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Leserumfrage // © Sabrina Bracher

Leserumfrage Warum wir schwule Männer mögen?

vvg - 06.10.2021 - 10:00 Uhr

Ganz ehrlich: Die schwulen Männer verstehen uns Frauen am besten. Ich glaube, sie sind unsere Seelenverwandten. Ich bin in der Türkei geboren und im Schwabenland aufgewachsen, bin mit 19 Jahren nach Kempten im Allgäu zum Studieren gegangen. Dort hatte ich auch die ersten Kontakte zu schwulen Kommilitonen bzw. wir haben uns einfach angezogen. Es war von Anfang an eine gegenseitige magnetische Verbindung.

Heteromänner sehen uns Frauen oft immer nur als Sexobjekte. Sie sind die Jäger und wir ihre Beute. Es geht meist nur darum, uns so schnell wie möglich flachlegen zu können. Als Frau habe ich bei schwulen Männern nie das Gefühl, der Mann hätte nur Hintergedanken und macht etwas nur, um irgendetwas zu bekommen. Wenn ein schwuler Mann dich mag, dann mag er dich als Mensch. Und wenn er mich in den Arm nimmt, weiß ich, dass er das macht, weil er mich als Mensch schätzt. Ich werde dabei nicht auf mein Geschlecht reduziert, sondern eher als Freund und Kumpel angesehen. Das ist einfach grandios, weil in der heutigen Zeit doch leider sehr viel ausschließlich über die Sexualität bestimmt wird.

Ich bin mit einem Franzosen verheiratet. Wir sind beide offene Menschen, die sehr viel auf der emotionalen Ebene mit Menschen kommunizieren. Wir haben zwei Kinder und so oft wie möglich verbringen wir auch Zeit mit unseren schwulen Freunden. Meine Eltern sind da nicht so offen, sie sind wie viele Türken in dieser Beziehung eher konservativ. Sie wissen zwar, dass ich mit Homosexuellen befreundet bin, stehen dem Thema aber skeptisch gegenüber. Meine in Istanbul lebende Schwester hat übrigens auch einen riesengroßen schwulen Freundeskreis.
Gül
 

Gül // © vvg

Ich kenne sehr viele schwule Männer. Ich arbeite im Krankenhaus und da sind viele meiner männlichen Kollegen homosexuell. Aber ich kenne nicht nur schwule Arbeitskollegen, sondern lerne die Jungs auf den unterschiedlichsten Veranstaltungen kennen. Das kann in Szene-Kneipen oder auf Parties sein, denn Schwule können am besten und am ausgelassensten feiern. Meistens werde ich angesprochen, aber wenn mir jemand sympathisch ist, kann es auch sein, dass ich den Kontakt suche. Schwule sind mir gegenüber einfach sehr offen und tolerant. Woher das kommt habe ich noch nicht ergründet. Man lernt zunächst erst den Menschen kennen, ungeachtet seiner sexuellen Orientierung, aber meistens sind es Jungs, die auf Jungs stehen, wenn sie mich oder ich sie anspreche. Aber wenn die Sympathie stimmt, ist doch die sexuelle Orientierung zunächst vollkommen egal. Schwule sind ehrlicher, sie können uns Mädels besser verstehen und können einfach besser zuhören.

Meinen besten schwulen Freund habe ich in der Berufsschule während der Ausbildungszeit kennengelernt. Ich glaube, er weiß schon sehr viel von mir, obwohl wir uns gar nicht so lange kennen. Wir verstehen uns einfach gut und wir sind auf der gleichen Wellenlänge. Ich würde ihm alle meine Geheimnisse anvertrauen, selbst wenn ich eine Beziehung und mit meinem Partner Probleme hätte. Und selbstverständlich wäre auch ich jederzeit für ihn da, er könnte jederzeit bei mir wohnen, essen und übernachten. Wenn wir zu zweit sind, kuscheln wir auch gerne miteinander. Schwule sind einfach einfühlsamer uns Frauen gegenüber, sie haben nicht nur das Eine im Kopf. Ich möchte auf die Freundschaft zu meinem schwulen Freunden nicht verzichten.
Jasmin
 

Jasmin // © vvg

Zum ersten Mal hatte ich mit schwulen Männern zu tun als ich 18 Jahre alt war. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass mein Nachbar und Fachschulkollege, der mit seinem Freund zusammenwohnte, in einer schwulen Beziehung lebte. Was ich an dieser „Männerfreundschaft“ so toll fand ist, dass sie mich in einer schwierigen Situation uneingeschränkt unterstützt haben. Sie waren für mich da und haben sogar ihr Bett mit mir geteilt. 

