Direkt zum Inhalt
Amoklauf Colorado Springs

Amoklauf Colorado Springs Neue Anklagen wegen Hassverbrechen und Waffenbesitz

ms - 17.01.2024 - 12:00 Uhr

Es ist noch nicht vorbei – der Attentäter Anderson Lee Aldrich (23), der im November 2022 fünf Menschen im Gay-Club Q in Colorado Springs erschossen hat, wurde jetzt nach Bundesrecht wegen Hassverbrechen neu angeklagt – ihm droht die Todesstrafe.

Anklage wegen Hassverbrechen

Aldrich verbüßt bereits eine lebenslängliche Haftstrafe ohne Bewährung, nachdem er sich in einer bundesstaatlichen Anklage im letzten Jahr des fünffachen Mordes ersten Grades und des 46-fachen versuchten Mordes ersten Grades für schuldig erklärt hatte.

Nun erfolgte nach einer ausführlichen FBI-Untersuchung die Bundesanklage aufgrund von Hassverbrechen: Konkret handelt es sich um 50 Anklagen wegen Hassverbrechen und 24 Anklagen wegen Waffenbesitzes – Aldrich hatte bei dem Angriff ein halbautomatisches Gewehr benutzt. Bis zuletzt hatte der verurteilte Amokläufer versucht, diese Anklage zu verhindern und plädierte jetzt vor Gericht auf „nicht schuldig“.

Ist Aldrich wirklich nicht-binär?

Aldrich identifiziert sich als nicht-binär – inzwischen äußerten sich allerdings mehrere Staatsanwälte skeptisch dazu. Bezirksstaatsanwalt Michael Allen erklärte so, er glaube, dass Aldrich diese Identität nur deswegen angegeben habe, um eine Anklage wegen Hassverbrechen nach dem Gesetz des Bundesstaates Colorado zu vermeiden. Es gab keinen Hinweis darauf, dass Aldrich sich vor den Schüssen als nicht-binär identifizierte, so Allen weiter.

Aldrichs Schuldeingeständnis im ersten Prozess fußte so auf der Hoffnung, damit einer Bundesklage zu entgehen. Aldrich hatte so auch behauptet, zum Zeitpunkt der Schießerei unter Drogeneinfluss gestanden zu haben, und bestreitet nach wie vor, dass Hass oder Voreingenommenheit ein Motiv waren. Zeugen im Prozess sagten jedoch aus, dass Aldrich immer wieder Hass auf homosexuelle Menschen geäußert habe, teilweise auch von der eigenen Familie angestachelt. Immer wieder soll er sich auch online negativ zu Homosexuellen geäußert haben.

Neueröffnung und Mahnmal

Bei dem Anschlag im Club Q wurden Raymond Green Vance (22), Daniel Aston (28), Ashley Paugh (35), Derrick Rump (38) und Kelly Loving (40) getötet worden. Ihnen wurde im November letzten Jahres bei einer Veranstaltung zum einjährigen Jahrestag gedacht und dabei auch auf die steigende Zahl von Hassverbrechen in den USA gegenüber der LGBTI*-Community hingewiesen.  

Der Club Q soll einige Kilometer entfernt in diesem Jahr neu eröffnet werden als eine der wenigen Zufluchtsorte für Schwule und Lesben im weitestgehend konservativen US-Bundesstaat Colorado. Am früheren Standort des Clubs soll ein Mahnmal entstehen.  

Auch Interessant

Gewalteruption in Berlin

30 Prozent mehr Fälle in einem Jahr

Fast 30 Prozent mehr Fälle von Hassverbrechen gegen LGBTI*-Menschen verzeichnete das Anti-Gewaltprojekt Maneo im Jahr 2023 nur in Berlin.
LGBTI*-Rechte in Tschechien

Community feiert Erfolg vor Gericht

Das tschechische Verfassungsgericht hat Trans-Rechte gestärkt: Künftig entfällt der Sterilisations- und Operationszwang vor Geschlechtsumwandlungen.
Russlands harte Hand

15 Tage Haft für Studenten

Russlands absurde Gesetzgebung: Ein 22-jähriger Student muss 15 Tage in Haft, weil er online ein Regenbogen-Emoji geteilt hat.
Hassgewalt in Frankreich

Mehr Einsatz für LGBTI* gefordert

Die Hassgewalt in Frankreich nimmt weiter zu, nun fordern LGBTI*-Verbände einen stärkeren Einsatz für die Sicherheit von LGBTI*-Personen.