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Schwule Filme, die man gesehen haben sollte!

Umfrage Schwule Filme, die man gesehen haben sollte!

vvg - 08.08.2022 - 17:00 Uhr

Ich liebe es Filme anzusehen, allerdings schaue ich sie mir lieber zu Hause in Ruhe an als im Kino auf der großen Leinwand. Im Kino ist es mir zu unruhig und ich kann die Filme nicht genießen. Meine Tipps sind:
1. Brokeback Mountain, mit den amerikanischen Schauspielern Jake Gyllenhaal und Heath Ledger, die sich im Film von Ang Lee als Heteros getraut haben, das Thema Homosexualität in Hollywood so in die Öffentlichkeit zu bringen. Bis dahin war das mehr oder weniger ein Tabu. Wenn es um Liebe zwischen Männern ging, wurde das nur versteckt angedeutet. Dass die Zeit reif dafür war, zeigt sich darrin, dass der Film mit mehreren Oscars und anderen Preisen überschüttet wurde. Mir hat der Film sehr gefallen, obwohl er ja ein trauriges Ende nimmt.

2. My private Idaho, ein Film von Gus Van Sant über die Freundschaft zwischen zwei Männern, die für Geld mit anderen Männern Sex haben. Dabei verliebt sich der eine in den Freund, der aber nicht schwul ist, sondern damit nur sein Geld verdient. Leider ist auch hier einer der Hauptdarsteller – nämlich River Phoenix, wie bei Brokeback Mountain auch – dort Heath Ledger – kurze Zeit später verstorben.

3. Sprung ins Ungewisse ist die Lebensgeschichte des homosexuellen Greg Louganis, dem viermaligen Olympiasieger und fünfmaligem Weltmeister im Kunstspringen. Als dieser bei einem Sprung mit dem Kopf auf das Sprungbrett schlägt und herauskommt, dass er Aids-infiziert ist, muss er erst klarstellen, dass für andere Sportler keine Gefahr besteht, bevor der Wettkampf fortgesetzt wird. Mich hat der Film stark beeindruckt, weil es auch heute noch Sportarten gibt, wo sich die Athleten immer noch nicht trauen, zu ihrer Homosexualität zu stehen.

Arno aus Duisburg

David © vvg

1. Shortbus, diesen Film sollte man unbedingt gesehen haben. Im Film von John Cameron Mitchell, unterstützt u.a. von Yoko Ono, aus dem Jahr 2006 treffen sich die unterschiedlichsten Leute in einem Club mit dem Namen „Shortbus“ in Brooklyn, einer Kombination aus Varieté und Sex-Club. Der Film hat keinen Diversity-Anspruch, ist aber einfach wundervoll. Man weiß manchmal nicht, ob es nun ein Kunst- oder gar ein Sexfilm ist, denn er zeigt viele freizügige Sexszenen. Shortbus lohnt sich auf jeden Fall, denn selbst die Musik – u.a. von Scott Matthew – ist großartig. „In the end“ habe ich sogar schon auf der Gitarre am Lagerfeuer gespielt.

2. One Zero One ist die Geschichte von den Dragqueens Cybersissy und Baybjane und ein Film aus dem Jahr 2014. Tim Lienhard portraitiert mit berauschenden Bildern den kleinwüchsigen und behinderten Deutsch-Marokkaner Mourad Z., der zusammen mit dem Niederländer Antoine Timmermanns mittlerweile nicht nur auf deutschen Bühnen eine erstklassige Drag-Show abliefert. Ich sitze da und lasse mich zwei Stunden von Bildern berieseln, die so ultrapolitisch werden, dass man mit sehr vielen Eindrücken aus dem Kino kommt. Ein supervisioneller Film, mit den pompösesten Fummeln, die ich bisher gesehen habe.

