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Das Ende einer Lügengeschichte

Das Ende einer Lügengeschichte Der schwule Star der Republikaner will seine Unschuld beweisen

ms - 01.02.2023 - 09:02 Uhr

Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der schwule US-Politiker und ehemalige Vorzeige-Republikaner George Santos Konsequenzen für seine immer neuen Lügengeschichten ziehen musste. Wenig überraschend hat der Abgeordnete jetzt Parteikollegen mitgeteilt, dass er sich für eine “gewisse Zeit“ von seinen Aufgaben in den Ausschüssen des Repräsentantenhauses zurückziehen werde. Böse Zungen behaupten, Santos bekäme nicht einmal einen richtigen Rücktritt ohne Blamage hin.

Jung, agil und schwul - aber leider ein Lügner

Santos war einst das Aushängeschild der republikanischen Partei – jung, agil und schwul, all das, was ansonsten eher selten mit der Partei in Verbindung gebracht wird. Er war damit auch der erste offen homosexuelle Republikaner, der in den US-Kongress gewählt wurde. Die Hoffnung war groß, dass Santos schwule Wählerstimmer nicht nur als New Yorker Kongressabgeordneter, sondern auch als Symbolbild anderenorts gewinnen hätte können. Seit einigen Wochen nun sinkt der Stern des 34-Jährigen aber immer mehr.

Täglich werden neue Enthüllungen publik, die wie ein Puzzle immer mehr aufzeigen, dass der junge Politiker in allen wesentlichen Aspekten seines Lebens und seines beruflichen Werdegangs gelogen hat – angefangen von seiner angeblichen Tätigkeit an der Wall Street bis hin zu Universitätsabschlüssen, die sich nicht belegen lassen. Aktuell wird auch gegen ihn wegen Veruntreuung von Spendengeldern ermittelt. Zuletzt sorgten Bilder von ihm für Aufsehen, die ihn vor einigen Jahren als Drag-Queen in Brasilien zeigen sollen. Bemerkenswert für einen Mann, der sich andererseits politisch für queer-feindliche Gesetze wie das “Don´t Say Gay“-Gesetz in Florida eingesetzt hatte.

Ein Rücktritt auf Zeit?

Santos erklärte schlussendlich auf mehrere Nachfragen, er wolle seinen Namen reinwaschen und dann in die Ausschüsse zurückkehren, wenn sich die Aufregung um seine Person gelegt habe: "Angesichts der anhaltenden Aufmerksamkeit, die sowohl meine persönlichen als auch meine finanziellen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Wahlkampf auf sich ziehen, habe ich bei Parlamentspräsident McCarthy beantragt, dass ich vorübergehend von meinen Aufgaben in den Ausschüssen ausgeschlossen werde, bis ich entlastet bin.“ Ob dieser Plan aufgeht, ist angesichts der Tatsache, wie massiv Santos immer wieder gelogen und vielleicht sogar strafrechtlich betrogen haben soll, sehr fraglich.

Kein Rückhalt in der Bevölkerung

Auch unter seinen Wählern hat Santos offenbar die meisten Sympathien verspielt. Eine aktuelle Umfrage des Newsday-Siena Colleges zeigte diese Woche auf, dass rund 78 Prozent der registrierten Wähler in seinem Bezirk seinen Rücktritt wünschen, einschließlich 71 Prozent der republikanischen Wähler. Innerhalb seiner Partei wurde in den letzten Tagen ebenso die Forderung nach einem Rücktritt immer lauter, die Basis der Republikaner scheint aber aus taktischen Gründen noch an Santos festzuhalten. Tritt er zurück, werden Neuwahlen in seinem New Yorker Bezirk fällig, die dann höchstwahrscheinlich zugunsten der Demokraten ausfallen dürften. Das würde die hauchdünne Mehrheit der Republikaner im US-Repräsentantenhaus weiter dezimieren. 

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