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Oliver Bierhoff kritisiert Homophobie in Katar

Bierhoff kritisiert Homophobie in Katar „Ein solcher Umgang mit Homosexuellen ist absolut inakzeptabel!“

ms - 14.06.2022 - 10:30 Uhr

Der deutsche Fußballdirektor des DFB und Geschäftsführer der deutschen Nationalmannschaft Oliver Bierhoff hat mit ungewohnt deutlichen Worten die Homophobie im WM-Gastgeberland Katar kritisiert und stellt sich dabei auch gegen die Maxime von FIFA-Präsident Giovanni Infantino, der immer wieder betonte, dass das Emirat kein Problem mit homosexuellen Fußballfans hätte.

Zuletzt sorgten die Ergebnisse einer Recherche dreier europäischer Rundfunkanstalten für Aufsehen, die aufzeigten, dass der größte Teil aller offiziellen WM-Hotels in Katar homosexuelle Gäste nicht aufnehmen will oder dies nur unter der Voraussetzung tut, dass sich Schwule und Lesben nicht als solche zu erkennen geben. Auch anderweitig geriet die Entscheidung der FIFA, ausgerechnet Katar als Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft im November 2022 zuzulassen, für breite Kritik. Die Menschenrechtslage ist extrem angespannt und Homosexuelle können aufgrund ihrer Sexualität zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt werden. Schwulen Muslimen droht sogar die Todesstrafe.

Der ehemalige Fußballprofi Bierhoff erklärte nun im Gespräch mit der Mediengruppe Funke: „Ein solcher Umgang mit Homosexuellen ist absolut inakzeptabel! Er entspricht in keinster Weise meiner Überzeugung." Dabei legt Bierhoff auch an anderer Stelle den Finger in die Wunde und fragt offen nach, wie es überhaupt möglich ist, die Fußball-Weltmeisterschaft in einem Land stattfinden zu lassen, das derartig diskriminierende und menschenverachtende Gesetze hat. "Welche Vergabekriterien für eine Weltmeisterschaft wendet die FIFA eigentlich an? Denn die Vergabe eines Turniers ist das schärfste Schwert, um den notwendigen Wandel voranzutreiben. Das muss vor der Vergabe geschehen und nicht danach, sonst hat man kein Druckmittel mehr, um es durchzusetzen. Die Vergabekriterien müssen eng mit Menschenrechtsfragen verknüpft sein.“

Nebst dem Wunsch, dass Homosexuelle sich nicht zu erkennen geben, machte Katar zudem auch klar, dass es auch homosexuelle Symbole und queer-freundliche Bekundungen wie eine Regenbogenflagge nicht akzeptieren werde. Der dafür zuständige Generalmajor Al Ansari hatte erklärt, dass Fußballfans mit einer solchen Flagge festgenommen werden würden – eine solche Aktion bewertete er offiziell als einen Akt der Beleidigung des Emirats. 

Bierhoff bekräftigte weiter, dass auch Deutschland und der deutsche Fußballbund eine Mitverantwortung in Bezug auf die WM in Katar haben. "Die deutsche Nationalmannschaft und der Deutsche Fußball-Bund haben nicht nur sportliche, sondern auch gesellschaftliche Relevanz, sie haben eine gewisse Kraft. Ich glaube schon, dass es grundsätzlich gut ist, dass wir auch immer wieder über diese Themen abseits des Sportlichen sprechen, um ein Bewusstsein zu schaffen."

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