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Affenpocken in den USA
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Affenpocken in den USA Bisher sind rund 30.000 Infektionen und 19 Tote zu verzeichnen

ms - 08.12.2022 - 12:00 Uhr

Eines der bis heute von den Affenpocken (MPOX) am schlimmsten betroffenen Länder weltweit außerhalb Afrikas ist die USA – jetzt fordern 40 der größten LGBTI*- sowie HIV-Organisationen in einem offenen Brief an die Regierung, deutlich mehr Einsatz beim Kampf gegen die Virusinfektion zu zeigen, die auch in Amerika größtenteils schwule und bisexuelle Männer befallen hat. Konkret sollten im Haushaltsjahr 2023 insgesamt 900 Millionen US-Dollar für Community-Organisationen und Gesundheitszentren bereitgestellt werden, um mehr zur Prävention von MPOX beitragen zu können.

Überfordert und unterfinanziert – wann kommt Hilfe?

An der Spitze der Organisationen steht dabei die Human Rights Campaign (HRC), eine der landesweit größten Bürgerrechtsorganisation für LGBTI*-Menschen. Mit Blick auf den US-Kongress erklärte Präsidentin Kelley Robinson: „Nach fast 30.000 von der CDC gemeldeten MPOX-Fällen und 19 Todesfällen sind Gesundheitskliniken und Organisationen an vorderster Front weiterhin überfordert und historisch unterfinanziert. Das ist inakzeptabel. Wir fordern den Kongress auf, dafür zu sorgen, dass jeder Cent, der für die Bekämpfung von MPOX und die Versorgung der LGBTI*-Communitys mit wichtigen Informationen und Impfstoffen benötigt wird, in den Haushaltsplan für das Jahr 2023 aufgenommen wird. Wir fordern den Kongress auf, an die vielen lokalen Kliniken und gemeindebasierten Organisationen zu denken, die weiterhin auf Sparflamme laufen, nachdem sie durch die COVID-19-Pandemie dezimiert wurden.“

Diskriminierung im Gesundheitssystem

Dabei, so Robinson weiter, sei die Fokussierung auf Homosexuelle insofern falsch, weil jetzt die ganze Gesellschaft Solidarität zeigen müsse: „Dies ist ein Moment, in dem unsere Bundesregierung partnerschaftlich die Hand ausstrecken muss, um die unglaubliche Arbeit zu unterstützen, die diese Organisationen tagtäglich zum Schutz der Gesundheit und des Wohlergehens ihrer Gemeinden leisten. Mit dieser Finanzierung hat der Kongress die Chance, ein diskriminierendes und veraltetes öffentliches Gesundheitssystem in Angriff zu nehmen, das mehrfach marginalisierte Gemeinschaften immer wieder ins Abseits gestellt hat. Lassen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen."

Mehr Impfstoffe, weniger Personalmangel

Explizit führen die 40 Organisationen dabei in ihrem Maßnahmenkatalog auch auf, für was die Gelder eingesetzt werden sollen, unter anderem dabei für die Wiederherstellung der Pockenimpfstoffvorräte sowie die Förderung von staatlichen und örtlichen Gesundheitsämtern, damit diese ihre Testkapazitäten, Impfstoffverabreichungen sowie die Überwachung epidemiologischer Studien zu Pocken ausbauen können. Zudem müssten in den kommunalen Gesundheitszentren, die an vorderster Front mit den Affenpocken kämpfen, Vorräte aufgefüllt, Personalengpässe behoben und bessere Kapazitäten wiederhergestellt werden.

Besonders betroffen: Schwarze Homosexuelle

Das CDC in Amerika meldete in der ersten Dezemberwoche beinahe 30.000 Fälle von MPOX, darunter auch 19 Todesfälle. Die Zahl der Infektionen ist zuletzt zwar leicht zurückgegangen, aber noch immer innerhalb der schwulen Community auf sehr hohem Niveau. Besonders dramatisch zeichnet sich die Situation auch bei schwarzen Homosexuellen ab, die aufgrund ihrer Hautfarbe noch immer mehrfach diskriminiert werden und auch im Bereich Gesundheitsversorgung oftmals noch das Nachsehen haben. Die 40 LGBTI*-Organisationen sprechen von „anhaltenden systemischen Ungleichheiten im Gesundheitswesen“ der Vereinigten Staaten von Amerika. Bisher gab es bezüglich der jüngsten Forderungen noch keine Stellungnahme seitens der US-Regierung.

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