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Für viele ist Schwulsein noch immer ein Tabu, sagt Wowereit

Trotz aller Änderungen Für viele ist Schwulsein noch immer ein Tabu, sagt Wowereit

co - 28.09.2023 - 16:00 Uhr
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„Ich bin schwul und das ist auch gut so“, mit diesen Worten outete sich einst Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Als ihn Moderator Tim Koschwitz und seine Kollegin Lydia Mikiforow von der Sendung „Guten Morgen Berlin“ beim Radiosender rbb 88.8 erneut auf den Satz ansprachen, erklärte er: „In weiten Teilen der Gesellschaft“ sei Schwulsein noch immer ein Tabu.

Schwulenfeindliches Umfeld beim Fußball

In den vergangenen Jahren habe sich laut Wowereit einiges verändert. Heute könne er mehrere Namen von Politikern aufzählen, die offen schwul seien und deren Karrieren ihr Coming-out nicht geschadet habe. In anderen Bereichen, wie zum Beispiel im Fußball, sähe es allerdings anders aus: „Nach [Thomas] Hitzlsperger, [der sich 2014 nach Ende seiner aktiven Karriere outete], hat sich ja bislang auch noch keiner richtig geoutet und das liegt daran, dass das Umfeld nicht darauf vorbereitet ist.“ 

In den Kabinen der Jugendmannschaften seien schwulenfeindliche Schimpfworte gewiss noch immer üblich. Und Wowereit fragt sich: „Wie soll da ein junger Mensch, der in der Pubertät gerade erst seine Sexualität erfährt und merkt, dass er vielleicht anders ist als die anderen, den Mut haben, sich zu outen? Das wird nicht passieren.“

Wünscht sich mehr Vernunft

Am Sonntag wird Wowereit 70 Jahre alt. Zu seinem Geburtstag wünscht er sich laut der Radio-Sendung Gesundheit und dass „die Menschheit endlich mal klüger wird“. Denn für ihn sehe es aktuell so aus, als bewege sich die Gesellschaft wieder rückwärts: „Man denkt ja immer, je länger etwas dauert, da lernt man etwas draus, aus der Vergangenheit. Ich habe den Eindruck, wir gehen wieder zurück. Es gibt so viel Unvernunft und da würde ich mir wünschen, dass sich das mal ändert.“

Wowereit und die Politik

13 Jahre lang war Wowereit als Regierender Bürgermeister für Deutschlands Hauptstadt verantwortlich, bevor er sich 2014 aus der Politik verabschiedete. Als er Bürgermeister wurde, war Berlin hoch verschuldet; Sparmaßnahmen waren angesagt. Unter Wowereit vollzog die Stadt einen Image-Wandel hin zur internationalen Trendsetter-, Kultur-, Kreativ- und Party-Metropole.

Schon als Schüler trat Wowereit in die SPD-Jugendorganisation ein. 1995 wurde er Teil des Berliner Abgeordnetenhauses, 1999 zum Fraktionschef der SPD im Landesparlament. Damals regierte die SPD gemeinsam mit der CDU unter Bürgermeister Eberhard Diepgen. Als dieser 2001 per Misstrauensantrag abgesetzt wurde, wählte die SPD Wowereit auf einem Sonderparteitag zum Kandidaten für Diepgens Nachfolge – und Wowereit outete sich als erster deutscher Spitzenpolitiker als schwul.

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