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Danny

Umfrage Pfundskerle

vvg - 04.11.2022 - 17:00 Uhr

Danny

aus Essen

Auch wenn ich optisch nicht mehr dazu gehöre, liegt es daran, dass ich 56 kg abgenommen habe; ich habe mich quasi halbiert. Das musste aus gesundheitlichen Aspekten sein und auch um wieder mehr Lebensqualität zu finden.

Früher, mit doppeltem Gewicht, war mein Leben negativer: Ich merke erst jetzt, dass ich ohne die Kilos ganz anders wahrgenommen werde. Ich erlebe plötzlich einen gewissen Kick für mein Selbstbewusstsein. Eigentlich lege ich gar nicht so viel Wert auf das Urteil anderer Menschen, allerdings, wenn man immer viel Ablehnung erfährt, frisst das doch irgendwo im Gedächtnis ein Brandloch. Heute finden einige, dass ich jünger - andere dass ich krank aussehe. Aber mein Freundeskreis von früher hat sich durch mein optisches Aussehen nicht verändert, sie sind mit mir - im wahrsten Sinnes des Wortes - durch „dick und dünn“ gegangen. Die sahen mich nie als Körper, sondern immer als Mensch. Meine Veränderung dauerte ca. ein Jahr. Ich habe mir 2021 einen Schlauch legen und 2022 eine Bauchstraffung machen lassen. Heute bin ich super zufrieden und möchte auch so bleiben. Früher war ich logischerweise ein Sportmuffel, heute gehe ich, wenn es beruflich passt, regelmäßig ins Fitness-Studio.

Natürlich bin ich in der Schule wegen meiner Hautfarbe und meines Gewichtes gemobbt worden. Da habe ich mir, um weniger Ablehnungen und Verletzungen zu erfahren, sozusagen eine Schutzmauer „angefressen“! Ein Kreislauf.

Ich selbst mache keinen Unterschied und sortiere Leute weder nach Gewicht, Größe oder Hautfarbe aus und ich würde auch keinem vorschreiben, abzunehmen. Denn: Die Verständigung zwischen Kopf und Magen ist ein langer und schwieriger Prozess, den man in Einklang bringen muss.

Frank © vvg

Frank  

aus Köln

Während der Jugend lag mein Gewicht bei 80 Kilo, der Kopf war der Meinung, es wäre zu viel. Durch Diäten und dem Jo-Jo Effekt schaukelte sich das Gewicht im Laufe der Jahre auf nun ca. 130 kg hoch.

Mit Mountainbike, Rennrad, Boxen, Rudern, Laufen und auch Fitness habe ich versucht dem Gewicht zu trotzen.  Auch bin ich täglich mit dem Rad 40 km zur Arbeit und zurück. Mit meinem sportlichen Eifer kamen auch einige Unfälle: Knochenbrüche im Sprunggelenk, Schlüsselbein und Schulter, die mich sportlich ausbremsten und aus der Muskelmasse ungeliebte Fettdepots machten. Auch die Zeit der Corona-Pandemie brachte weitere Kilos auf die Waage.

Aber auch ich weiß, dass es so nicht weitergehen kann, es wird Zeit den Kilos zu trotzen. Da ich mir allerdings zu Corona-Zeiten eine Hündin zugelegt habe, steht dieser vor meinen Bedürfnissen.

Sie ist meine tägliche Motivation für ca. 4 Std. an die frische Luft zu kommen und mich zu bewegen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung, wieder „aktiv“ zu werden. Auch habe ich wieder angefangen im Fitnessstudio am Indoor-Cycling teilzunehmen, es motiviert einfach in der Gruppe gemeinsam zu sporteln und nicht alleine. Die Bewegung, der Sport und das Auspowern gibt mir ein gutes Gefühl und unterstützt mich, mein Gewicht wieder in den Griff zu bekommen. Die Messungen der Körperzusammensetzung aus Fett, Wasser und Muskeln bei meiner Ernährungsberaterin verändern sich positiv, der Anteil an Muskelmasse nimmt stetig zu- und der Körperfettanteil entsprechend ab.

