Coming-out mit 89 Herzog Franz von Bayern stellt seinen Partner vor
Herzog Franz von Bayern wird im Juli 90 Jahre alt. Er ist das Oberhaupt der Wittelsbacher – wäre Bayern noch ein Königreich, säße er auf dem Thron. Bei einer Veranstaltung in München präsentierte er nun seinen Partner Thomas Greinwald, mit dem er sein Leben schon seit mehr als 40 Jahren teilt.
Buchvorstellung mit Überraschung
Letzte Woche stellte Franz von Bayern in der großen Aula der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität seine Memoiren „Zuschauer in der ersten Reihe“ vor. In den letzten zehn Jahren habe sich viel getan, sagte er schließlich gegen Ende seines Auftritts. Vieles sei selbstverständlich geworden. Und so trat dann auch sein Lebenspartner zu ihm auf die Bühne. Zum ersten Mal in ihrer 43 Jahre währenden Beziehung zeigten sich die beiden offiziell als Paar – und das unter tosendem Applaus.
Ein offenes Geheimnis
Dass Franz von Bayern schwul ist, wissen viele schon seit Jahren. Dass er nicht allein ist, war laut Tagesspiegel in seinem Umfeld eine Art offenes Geheimnis. Greinwald ist froh, nicht mehr „Theater spielen“ zu müssen. Bei den Wittelsbachern galt er lange Zeit als enger Freund und Vertrauter.
In seiner Autobiografie geht Franz von Bayern auch auf die Angst vor einem unfreiwilligen Outing ein. Sein Partner habe wegen dieser Angst in ihrer heimlichen Beziehung auf viel mehr verzichten müssen als Franz von Bayern selbst. Auch wenn die Beziehung nun endlich öffentlich ist, werden sich die beiden aufgrund der zurückhaltender Art des Herzogs wohl nicht ins Rampenlicht stellen.
Erinnerungen an die Nazi-Zeit
1918 wurde die Monarchie in Bayern abgeschafft. Die Regierung vereinbarte damals, was die Familie Wittelsbach behalten durfte und was in Staatsbesitz überging. Zur Nazizeit wurde die Familie verfolgt, lebte im Exil in Ungarn und wurde schließlich in drei KZs inhaftiert, unter anderem in Dachau. Auf dem Platz vor der Baracke sah der damals elf Jahre alte Franz von Bayern „riesige Stapel von Leichen, denn daneben war das Krematorium“. Er fürchtete schon: „Das überleben wir nicht.“
BWL und Kunst
Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Franz von Bayern Betriebswirtschaft und durchlief eine Ausbildung zum Kaufmann. Außerdem ist er als Kunstliebhaber bekannt und wird in der Münchner Kunstszene hoch geschätzt. „Mit Kunst kann ich in einen wirklichen Dialog treten“, so Franz von Bayern.
Dass seine Leidenschaft jedoch gerade für die moderne Kunst entbrannte, konnte sein Vater Albrecht von Bayern nicht verstehen: Er sei entsetzt gewesen über die Bilder, die sein Sohn sich anschaffte. In der Familie habe man sich über ihn als „schrägen Vogel“ lustig gemacht.
Lieber kein Regent
Vor einiger Zeit sagte Franz von Bayern, dass er recht froh darüber ist, nicht regieren zu müssen. Nur wenn das Volk in großer Not nach ihm riefe, müsse er sich seiner Pflicht beugen. Franz von Bayern lebt im Schloss Nymphenburg – genieße also nach eigener Aussage das Wohnrecht für seine Wohnung. Ein Leben ohne Dackel kann er sich nicht vorstellen, daher ist er auch Schirmherr des Bayrischen Dackelklubs.