik in Boston komplett geräumt werden. Bisher wurden glücklicherweise in allen Fällen keine Bomben gefunden.

Gewaltbereitschaft nimmt zu

Die Polizei nimmt die Vorfälle allerdings sehr ernst, denn die generelle Gewaltbereitschaft gerade gegenüber LGBTI*-Menschen steigt auch in den USA wie beispielsweise ebenso in Deutschland seit Monaten immer weiter an. Zu den letzten Bombendrohungen in Chicago war es gekommen, nachdem ein einziges Bild publik gemacht worden war, auf dem eine Regenbogenfahne in einem der  Klassenzimmer der Grundschule zu sehen ist.  

Ähnlich verlief die Ausgangslage an der California State University in Fresno, hier reichte ein Statement einer LGBTI*-freundlichen Professorin aus, damit der gesamte Campus evakuiert werden musste. Nach Angaben von USA Today wurden die Studenten dabei in Angst und Panik versetzt. Insgesamt wurden in den letzten Monaten elf US-Schulen mit Bombendrohungen attackiert, allesamt, nachdem der Kanal Libs of TikTok über die Bildungseinrichtungen gehetzt hatte. Die Betreiberin des Social-Media-Kanals wies gegenüber der US-Presse jede Verantwortung von sich, die Bombendrohungen hätten nichts mit ihr oder ihren Followern zu tun.

Terrorismus gegen LGBTI*

Alejandra Caraballo, eine Dozentin für Transgender-Rechte in Harvard, sieht das konträr anders und erklärte: „Libs of TikTok hat nicht nur Bombendrohungen gegen mehrere Schulen ausgesprochen, sondern auch damit begonnen, einzelne Schulangestellte zu benennen, die sie wegen des ´Verbrechens´, eine Anstecknadel mit einer Pride-Flagge zu tragen, lynchen will. Das ist Terrorismus, Punktum.“

Professorin Juliette Kayyem von der Harvard Kennedy School sowie Ari Drennen, LGBTI*-Programmdirektor bei Media Matters, sprechen von einem sogenannten „stochastischen Terrorismus“ – der Begriff soll die gefährliche Überschneidung von Online-Hass und Gewalt in der realen Welt beschreiben. Diese Art von Terrorismus würde Menschen online dazu anstacheln, im Namen einer Sache reale Gewalt auszuüben, selbst dann, wenn sie die Hetzer dahinter gar nicht persönlich kennen.

Auch Interessant

Gewalteruption in Berlin

30 Prozent mehr Fälle in einem Jahr

Fast 30 Prozent mehr Fälle von Hassverbrechen gegen LGBTI*-Menschen verzeichnete das Anti-Gewaltprojekt Maneo im Jahr 2023 nur in Berlin.
LGBTI*-Rechte in Tschechien

Community feiert Erfolg vor Gericht

Das tschechische Verfassungsgericht hat Trans-Rechte gestärkt: Künftig entfällt der Sterilisations- und Operationszwang vor Geschlechtsumwandlungen.
Russlands harte Hand

15 Tage Haft für Studenten

Russlands absurde Gesetzgebung: Ein 22-jähriger Student muss 15 Tage in Haft, weil er online ein Regenbogen-Emoji geteilt hat.
Hassgewalt in Frankreich

Mehr Einsatz für LGBTI* gefordert

Die Hassgewalt in Frankreich nimmt weiter zu, nun fordern LGBTI*-Verbände einen stärkeren Einsatz für die Sicherheit von LGBTI*-Personen.