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Bitte nicht noch einmal!

Bitte nicht noch einmal! LGBTI*-Organisationen in den USA laufen Sturm gegen Trumps Kandidatur

ms - 16.11.2022 - 13:00 Uhr

Seit Wochen wurde immer wieder darüber spekuliert, nun hat Ex-Präsident Donald Trump den Vermutungen Taten folgen lassen und erklärt, dass er 2024 zum zweiten Mal für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika kandidieren wolle. Dabei verwies er auf seine angeblichen Erfolge während seiner Amtszeit und beschwor den altbekannten Slogan, dass mit ihm an der Spitze Amerika ab 2024 wieder zu alter Stärke zurückfinden könne.

Trumps Angriffe auf LGBTI*-Menschen

Mehrere LGBTI*-Verbände und Organisationen aus den USA haben dieser Ansage nun eindeutig die rote Karte gezeigt, allen voran der größte LGBTI*-Verein des Landes, GLAAD. Präsidentin Sarah Kate Ellis erklärte zur erneuten Kandidatur von Trump: „Die unmissverständliche Botschaft der Zwischenwahlen 2022 ist, dass die Amerikaner Freiheit schätzen, den demokratischen Prozess unterstützen und die spaltende Politik der jüngsten Vergangenheit ablehnen. GLAAD fordert alle Medien auf, die ablehnende Haltung des ehemaligen Präsidenten Trump gegenüber der LGBTI*-Gleichstellung in ihre Berichterstattung aufzunehmen! GLAAD dokumentierte mehr als 200 Angriffe auf LGBTI*-Personen während der Trump-Pence-Regierung. Es war eine Regierung, die von LGBTI*-feindlichen Handlungen, Rhetorik und einer Politik geprägt war, die weiße Rassisten ermächtigte und Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit schürte.“

Hat Trump noch einmal Chancen?

Wie erfolgreich Trumps Kandidatur überhaupt sein kann, ist stark umstritten. Auf der einen Seite kann Trump zwar immer noch viele republikanische Wähler hinter sich vereinen, auf der anderen Seite erklärten jüngst aber viele stramme Republikaner, dass sie ihre Partei zwar zuletzt erneut gewählt hätten, allerdings trotz und nicht wegen Trump. Zudem schnitt die Partei trotz Trumps Einsatz bei den Zwischenwahlen Anfang November bei weitem nicht so erfolgreich ab wie erhofft, ein Dämpfer für die ganze Partei, aber auch für den angeblichen Heilsbringer Trump. US-Beobachter mahnen allerdings trotzdem davor, Trump nicht erneut zu unterschätzen, doch anders als zuletzt hat er dieses Mal starken Gegenwind aus der eigenen Partei, allen voran Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der gerade erst mit überwältigender Mehrheit in seinem Amt bestätigt worden ist.

Setzen die Republikaner lieber auf den homophoben Gouverneur DeSantis?

In puncto Homophobie kann DeSantis Trump zwar die Hand reichen, doch präsentiert sich der 44-Jährige aus Florida agiler, moderner und weniger spalterisch für die meisten Amerikaner. Für die LGBTI*-Community wäre es indes eine Wahl zwischen Pest und Cholera. DeSantis hatte in diesem Jahr immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, weil er mit dem sogenannten “Don´t Say Gay“-Gesetz im ganzen Bundesstaat seit Sommer dieses Jahres alle Themen rund um LGBTI* an Floridas Schulen verbieten hat lassen. Ob sich am Ende die Republikanische Partei tatsächlich ein zweites Mal für Trump als Kandidat entscheiden würde, kann auch deswegen bezweifelt werden, weil Trump noch immer einen Rechtsstreit mit dem FBI ausfechten muss, da er 13.000 Dokumente, darunter auch streng vertrauliche Geheimdienstunterlagen, aus seiner Präsidentenzeit in seinem Privatanwesen in Florida versteckt hatte. Zuletzt steht noch die Frage des Alters im Raum – bei einem möglichen Amtsantritt im Jahr 2024 wäre Donald Trump 78 alt, DeSantis gerade einmal 46. Mit Blick auf eine langfristige Planung wäre DeSantis für viele Republikaner daher wohl die bessere Wahl.  

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