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Pride-Briefmarken zum Jubiläum

Schweiz: Streit um homosexuelle Marke Extremes Layout verbreitet Schrecken unter homophoben Eidgenossen

ms - 27.07.2022 - 15:00 Uhr

Seit gerade einmal einem knappen Monat können Schwule und Lesben in der Schweiz offiziell “Ja“ zueinander sagen (SCHWULISSIMO berichtete) und den Bund fürs Leben eingehen – jetzt droht im Dunstkreis der eben erst eingeführten gleichgeschlechtlichen Ehe neuer Streit. Ursache für den Unmut konservativer Hardliner mit Schweizer Höhenluftkoller ist eine Briefmarke. Genauer genommen handelt es sich dabei um die Sondermarke der Schweizer Post zu Ehren der “Ehe für alle“ – diese gehöre nach Ansicht der Gegner sofort eingestampft.

Natürlich wird diese drastische Maßnahme nicht mit der offensichtlichen Homophobie begründet, sondern liest sich viel sachlicher: Die Schweizer Post würde mit der Sonderbriefmarke ihre politische Neutralität aufgeben und mit staatlichen Mitteln Missbrauch zu Propaganda-Zwecken betreiben. Mit einer solchen “polarisierenden und gesellschaftsspaltenden Positionierung“ verliere die Post ihre Glaubwürdigkeit. Es fehlt nicht viel bis zur Behauptung, das Lecken dieser Sonderbriefmarke könne schwul machen. Anmerkung am Rande: In Großbritannien wurde eben erst zum 50jährigen Pride-Jubiläum eine Sonderbriefmarken-Serie mit LGBTI*-Motiven gedruckt (SCHWULISSIMO berichtete) – eine drastische Zunahme von Fällen spontaner Homosexualität ist bisher nicht zu verzeichnen.

Die Schweizer Post konterte auf den schriftlichen Beschwerdebrief des Trägervereins “Nein zur Ehe für alle“ mit der simplen Klarstellung, für sie sei die gleichgeschlechtliche Ehe ein “Meilenstein auf dem Weg zur Gleichstellung“. Nach mehreren Anläufen hatten bei einer Volksabstimmung im September 2021 rund 64 Prozent der Eidgenossen für die Einführung der “Homo-Ehe“ gestimmt. Die Schweizer Post bekräftigte dabei, sie halte seit jeher ausgewählte historische Ereignisse auf Briefmarken fest. Das besänftigte die homophoben Gegner nicht und sie forderten nebst der Vernichtung der gesamten Auflage zudem, die Post möge doch als Wiedergutmachung eine weitere Sondermarke herausbringen, auf der festgehalten würde, dass die Ehe zwischen Mann und Frau die beste Konstellation für Kinder sei.

Natürlich. Das Totschlagsargument “Kinderwohl“ darf nicht fehlen, immerhin hat sich die Schweizer Post ja auch zu einem extrem erotischen Layout bei der Sonderbriefmarke hinreißen lassen – vergessen wir die Lederdaddys, Drag-Queens und küssende Homosexuelle, die in Großbritannien auf den Sondermarken zu finden sind, die Schweizer Post trieb es auf die Spitze: Sie zeigt dreißig Luftballone in Regenbogenfarben, die zusammengeknüpft ein großes Herz bilden, welches in Richtung Himmel schwebt. Wenn nicht vom Lecken selbst, so ist doch klar: Beim Anblick eines solch perversen Bildes müssen die unschuldigen Schweizer Kids augenblicklich homosexuell werden.

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