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500.000 Besucher in der Hauptstadt erwartet

CSD Berlin CSD-Schwerpunkte sind trans- und nicht-binäre Rechte sowie Solidarität mit Osteuropa

ms - 22.07.2022 - 15:00 Uhr

An diesem Samstag findet erstmals nach zwei Jahren pandemie-bedingter Pause der CSD in Berlin wieder ganz ohne Einschränkungen statt – im Jahr 2021 war es zu einem kleinen, einschränkten Pride gekommen. Die Berliner Polizei rechnet nun in diesem Jahr mit rund 500.000 Menschen, das Team des CSD selbst geht von bis zu einer Million Besuchern aus. Eingebettet ist die Veranstaltung in einen ganzen Pride-Monat, der bereits Ende Juni startete und nun seinen feierlichen Höhepunkt finden soll. In den vier Wochen setzte das CSD-Veranstaltungsteam dabei verschiedene Schwerpunkte wie Religion und Spiritualität, FLINTA und lesbische Sichtbarkeit sowie Trans und People of Color. Das Motto der diesjährigen Parade lautet: United In Love – gegen Hass, Krieg und Diskriminierung.An diesem Samstag findet erstmals nach zwei Jahren pandemie-bedingter Pause der CSD in Berlin wieder ganz ohne Einschränkungen statt – im Jahr 2021 war es zu einem kleinen

Insgesamt 96 Trucks und rund 80 Fußgruppen haben sich für die Parade angemeldet, Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) wird mittags den Pride feierlich eröffnen. Anlässlich des Berliner CSD wird erstmals auch vor dem Bundeskanzleramt die Regenbogenfahne gehisst werden. Bundeskanzler Olaf Scholz wird allerdings nicht vor Ort sein, er befindet sich aktuell im Allgäu im Urlaub. Die Demonstrationsstrecke mit einer Länge von mehr als sieben Kilometern führt von der Leipziger Straße nahe dem Berliner Fernsehturm über den Nollendorfplatz und der Siegessäule bis hin zum Brandenburger Tor. Angemeldet sind über vierzig Redner, die über aktuelle LGBTI*-Themen sprechen werden. Ein besonderes Augenmerk legt das Organisationsteam dabei auf die Solidarität in Richtung Osteuropa.

Zuvor hatte der CSD schon eine ganze Reihe an konkreten Forderungen in Richtung Politik formuliert, dazu zählen unter anderem ein besseres Vorgehen gegen Hasskriminalität, mehr Diversity-Schulungen für Berliner Lehrer, bessere Diversity-Programme für Unternehmen und Behörden, mehr Aufklärung über Geschlechtsidentitäten an den Schulen oder auch eine bessere Berücksichtigung von Diversität in den Lehrmaterialien. Weitere Forderungen betreffen das Grundgesetz, HIV, Aids und Gesundheit, kulturelle Communitys, die WM in Katar sowie auch die internationale Solidarität. Einen großen Schwerpunkt legt das CSD-Team auch auf die Rechte von trans- und nicht-binären Menschen: „Wir fordern die komplette rechtliche Anerkennung von mehr als zwei Geschlechtern und die Abschaffung von zusätzlichen, vom Geschlecht abhängigen Hürden. Wir fordern, dass bei der Geburt kein Geschlecht mehr festgelegt werden muss.“ Auch bei der geplanten Strafverschärfung und der konkreten Benennung von Gewalttaten im Strafgesetzbuch, motiviert durch die sexuelle Orientierung der Opfer, drängt das Team des CSD Berlin darauf, dass bei der Reform der Blick auf Homosexuelle nicht ausreichen würde: „Im Rahmen der geplanten Gesetzesänderung muss eine Formulierung gefunden werden, die alle sexuellen und geschlechtlichen Identitäten korrekt und inklusiv umfasst. Die bisher geplante alleinige Berücksichtigung von Homosexualität würde bei der praktischen Umsetzung definitiv zur Ausgrenzung und der Verletzung der Gleichbehandlung führen.“

Ein spezielles Hygienekonzept mit Blick auf die derzeit in Berlin massiv auftretende Affenpocken-Virusinfektion (MPX) hat das CSD Team laut eigenen Angaben nicht ausgearbeitet. Der Verein selbst könne nicht mehr leisten und müsse auf die Eigenverantwortung der Menschen setzen, so das CSD-Team gegenüber dem Berliner Tagesspiegel. Die Stadt Berlin hatte den Impfstart trotz vorhandener Dosen um mehrere Wochen aufgrund von Unklarheiten bei der kassenärztlichen Abrechnung verschleppt und erst vor einer guten Woche mit den ersten Impfungen begonnen. Aktuell sind offiziell mehr als 1.200 Menschen in Berlin mit Affenpocken infiziert (Stand 22.Juli), die Fallzahlen erhöhen sich derzeit täglich nur in der Hauptstadt um rund 50 neue Infizierte. Betroffen in Berlin sowie in ganz Deutschland sind fast ausschließlich schwule und bisexuelle Männer, so die Deutsche Aidshilfe. Dabei betonte das Robert-Koch-Institut auch, dass Freiluftveranstaltungen wie der CSD an sich keine große Ansteckungsgefahr in sich birgt, wohl aber mögliche private und intimere Feierlichkeiten und Treffen im Anschluss oder während der Parade.  

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