Aber von vorne: Ich komme aus einem kleinen Ort, aus einem Umfeld ohne kulturelle Angebote. Dort war es einfach, aber nicht arm, katholisch, aber nicht religiös, verwandtschaftliche Kontakte ja, aber keine Freunde außerhalb der Familie. Sexualität war kein Thema, ebenso andere ethnische Gruppen. Es war das Gegenteil von weltoffen, aber rassistisch war es auch nicht. Das Überleben stand an erster Stelle. Mit 18 Jahren verließ ich diese Umgebung und ging alleine in die Stadt. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich alles für mich. Die eingangs beschriebene Situation war eine der ersten prägenden Erfahrungen in meinem neuen Leben. Heute besteht mein Freundeskreis ganz selbstverständlich auch aus schwulen Männern und lesbischen Frauen. Mit meinem Ex-Nachbarn habe ich bis heute Kontakt, obwohl wir heute fast 500 Kilometer auseinander wohnen. Was ich an meinen schwulen Freunden ganz besonders schätze, ist, dass sie offen und zugewandt sind, sich liebevoll kümmern, Freundschaften pflegen, das Ästhetische schätzen und sehr kreativ sind. Hört sich an, wie einmal tief in die Klischeekiste gegriffen, ist aber so. Ansonsten reden wir über Persönliches oder Politik, gehen zusammen ins Theater oder Kino, machen Ausflüge, Essen und Trinken gut – also genau das, was ich auch mit meinen nicht-homosexuellen Freund:innen so mache und sehr genieße.
Rita
 

Rita // © vvg

Wir Frauen haben zu schwulen Männern eine ganz unkomplizierte Beziehung, die sich dadurch ergibt, dass die sexuelle Komponente komplett herausgenommen wird. Und genau das macht die Geschichte so einfach und problemlos. Also ich meine, nicht die Tatsache, dass man mal nett zusammensitzt und einen Kaffee trinkt, sondern ich rede von echter und inniger Freundschaft. Ansonsten kann es leicht dazu führen, dass es entweder bei unserem Hetero-Partner oder dem Partner des schwulen Freundes zu Eifersüchteleien führt, weil ein gewisses Misstrauen vorhanden ist oder entsteht. Man kennt es ja: „Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nichts passiert und plötzlich hat es Zoom gemacht!“ – und dann kann sich das beste, freundschaftlichste Verhältnis auf eine komplett andere Ebene verlagern. Das fällt bei einer Freundschaft mit einem schwulen Mann in der Regel flach. Ich persönlich habe definitiv mehr schwule als heterosexuelle Freunde. Würde ich mich mit Hetero-Männern treffen, hätten deren Ehefrauen sicherlich etwas dagegen. Mein Lebenspartner stört es nicht, wenn ich mich mit meinen schwulen Freunden alleine treffe. Er mag und akzeptiert sie und er ist auch oft mit uns zusammen unterwegs. So haben wir vor Jahren oft den CSD zusammen besucht. Mit meinen Jungs erlebe ich gerne so genannte Städtetouren, so waren wir zum Beispiel in Lissabon, London und Rom. Ich sehe mich heute noch auf den Stufen vor dem Kolosseum sitzen, wo ich ihnen aus dem Reiseführer vorlese. Und da deren Interessen Geschichte, Archäologie und Kulturgeschichte sind, konnte ich von ihrem Wissen immer sehr viel profitieren. Und wenn unsere schwulen Freunde ein befreundetes lesbisches Paar mitbringen, machen wir uns zu sechst einen schönen Tag: wir Kochen gemeinsamen oder gehen zusammen wandern.
Ruth
 

