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Verbot Konversionstherapie in Großbritannien kommt!// © IMAGO / NurPhoto
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Es kommt doch! 180-Grad-Wende nach massivem Druck aus der LGBTI*-Community

ms - 01.04.2022 - 10:00 Uhr

Mit einem Knaller startete heute Morgen der Tag in Großbritannien – nachdem Premierminister Boris Johnson gestern noch verkündet hatte, ein Verbot von Konversionstherapien nicht weiter verfolgen zu wollen, da man sich angesichts der aktuellen Krisen wie dem Ukraine-Krieg nun auf „dringend notwendige, gesetzgeberische Programme“ konzentrieren müsse, folgt nun abermals die 180-Grad-Wende.

Die BBC bestätigt, dass die britische Regierung doch ein Verbot von Konversionstherapien einführen möchte – allerding gilt dies nicht für trans-Personen. Nach massiver Kritik aus der LGBTI*-Community und von Seiten zahlreicher Abgeordneter – darunter auch Konservative aus Johnsons Lager - macht Johnson nun erneut einen Rückzieher vom Rückzieher. Die Regierung möchte nach Aussagen von Johnson nun doch an einem Verbot von Konversionstherapien arbeiten, allerdings sollen die „Homo-Heilungen“ nur für schwule, lesbische und bisexuelle Menschen verboten werden.

Ein „Therapieangebot“ für trans-Personen soll weiterhin möglich bleiben. Die britische Regierung möchte damit ein Stück weit den aktuellen, kontrovers geführten Debatten bezüglich der Selbstdefinition von trans-Personen entgehen. Immer wieder ist das Leben von Transgender-Menschen aktuell Gegenstand heftigster öffentlicher und politischer Debatten. Wie wichtig das Thema generell für Großbritannien zu sein scheint, zeigt auch eine Meldung der BBC, demnach das Verbot von Konversionstherapien auch ein Aspekt bei der nächsten Thronrede sein soll.

2018 hatte die britische Regierung angekündigt, ein Verbot von Konversionstherapien gesetzlich zu verankern. Nach heftigen Gegenreaktionen von Seiten christlicher privater Anbieter und Kirchen hatte Boris Johnson das Thema immer wieder beiseitegelegt – so lange, bis Anfang des Jahres sogar die schottische Regierung damit drohte, notfalls im Alleingang ein Verbot dieser „Therapien“ durchzudrücken, sollte die britische Regierung die Angelegenheit weiter vor sich herschieben.

Kritik zum jetzt doch geplanten Verbot kam trotzdem bereits auf, weil explizit trans-Personen weiter einer Konversionstherapie unterzogen werden können. Das Rainbow Project erklärte, dass ein solches Verbot ohne Einbeziehung der trans-Community gar kein „echtes Verbot“ wäre und schrieb weiter: „Auch trans- und nichtbinäre Menschen sollten vor dieser gefährlichen Praxis geschützt werden.“ Die Labour-Abgeordnete Nadia Whittome twitterte: "Boris Johnson hat erneut eine Kehrtwende vollzogen und wird die Konversionstherapie für cis-geschlechtliche Lesben, Schwule und Bisexuelle verbieten, nicht aber für Transgender-Personen. Das ist immer noch nicht gut genug. LGB kommt mit T, und die Tories sind nicht auf unserer Seite!“

Die nationale LGBTI*-Umfrage der Regierung ergab bereits im Jahr 2017, dass trans-Personen mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit eine Konversionstherapie angeboten wird wie ihren homosexuellen Mitmenschen. Insgesamt haben rund zwei Prozent der queeren Britten bisher eine Konversionstherapie durchlitten, das sind rund 100.000 Menschen.

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