3. Where the world minds ist ein kitschig, schwuler Film, den ich im Alter von Anfang 20 wundervoll fand. Es ist ein australischer Film, der die homophoben Erfahrungen eines High-School Studenten aufzeigt. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob es sich bei diesem Film um ein Musical handeln soll oder ob sich das Ganze in einem Phantasietraum auflöst. Es erinnert stark an den „Sommernachtstraum“, vielleicht hat Shakespeare den Filmemacher beeinflusst …

David vom Filmfestival homochrom

Martin © vvg

Meine Tipps für Filme, die man unbedingt gesehen haben sollte, sind:
1. Weekend ist ein britisches Romantikdrama des Regisseurs Andrew Haigh aus dem Jahr 2011. Die Hauptrolle spielt Tom Cullen, der später mit „Downtown Abbey“ bekannter wurde. Ein wunderschöner Film, der mich emotional richtig gepackt hat. Haigh drehte mit einem kleinen Team sehr nah und sehr intim und erzeugte dadurch eine unglaublich echte Stimmung. Ich war so verknallt in den Hauptcharakter Russel. Ja, Cullen sah gut aus, aber vor allem porträtierte er einen ungewöhnlich empfindsamen Mann.

2. Prayers for Bobby ist ein besonderer Film, weil er hauptsächlich aus der Sicht der Mutter eines Schwulen erzählt wird und das Publikum dadurch einen anderen Blickwinkel einnimmt. Es ist die wahre Geschichte von Bobby Griffith, der wegen der religiösen Intoleranz seines Umfeldes und insbesondere der Schuldzuweisungen seiner Mutter Selbstmord begeht. Wie sie – hervorragend dargestellt von Sigourney Weaver – mit dem Suizid umgeht, ihren Glauben hinterfragt und neue Einsichten gewinnt, ist zutiefst menschlich und trotz aller Tragik ermutigend.

3. A normal heart ist eine authentische Geschichte aus der Aids-Zeit und erhielt zwei Emmys (herausragender TV-Film und Make-up). Aktivist Larry Cramer schrieb das Drehbuch auf Grundlage seines Off-Broadway-Stücks von 1985 und Regisseur Ryan Murphy, ebenfalls schwul, verpflichtete hervorragende Schauspieler, darunter Julia Roberts, Mark Ruffalo sowie die offen schwulen Matt Bomer und Jim Parson, den fast jede*r durch die Sitcom „The Big Bang Theory“ kennt. Es ist ebenfalls ein bewegender Film, ein echter Glücksgriff, und ich war sehr stolz, solch einen großen Hollywoodfilm 2014 als Deutschlandpremiere beim Filmfest homochrom präsentieren zu dürfen.

 

Martin vom Filmfestival homocrom

Ralf und Holger © vvg

Ich bin mit einem Mann zusammen, der noch kaum einen schwulen Film gesehen hat, da ist es meine Aufgabe, nach Corona bedingter Kinoauszeit – ihm zumindest meine Lieblingsfilme nahezubringen.
1. Priscilla, Queen of the Desert ist ein australisches Roadmovie mit viel Abba-Musik. Er hat die besten One Line Jokes und man sollte ihn deshalb in der Originalfassung sehen. Der Film offeriert ein Verständnis für andere Lebenswelten und zeigt ein Selbstverständnis für das, was es heißt schwul und trotzdem stolz zu sein. Für das großartige Kostümdesign wurde der Film mit einem Oscar belohnt.

2. Longtime Companion aus den 90ern, habe ich ausgewählt, weil ich selbst lange Zeit in der Aids-Arbeit tätig war. Es geht um Schicksale in der Zeit, als Aids noch eine todbringende Erkrankung war und zeigt wie Schwule ihre Kreativität nutzten, um auch mit dieser Krise, so gut es geht, fertig zu werden. Es ist eine der ersten Spielfilmproduktionen, die das Thema Aids behandelte. Der Hollywoodfilm bezieht im Gegensatz zum bekannteren Mainstreamfilm „Philadelphia“ – den ich trotz zweier Oscars überhaupt nicht akzeptieren konnte – viel klarer Stellung zum Thema und geht auch viel authentischer damit um.

3. Caravaggio von Derek Jarman ist ein Film aus den 80ern, der auch Menschen aus der Malerei näherbringt, wie Schwule im Barock gelebt haben. Die Filmbiografie des italienischen, schwulen Künstlers Caravaggio wurde vom englischen Regisseur in die Neuzeit verlegt. Er zeigt mit vielen geilen Szenen und doch sehr anspruchsvoll, wie das Leben eines Schwulen in der Barockzeit ausgesehen haben könnte. Obwohl ich so nicht leben möchte, ist der Film ist echter Augenschmaus. Der Maler Caravaggio übrigens hatte das „Glück“ (?), von der römisch-katholischen Kirche protegiert zu werden.