Ruth // © vvg

Schwule Männer gehen mit Gefühlen offener um und man kann mit ihnen ehrlich über Probleme reden. Heteros sind eher verschlossen und betrachten Frauen meist nur aus dem sexuellen Blickwinkel. Vom Äußeren sind schwule Männer gepflegter, sie haben Körperbewusstsein und legen viel Wert auf Styling. Und was ganz wichtig ist: Die riechen alle gut! Ich umarme sie immer sehr gerne, weil sie gute Parfüms benutzen.

Den Kontakt zu schwulen Männern habe ich durch meine Mutter sozusagen „vererbt“ bekommen. Ob wir in Kneipen, Bars und Discos waren, Geburtstage, Parties, den CSD und ESC feiern oder Theater und Live-Konzerte besucht haben, es macht enormen Spaß mit ihnen. Man wir nicht angebaggert, es herrscht Offenheit, es ist ausgelassen und es fühlt sich für mich natürlicher an.

Egal, was wir unternehmen oder wir nur zusammen abhängen, man wird so angenommen, wie „frau“ als Mensch wahrgenommen werden möchte, gerade auch, wenn man nicht dem Mainstream entspricht. Dieser Punkt der Toleranz ist für mich ganz wichtig. In der Schwulenwelt ist die Akzeptanz höher, weil das Thema den Jungs nicht fremd ist. Der Zusammenhalt ist stärker und ich fühle mich wohl. Da braucht man nicht um Respekt und Akzeptanz zu kämpfen, das ist von Anfang an da.

Ich habe zum Glück einen Freund, der überhaupt nichts dagegen hat, wenn ich mit meinen Jungs zusammen bin. Er weiß, dass ich bei denen gut aufgehoben bin und eine gute Zeit habe. Und er merkt, dass es mir danach immer richtig gut geht. Meistens ist er auch mit dabei und genießt die Atmosphäre und Stimmung, weil schwule Jungs es einfach zu feiern verstehen.
Tanja
 

Tanja // © vvg

Ich fühle mich einfach wohl, wenn ich mit meinen Jungs zusammen bin, die sind immer ehrlich. Da weiß man, dass die Komplimente, die sie aussprechen auch so gemeint sind und nicht nur dahingesagt werden, weil sie einen flachlegen wollen. Ich kenne sehr viele Jungs, mein gesamter Freundeskreis besteht eigentlich nur aus Schwulen.

Die Jungs können besser feiern und mit ihnen hat man auf jeden Fall Spaß. Die meisten meiner Freunde habe ich auf der GreenKomm kennen gelernt, da geht es richtig ab. Aus gemeinsamen Feiern sind dann Freundschaften entstanden. Das ist so wie in einer großen Familie. Und wenn ich feiern gehe, interessieren mich keine Heteromänner, bei meinen Jungs ist das anders, die liebe ich einfach. Meinen allerbesten Freund kenne ich über meine beste Freundin, die ebenfalls einen großen schwulen Freundeskreis hat.

Momentan bin ich Single, so kann ich viel Zeit mit meinen Jungs verbringen. Ich war gerade ein paar Tage auf Ibiza, da bin ich mehr oder weniger unbewusst am Schwulenstrand gelandet und wurde sofort herzlich aufgenommen. Schwule Jungs sind einfach offen und tolerant – außerdem sehen sie noch gut aus. Sie sind gepflegt, können sich benehmen und man kann sich mit ihnen wunderbar über alles unterhalten.

Wenn ich eine Beziehung eingehe, lege ich Wert darauf, dass meine Jungs meinen Partner kennen lernen, denn ihr Urteil ist mir wichtig. Eigenartigerweise wussten meine Jungs bei meiner letzten Beziehung von Anfang an, dass der Typ eigentlich ein A...loch ist. Sie hatten ihn auf meiner Geburtstagsparty kennen gelernt und ihn direkt durchschaut: da hatte ich leider noch die rosarote Brille auf.
Tina
 

Tina // © vvg

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