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Universität Humboldt cancelt Vortrag nach queerer Protestandrohung

Absage aus Angst vor Queer-Aktivismus FDP kritisiert scharf: „Wissenschaft braucht Freiheit!“

ms - 04.07.2022 - 10:30 Uhr

Die “Lange Nacht der Wissenschaften“ der Humboldt-Universität in Berlin eskalierte am vergangenen Wochenende – queere Aktivisten drohten massiv mit Gewaltausschreitungen, sodass die Universitätsleitung schlussendlich einen Vortrag zum Thema Geschlechter absagen musste.

Eigentlich wollte die Universität angesichts diverser Probleme auf der Welt – von der Pandemie bis zum Krieg in der Ukraine – wissenschaftliche Lösungsansätze und einen Diskursaustausch inspirieren. Eine der Referentinnen war dabei die Biologin Marie Vollbrecht. In ihrem Vortrag sollte es um die Frage der Zweigeschlechtlichkeit aus fachlich biologischer Sichtweise gehen. Kurz vor der Veranstaltung riefen queere Aktivisten aus der linken Szene nach Angaben der Welt dann aber zum breiten Protest gegen die Veranstaltung auf und erklärten im Vorfeld des Vortrags, dass dieser „unwissenschaftlich, menschenverachtend und queer- und trans-feindlich“ sei. Dabei wurde digital auch offen mit Gewalt gedroht. Die Berliner Polizei informierte daraufhin die Universitätsleitung, dass zum Auftritt der Doktorandin eine Protestaktion sowie eine Gegendemonstration angekündigt worden sei.

Aufgrund dieser Ankündigungen und massiver Sicherheitsbedenken sagte die Universität schlussendlich sehr kurzfristig den Vortrag ab. Gegenüber der Welt erklärte Birgit Mangelsdorf, die Kommunikationschefin der Hochschule: „Wir bedauern sehr, dass Frau Vollbrecht den Vortrag nicht halten kann. Wir suchen nach einer Möglichkeit, dass Frau Vollbrecht zu einem späteren Zeitpunkt an der HU über ihre Arbeit sprechen kann.“ Dabei betonte Mangelsdorf auch, dass die Entscheidung keine inhaltliche Aussage darstelle, sondern nur aufgrund von Fragen um die Sicherheit gefallen sei. Eine Zensur von Seiten der Humboldt-Universität wolle man unbedingt vermeiden. „Wir begrüßen den Austausch bei uns, auch zwischen den unterschiedlichsten Meinungen“, so die Kommunikationschefin weiter.

Marie Vollbrecht hatte zuletzt als Co-Autorin in einem Gastbeitrag der Welt neben anderen Autoren kritisiert, dass die öffentlich-rechtlichen Medien zu einseitig über die Geschlechterfrage berichten würden und dabei oft auch wissenschaftlich nicht fundierte Behauptungen ungeprüft wiedergeben würden. Gegenüber der BILD-Zeitung erklärte Vollbrecht am Sonntag, dass sie die Absage traurig mache. Das Einknicken „vor radikalen gewaltbereiten Aktivisten, die kein Verständnis von Biologie haben“, sei verständlich, aber alarmierend. Es könne nicht mehr von einer sachlichen Debatte gesprochen werden, „wenn Veranstaltungen aus Angst vor Gewalt abgesagt werden“. Der Vorfall sei ein weiteres Beispiel, „mit welchen radikalen Mitteln Genderideologen vorgehen“. Die BILD selbst schrieb: „Was ist das für ein Verständnis von Wissenschaft, in dem Meinungen, die man nicht teilt, unterdrückt werden? Ein ganz mieses. Die Humboldts, Universalgelehrte und Namensgeber der Berliner Universität, würden sich im Grabe umdrehen. Was für eine Schande!“

Scharfe Kritik über den Vorgang kommt auch von Seiten der FDP. Die Bundestagsabgeordnete der FDP und stellvertretende Vorsitzende der Ludwig-Erhard-Stiftung, Linda Teuteberg, erklärte: „Wissenschaft braucht Freiheit. Und die Bereitschaft, dazu das Hausrecht durchzusetzen. Die Liste der Vorfälle ist (jahre-)lang. Das regelmäßige Einknicken ist Teil des Problems. Stärke des Rechts statt Recht der Lauten und Gewaltbereiten.“ Ahmad Mansour, Autor und Radikalismus-Experte, schrieb auf Twitter: „Ob in Wissenschaft, in Medien, Politik, oder sogar privat! Debatten müssen wehtun. Die Fähigkeit, andere Meinungen auszuhalten, nimmt ab, der Diskurs ist enger geworden. Radikale Kräfte bestimmen den Diskurs, die Mitte ist eingeschüchtert und schweigt.“ Dem pflichtet auch der bekannte Journalist Deniz Yücel bei: „Die Absage des Vortrags von Marie-Luise Vollbrecht durch die Humboldt Universität ist erbärmlich feige; die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit inakzeptabel.“

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