Mein Gewicht kratzt an meinem Selbstbewusstsein, es stört mich, dass ich mich nicht so bewegen kann, ich bin eingeschränkt bei der Wahl der Kleidung. Zuletzt natürlich die Belastung der Gelenke und die negativen gesundheitlichen Folgen.

Haydar © vvg

Haydar        

aus Essen

Ich wiege verteilt auf 173cm 118kg, habe aber schon 7kg abgenommen. Ich habe meine Ernährung umgestellt, nehme weniger Fastfood zu mir und esse mehr aus der eigenen Küche. Der erste Grund, warum ich abnehme, ist, weil ich denke, dass ich dadurch attraktiver werde - der zweite Grund, weil ich mich körperlich einfach besser fühle. Ich war als Kind kein kleiner dicker Junge, sondern habe erst mit 19 an Gewicht zugelegt. Ich habe aus Frust mehr gegessen, als nötig gewesen wäre - aus Frust vor der Vergangenheit mit familieninternen Problemen, die mir damals schwer im Bauch lagen und die ich aktuell mit mir ins Reine bringen konnte. Auch das ist ein Grund, warum ich wieder an Gewicht verliere. Ich mag meinen Körper, so wie er ist und zähle mich zur Bärengruppe. Ich habe nicht den Zwang abzunehmen, um ein Adonis zu werden. Es hat eher gesundheitliche Gründe als ästhetische, warum ich abnehmen will. Meine Ausdauer ist schon besser geworden und ich vermindere gesundheitliche Probleme, die sich wegen Übergewicht einstellen könnten.

Direkte Konfrontationen wegen meiner Körperfülle erlebe ich in der Szene nicht. Was wir allerdings von der Gesellschaft einfordern, dass wir gleichbehandelt und von ihr aufgenommen werden – damit tun wir uns in der Szene sehr schwer, zumindest was körperliche Merkmale betrifft. Man passt in bestimmte Gruppen einfach nicht rein. Man kommt wesentlich besser mit den Leuten aus, welche dieselben körperlichen Kennzeichen tragen.

Positiv an uns Pfundskerlen ist: wir sind meistens gut gelaunt, ausgeglichen und eigentlich schwer aus der Ruhe zu bringen. Probleme haben wir beim Shoppen: Wenn man die falschen körperlichen Proportionen hat, ist es absolut problematisch, Kleidung zu finden, die einem passt und gleichzeitig auch gefällt.

 

Martin © vvg

Martin       

aus Halle/Saale

Ich bin so erzogen worden, dass Aussehen nicht relevant ist. Meine Eltern sind eine andere Generation – DDR halt - da gab es drei Mahlzeiten am Tag und was auf dem Teller kam, wurde gegessen! Hinzu kam, ich war Asthmatiker, was das Zunehmen erst noch gehindert hat, ab 16 Jahren war ich gesund und ab da legte ich erst mit dem Körpergewicht zu. Persönlich hat mich das nie gestört, bis ich in der Schule stark gemobbt und mit „der Dicke“ oder „der Fette“ betitelt wurde. Man hat ja leider in der Schule so sprechende Amöben. Es war aber nicht nur das Mobbing, sondern ich hatte den Eindruck, man wollte generell mit mir weniger zu tun haben. Selbst von den Lehrern kam unbewusst die Message: Wer gut aussieht, hat auch gute Noten. Ich musste zumindest wegen meines Gewichtes immer andere Qualitäten bringen, anders auffallen, um Anerkennung zu bekommen. Streckenweise war das schwierig für mich, durch das alleine-da-zu-stehen fing es auch mit Depressionen an. Gott sei Dank hatte ich Top-Eltern, die hinter mir standen und den Rücken stärkten. Mein Vater, wie schon mein Großvater und Urgroßvater waren Pfundskerle, wie ich heute einer bin. Wahrscheinlich ist das bei mir erblich. Aber man sagt ja: ein Drittel ist genetisch bedingt, ein Drittel der Erziehung geschuldet und ein Drittel persönliche Entscheidung. Trotzdem habe ich von meinen männlichen Vorfahren nicht nur körperliche Fülle, sondern auch Gemütlichkeit, Humor und eine gewisse Ausgeglichenheit geerbt.