Ralf und Holger aus Aachen

Ralf König © vvg

Das sind drei Favoriten, aber ich habe mehr als nur drei Lieblingsfilme:
1. Der Ball der 41 ist ein mexikanischer Film von David Pablos aus dem Jahr 2020 und spielt Ende des 19.Jahrhunderts, er ist auf Netflix zu sehen: Ein geheimer Männerclub, eine heimliche Männerliebe sowie eine gedemütigte Ehefrau. Mich hat der Film sehr berührt, man bekommt einen dramatischen Eindruck davon, wie es ist, wenn das, was wir in unseren Breitengraden inzwischen selbstverständlich leben, geächtet und bei grausamer Strafe verboten ist. Dieses Historiendrama erhielt neben sechs weiteren Nominierungen im Rahmen der Verleihung des Premio Ariel 2021 auch jeweils eine Auszeichnung in den Kategorien Beste Art Direction, Beste Kostüme und Bestes Make-up. Zudem wurde als Bester Schauspieler Alfonso Herrera für seine Darstellung des Kongressabgeordneten Ignacio de la Torre ausgezeichnet.

2. Auf den zweiten Blick zeigt, was passiert, wenn sich eine lang verloren geglaubte große Liebe, mit der man den besten Sommer seines Lebens hatte und die plötzlich verschwand, sich nun nach einer Ewigkeit von fünfzehn Jahren wieder bei dir meldet: Der amerikanische preisgekrönte Independent-Regisseur Tim Kirkman entwickelt in dem Film von 2016 in der kalifornischen Wüste ein berührendes Kammerspiel um eine erste und zweite Chance. Zwischen Dean und Alex geht es um Fragen, Ängste und Wut – ein wirklich packendes Wiedersehen in einem Ferienhaus mit Pool am Joshua Tree.

3. Im Film Der Blonde meinen wieder mal zwei, Heteros zu sein, aber die sexuelle Energie zwischen den beiden vibriert. Großartige wortlose Szenen. Der argentinische Film von Marco Berger aus dem Jahr 2019 wurde auf dem Mardi Gras Film Festival in Australien sowie beim Istanbul Film Festival und dem Queer Film Festival in Berlin und München gezeigt.

Ralf König Comic Autor

René © vvg

1. Liberace zeigt das Leben des amerikanischen Star-Pianisten, der ein Leben im Luxus führt. Eines Tages lernt er einen 17-jährigen kennen, der aus einfachen Verhältnissen kommt. Da Liberace ungeoutet lebt, wird der Lover als Chauffeur eingestellt. Zuerst ziehen sich die Gegensätze an, dann aber knallt es und die Beziehung zerbricht. Ich finde, man sollte sich mit dem zufriedengeben, was man hat und was man aus eigener Kraft erreicht, ohne auf einen anderen – sei es auch der Lebenspartner – angewiesen zu sein. Nur wenn man unabhängig ist, kann man frei sein.

2. Love Simon: in diesem Film lernt ein ebenfalls 17-jähriger ungeouteter Schüler im Netz einen anonymen Mitschüler kennen, in den er sich verliebt. Ein weiterer Schüler erfährt davon und erpresst sich dadurch persönliche Vorteile. Zum Glück hat der Film ein Happy End. Mich hat der Film an meine erste große Liebe erinnert als ich ungeoutet war. Man sollte offen sein und zu sich stehen und sich weder schämen, noch verstecken. Wenn man zu seiner Sexualität steht, fühlt man sich befreit.

3. Call me by your name, auch hier ist der Filmheld 17-jährig und ungeoutetet. In Italien lernt er einen 24-jährigen Amerikaner kennen, den sein Vater für sechs Wochen einstellt. Auch diese Liebe ist leidenschaftlich und intensiv, bleibt aber geheim und erst beim Abschied kommt heraus, dass der Vater das Geheimnis seines Sohnes kannte. Ich fand den Film im Gegensatz zu einigen Freunden gut. Auch ich war in jemanden verliebt, den ich nicht haben konnte. Am Ende macht eine Trennung aber stärker. Persönlich stehe ich auf Ältere, weil ich mich mit besser unterhalten kann als mit Gleichaltrigen. Außerdem kann ich als junger Mensch von Älteren lernen. (vvg)

René junger Cineast

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