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Trans-Verbot: US-Gouverneure denken um? // © Von UENVideo - Utah Futures PSA: Lt. Gov Spencer Cox on YouTube, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=90709753
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Trans-Verbot: Denken US-Gouverneure um? "Selten hat sich so viel Angst und Wut auf so wenige gerichtet. Ich verstehe nicht, was sie fühlen. Aber ich möchte, dass sie leben!“

ms - 23.03.2022 - 16:30 Uhr

Bereits zum zweiten Mal in dieser Woche erreichen uns erstaunliche Neuigkeiten aus den USA, auch wenn es für Euphorie noch zu früh sein dürfte. Die Gouverneure von Utah und Indiana haben beide ihr Veto gegen transfeindliche Gesetzentwürfe erhoben. Bei über 240 queerfeindlichen Gesetzen, die bisher allein in diesem Jahr bereits in den USA erarbeitet und eingereicht worden sind, ist dies sicherlich nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung – aber immerhin doch, es ist ein Schritt.

Leider stehen die Entscheidungen der beiden Gouverneure auch im krassen Widerspruch zu den Maßnahmen, die in den letzten Tagen und Wochen mehrere andere, republikanisch geführte Bundesstaaten teils mit brutaler Härte unternommen haben (Texas, Alabama, Mississippi, Iowa). Die Rechte für queere und insbesondere trans-Personen sind inzwischen zur wichtigsten Agenda im US-Kulturkrieg geworden. Die liberale Gesinnung der einstmals sexuell befreiten Woodstock-Hippies scheint immer mehr zu verschwinden.

Diese Entwicklung erkennt auch Spencer Cox, der Gouverneur von Utah. In seiner Urteilsbegründung für sein Veto erklärte er, dass er es als eine „grob fehlerhafte Maßnahme“ empfinde, trans-Mädchen die Teilnahme am Schulsport zu verbieten. Dieses Vorhaben sei laut Cox mit „ernsthaften rechtlichen und finanziellen Risiken“ verbunden. Der junge Republikaner (46) erklärte ferner, er befürchte, dass solche Gesetze „einige Schulen in den Ruin treiben und Millionen an Anwaltskosten für die lokalen Schulbezirke nach sich ziehen würden.“

Dabei stellte Cox weiter klar, dass er die Integrität des Frauensports durchaus schützen wolle, aber es ebenso als wichtig empfinden würde, dass auch trans-Jugendliche am Schulsport teilnehmen dürfen. Bisher wären von dem Schulverbot gerade einmal vier trans-Schüler im High-School-Sport in Utah davon betroffen. Mit Blick auf die hohe Selbstmordrate unter trans-Jugendlichen stellte der Gouverneur klar:

"Selten hat sich so viel Angst und Wut auf so wenige gerichtet. Ich verstehe nicht, was sie durchmachen oder warum sie so fühlen, wie sie es tun. Aber ich möchte, dass sie leben!“

Auch der republikanische Gouverneur von Indiana, Eric Holcomb, hatte sein Veto mit möglichen gerichtlichen Anfechtungen begründet. Republikanische Abgeordnete in beiden Bundesstaaten erklärten daraufhin inzwischen, dass sie versuchen werden, die Vetos der Gouverneure zu überstimmen. In Utah wollen die führenden Politiker der Legislative bereits am kommenden Freitag zu einer Sitzung zusammenkommen, um darüber abzustimmen. Selbstsicher erklärt der Präsident des Senats, J. Stuart Adams:

"Wir haben unseren Wählern zugehört, mit Experten gesprochen und sind der Meinung, dass es wichtig ist, jetzt Entscheidungen zu treffen, die Sportler schützen und sicherstellen, dass Frauen nicht aus ihrem Sport verdrängt werden."

Von einer geistigen Kehrtwende kann so wahrlich doch nicht die Rede sein, viel eher könnte es sein, dass es sich beim Veto der beiden Gouverneure um das letzte Aufflackern der Vernunft im Lager der Republikaner handeln könnte. Die Human Rights Campaign lobte deswegen umso lautstärker die Entscheidung der Gouverneure, insbesondere auch von Spencer Cox:

"Er hat gezeigt, dass er die Menschlichkeit der Transgender-Jugendlichen sieht, auf die diese Gesetzgebung abzielt - etwas, das Gouverneure in Staaten wie South Dakota und Iowa abgelehnt haben!“

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