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Umwelt-Aktivistx Manuel „Tortuguita“ Terán erschossen

14 Schüsse auf wehrlose Person Umwelt-Aktivist Manuel „Tortuguita“ Terán erschossen

co - 16.03.2023 - 16:54 Uhr
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Am 18. Januar demonstrierte Manuel „Tortuguita“ Terán zusammen mit anderen politisch Aktiven gegen den Bau einer 85 Hektar großen Polizeitrainingseinrichtung bei Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, die von ihnen als „Cop City“ bezeichnet wird. Die Demonstrierenden hatten Zelte im South River Forest aufgeschlagen, der für die Bauarbeiten abgeholzt werden soll. Die Polizei sollte das Camp auflösen. Dabei wurde Tortuguita von der Polizei erschossen – angeblich aus Notwehr.

Das geschah

Die Polizei behauptete, dass Tortuguita einem Polizeimitglied der Georgia State Patrol ins Bein geschossen habe. Woraufhin man in Selbstverteidigung das Feuer eröffnet habe. Tortuguitas Familie bezweifelt jedoch, dass es sich so zugetragen hat. Und auch Mit-Aktive verneinten diesen Hergang der Ereeignisse. Jetzt enthüllte eine unabhängige Autopsie: Es wurde 14 Mal auf Tortuguita geschossen – auch ins Gesicht und aus kurzer Entfernung. Der Bericht fügte hinzu, dass Tortuguita zum Zeitpunkt der Schießerei wahrscheinlich im Schneidersitz gesessen und die Hände erhoben hatte. Die offizielle Autopsie der Regierung wird während dessen unter Verschluss gehalten.

Schwere Anschuldigungen

„Die Polizei ging an jenem Morgen in den Wald und hatte schon Gewalt im Sinn“, so Anwalt Jeff Filipovits laut Vice News am Montag (13. März) bei einer Pressekonferenz, die die neue Autopsie vorstellte. „Es war eine geplante Operation, dennoch hatte niemand eine Körperkamera dabei, als sie Manuel erschossen.“ Brian Spears, ein anderer Anwalt von Tortuguitas Familie, fügte hinzu: Es wurde „so oft geschossen, und mit verschiedenen Feuerwaffen, dass die Spuren, die sich durch den Körper ziehen, zusammenlaufen und sich überschneiden“.

Geheimniskrämerei bei Ermittlungen

Das Georgia Bureau of Investigation (GBI) behauptete im Januar, dass keine Körperkamera-Videos von der Tötung existieren. Im Februar veröffentlichte man dann ein Video, in dem ein Polizeimitglied sagt: „Ihr habt eure eigene Polizeikraft verletzt.“ Laut GBI habe die Person lediglich spekuliert – die eigenen Ermittlungen „unterstützen diese Aussage nicht“. Auf Kritik am geheimnistuerischen Vorgehen des GBI antwortete dieses: Die Geheimhaltung diene nur dazu, die Integrität der Ermittlungen zu bewahren und sicherzustellen, dass die Fakten nicht verfälscht werden. Die ursprüngliche Einschätzung des GBI sei noch immer aktuell.

„Alle Fakten, einschließlich der von der Anwaltschaft der Familie vorgebrachten Informationen, werden zusammen mit allen anderen Ermittlungsinformationen von der Sonderstaatsanwaltschaft bewertet. Das GBI kann und wird nicht versuchen, die öffentliche Meinung in diesem Fall zu beeinflussen, sondern wird sich weiterhin von den Fakten und der Wahrheit leiten lassen. Wir verstehen die extremen Emotionen, die dies bei Teráns Familie ausgelöst hat, und werden weiterhin so umfassend wie möglich ermitteln.“

Über Tortuguita

Tortuguita war eine queere, nicht-binäre, indigene Person aus Venezuela. Das Atlanta Press Collective beschrieb xien als „ausgebildete Rettungskraft, liebevoll in der Partnerschaft, eine teure Bezugsperson, eine tapfere Seele und so vieles mehr“. „Tortuguita war eine überaus freundliche Person“, sei stets dazu bereit gewesen, „bedürftigen Menschen zu helfen“ und „hatte immer ein offenes Ohr für die Bedürfnisse anderer“.

Tortuguita Mit-Demonstrierende schworen: „In Torts Namen kämpfen wir weiter, um den Wald zu schützen und Cop City mit Liebe, Wut und dem Engagement für unsere gegenseitige Sicherheit und unser Wohlergehen zu stoppen.“ Eine Spendensammlung für Tortuguitas Familie erzielte bislang mehr als 92.000 US-Dollar.

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