Direkt zum Inhalt
Lehrerstreik in Brandenburg
Rubrik

Lehrerstreik in Brandenburg Homophobie, Rassismus und Sexismus in der Schule sind Alltag!

ms - 14.07.2023 - 09:00 Uhr

Zwei Lehrkräfte haben in der brandenburgischen Gemeinde Burg im Landkreis Spree-Neiße beschlossen, zu streiken – sie fordern nun eine Versetzung an eine andere Schule. Hintergrund sind massive homophobe sowie rassistische Angriffe auf die zwei Lehrer. Der Lehrer Max Teske erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, seine Kollegin und er wären immer wieder aus der rechten Szene angefeindet worden.

Aufruf zur „Jagd“ auf Lehrer

In dieser Woche fanden sich in der Schule selbst sowie im Umfeld der Bildungseinrichtung immer wieder weit über dreißig Aufkleber, darauf waren die Gesichter der beiden Lehrer zu sehen mit der Aufforderung, sie sollten „nach Berlin verschwinden“. Auf Instagram wird zudem ganz offen zur „Jagd“ auf die beiden Lehrkräfte aufgerufen.

Bereits vor rund drei Monaten im April dieses Jahres hatten die beiden Lehrkräfte in einem öffentlichen Brief publik gemacht, dass sie täglich mit Homophobie, Sexismus und Rechtsextremismus konfrontiert seien und um Hilfe gebeten. Die Schulämter in Brandenburg meldeten später weitere, sehr ähnliche Fälle, nach Angaben des Landesbildungsministeriums kam es vor allem im Süden Brandenburgs immer wieder an mehreren Schulen zu solchen Attacken – aktuell ermittelt bereits der Staatschutz.

An der betroffenen Schule selbst habe sich seit dem offenen Brief allerdings nichts positiv verändert, so die Lehrkräfte – im Gegenteil sogar: Einige Eltern verlangten von der Schule, die kritischen Lehrer umgehend zu entlassen. Seitens der Lehrkräfte indes wird eine „Null-Toleranz-Politik“ gegen Rechtsextremismus, Homophobie und Sexismus gefordert, konkret müssten mehr Sozialarbeiter an den Schulen eingestellt werden.  

Besondere Opfer: LGBTI*-Jugendliche

Wie dramatisch die Lage offenbar ist, zeichnet sich im öffentlichen Brief der Lehrkräfte ab. Sie berichten von Hitler-Grüßen vor den Lehrern, Ausrufen wie „Arbeit macht frei!“ und Hakenkreuzen im Schnee, kurzum ein Spießrutenlauf für die Lehrkräfte – viele Lehrer würden dabei auch bewusst wegsehen, echte Konsequenzen hätten die Taten kaum.

Lehrer seien täglich damit beschäftigt, andere Schüler vor „psychischer und physischer rechter Gewalt zu schützen und demokratische Grundwerte zu vermitteln“ – eine besonders dramatische Situation gerade auch für all jene jugendliche Schüler, die vermeintlich als LGBTI* definiert werden oder tatsächlich homosexuell oder queer sind. Es herrsche ein „Gefühl der Machtlosigkeit und der erzwungenen Schweigsamkeit.“

Auch Interessant

Groteske Gerichtsfarce

42 Menschen wegen Pride vor Gericht

In der Türkei stehen aktuell 42 Menschen wegen der Teilnahme an einem Pride vor Gericht. Pikant dabei: Jetzt zeigt ein Gutachten die Polizeigewalt.
Ehe für alle

Liechtenstein beschließt Homo-Ehe

Freude! Als letztes deutschsprachiges Land hat jetzt auch Liechtenstein die Ehe für alle beschlossen. Ab 2025 können Schwule und Lesben "Ja" sagen!
IDAHOBIT 2024

Massen-Outing oder Bundesrat-Klatsche?

Der IDAHOBIT 2024 wird spannend: Zwischen Gedenken, Aktivismus gegen Homophobie, Selbstbestimmungsgesetz im Bundesrat und Massen-Outing im Fußball...
Offene Fragen

Reformpläne für Regenbogenfamilien

Justizminister Buschmann (FDP) zeigt sich zuversichtlich, dass die Reform für Regenbogenfamilien kommt - es gebe aber auch noch "offene Fragen"...