Direkt zum Inhalt
Angriff auf CSD
Rubrik

Angriff auf CSD Attacken auf Teilnehmer beim CSD in Stendal

ms - 02.10.2023 - 10:00 Uhr

Auch am letzten CSD-Wochenende in diesem Jahr kam es erneut zu Angriffen auf die LGBTI*-Community – ein 36-jähriger Teilnehmer der Demonstration in Stendal, Sachsen-Anhalt, wurde dabei am Samstag beleidigt und attackiert. Insgesamt kam es zu drei Fällen von Körperverletzungen und mehrfachen Anzeigen aufgrund von Beleidigungen.

40 Polizisten bei CSD im Einsatz

Der CSD wurde zum dritten Mal in der Kleinstadt veranstaltet, rund 300 Menschen nahmen nach Polizeiangaben an der Demonstration teil. Das CSD-Team hatte explizit im Vorfeld erklärt, dass sie ein deutliches Protest-Zeichen gegen die steigende Hasskriminalität im Bundesland wie auch in ganz Deutschland setzen wollten; so lautete das Motto auch: „United in Love – Hier bin ich Mensch, hier will ich sein.“ Rund 40 Polizisten waren am Samstag dabei im Einsatz, um die Veranstaltung abzusichern, trotzdem kam es mehrfach zu übergriffen.

Zahlreiche CSD-Angriffe in Sachsen-Anhalt

Einen Schwerpunkt legte der CSD dabei auch auf die zahlreichen Attacken, die allein in diesem Jahr bei anderen Pride-Veranstaltungen in Sachsen-Anhalt vorgefallen waren: Beim CSD in Schönebeck kam es zu Eierwürfen gegen Teilnehmer; beim CSD in Dessau-Roßlau kam es bereits vorab zu massiven Angriffen, vor allem digital – während dem CSD wurden dann Flugblätter vom „Dritten Weg“ verteilt und es kam zu Übergriffen durch das Ordnungsamt der Stadt; beim CSD in Wernigerode herrschte eine massive Bedrohungslage und es wurden Beutel mit Kot auf die CSD-Teilnehmer geworfen; beim CSD in Salzwedel kam es zu massiven Beleidigungen gegen das CSD Team; beim allerersten CSD in Weißenfels attackierten rund 30 Rechtsradikale die CSD-Teilnehmer, zeigten den Hitlergruße und riefen „Sieg Heil“ und warfen Flaschen direkt in die Demonstrationsmenge.

Ähnlich aggressiv war die Lage auch beim CSD in Magdeburg, hier demonstrierten zeitgleich rund 700 Reichsbürger auf dem Domplatz, immer wieder war auch hier der Hitlergruß zu sehen und es kam zudem auch zu Angriffen von Linksextremen. Beim CSD in Halle kam es zu einem Angriff auf Teilnehmer nach dem Ende des Stadtfestes.

Angriffe von Rechts, Links sowie von Zuwanderern

Falko Jentsch, der Sprecher des Christopher-Street-Day Sachsen-Anhalt e.V. (Dachverband der CSD-organisierenden Gruppen und Vereine in Sachsen-Anhalt), äußerte sich besorgt über die zunehmende Bedrohungslage für CSDs und deren Teilnehmer: „Rechte Gruppierungen schüren Hass gegen die LSBTIQ-Community in Sachsen[1]Anhalt, während linksextreme Gruppen versuchen, die CSDs für ihre Zwecke zu vereinnahmen und dabei gegen Organisator*innen und Polizei auf dem CSD ins Feld ziehen. Auch Zuwanderer, die aus Unwissenheit oder religiösen Gründen gegen queere Menschen agieren, tragen zur Einschüchterung der Teilnehmer*innen bei.“

Dieses Angriffspotenzial erlebten nun bedauerlicherweise auch die Teilnehmer des CSDs in Stendal. Die allerletzte Pride-Veranstaltung findet in diesem Jahr am 12. Oktober in Magdeburg statt, die queere Hochschulgruppe an der Otto-von-Guericke-Universität lädt dann zum OvGU-Pride ein.  

Auch Interessant

Ende einer Ära

Das Moulin Rouge zerfällt

Das Moulin Rouge zerfällt... und uns beschleicht ein wenig Wehmut, denn über 100 Jahre lang war die rote Mühle auch ein Zufluchtsort für junge Schwule
Kein schmutziges Geheimnis

Gedenkstätte für homosexuelle Veteranen

Mit einer Gedenkstätte will Großbritannien den homosexuellen Veteranen der Streitkräft gedenken, die aufgrund ihrer Sexualität entlassen worden sind.
Reformgegner in der Kirche

Keine Umdenken für Homosexuelle

Vier katholische Bischöfe gehen jetzt offiziell in den Widerstand und verweigern jedwede Reformpläne für mehr Rechte von Homosexuellen in der Kirche.
Ist Emmanuel Macron schwul?

Kampf den Fake News in Frankreich

Ist Emmanuel Macron schwul? Diese Fake News werden derzeit von rechten Kreisen in Frankreich gestreut. Dagegen will der Staatspräsident jetzt vorgehen
Cold Case vor Gericht

Mordfall um schwulen Rentner

45 Jahre nach der Tat stand im Mordfall an einem schwulen Rentner der mutmaßliche Täter vor Gericht. Das Urteil: Freispruch aus Mangel an Beweisen.
Diskriminierung in der Schule

Hast Du schon Angriffe erlebt?

Der LGBTI*-Beratungsverein anyway startet eine bundesweite Umfrage unter LGBTI*-Jugendlichen: Wie sieht die Lage an deutschen Schulen wirklich aus?