Übrigens: das Wort Abnehmen ist bei mir Dauerthema. Momentan betreibe ich auch Sport; sagen wir mal, ich bemühe mich und trainiere an der Rudermaschine - auf der anderen Seite muss ich aber auch zugeben, dass ich sehr gerne esse.

Nils © vvg

Nils         

aus Bielefeld

Ich wiege round about 150 kg bei einer Größe von 190 cm und war schon als Kind immer pummelig. Ich musste mir auf offener Straße Beleidigungen anhören, die Leute zeigten mit den Fingern auf mich und lachten, aber es lag auch an schlechten Erfahrungen im Dating Bereich in der Community. Früher haben mich solche Situationen belastet und verletzt aber ich bin ja kein Loser, nur weil ich dick bin.

Heute interessiert mich das alles nicht mehr, was unter anderem an meinem Partner liegt, mit dem ich seit fast sechs Jahren zusammen bin. Er gibt mir das Gefühl, dass ich weder ein Fetischobjekt noch ein Notnagel für ihn bin, sondern dass er mich wirklich wertschätzt und mich so nimmt, wie ich bin und mich gut findet. Großes Selbstbewusstsein gab mir auch ein befreundeter Fotograf, der Fotos von mir als Burlesque-Bär machte, die superkrass ankamen. Was meine Outfits angeht - ich habe es schon als Kind geliebt, mich zu verkleiden. Und schick machen heißt für mich, auch bewusst aufzufallen. So trage ich Tattoos, Piercings, buntlackierte Fingernägel und gerne ausgefallene und auffallende Kleidung. Meine Mutter steht da voll hinter mir, sie selbst schneidert mir mit Begeisterung meine Outfits. Wenn ich unbedingt einen Nachteil an meinem Gewicht finden müsste, wäre das sicherlich meine Fähigkeit Hitze zu ertragen. Abnehmen ist für mich keine Priorität und sollte es auch nur sein, wenn man das selbst möchte und nicht, weil die Gesellschaft dir sagt, du seiest weniger wert, wenn du nicht abnimmst.

Ansonsten bin ich ein gut gelaunter und eigentlich tiefenentspannter Mensch, der sich in seinem Körper wohlfühlt.

Martin & Dieter © vvg

Martin & Dieter    

aus Dortmund & Witten

Martin: Ich bin 35 Jahre alt und wiege zurzeit 100 Kilo. Vor drei Jahren habe ich noch 160 Kilo gewogen; dann hat mein Jugendfreund Carsten - den ich seit der Kindergartenzeit kenne – dafür gekämpft, dass ich heute so aussehe. Er wollte nicht, dass er mich irgendwann auf dem Friedhof besuchen muss. Heute fühle ich mich in meinem Körper wohl, obwohl zwei oder drei Kilos dürften ruhig noch runter. Ich komme aus Berlin, da kann eh` jeder so rumlaufen, wie er will. Ich hatte als Kind schon Übergewicht, war aber immer sehr selbstbewusst; was zur Folge hatte, dass ich nie gemobbt wurde. Man hat mich immer so genommen, wie ich bin; ich lasse ja auch jeden so sein, wie er möchte. Für mich zählt der Mensch; ich könnte zwar nicht mit einem sehr femininen Mann zusammen sein, mein Beuteraster ist da eher der männliche Pfundskerl.

Dieter: Ich bin auch 35 Jahre alt, wiege allerdings 10 Kilos mehr als Martin; also 110 Kilo. Auch ich brachte schon immer mehr auf die Waage, habe aber auch nie ein Mobbing erlebt. Ich hatte auch schon Zeiten, wo mir die Waage 150 Kilos anzeigte; ich habe dann nur weniger gegessen. Ich fühle mich wohl in meinem Körper, bin stolz darauf und zeige das auch. Und wie Martin stehe ich auch auf echte Kerle; sonst wären wir ja wohl nicht zusammen. Witzig ist aber, dass wir uns erst vor ein paar Wochen auf dem Essener CSD kennen gelernt haben und eigentlich noch nicht feste zusammen sind, weil Martin noch anderweitig befreundet ist. Wir mögen uns aber und sind gerade in unserer Kennenlernphase.

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