Dramatische Zahlen aus den USA Alle 45 Sekunden will ein queerer Jugendlicher Selbstmord begehen
Die größte Jugendorganisation für queere junge Menschen in den USA, das Trevor Project, hat jetzt die neusten Daten zur psychischen Gesundheit veröffentlicht: Depressionen, Angstzustände und Selbstmordgedanken haben unter jungen LGBTIQ+-Personen in den Vereinigten Staaten in den letzten zwei Jahren massiv zugenommen. Alle 45 Sekunden versucht sich inzwischen ein LGBTIQ+-Jugendlicher in den USA das Leben zu nehmen, über 1,8 Millionen queere junge Menschen jedes Jahr.
Jeder Zweite von Suizidgedanken betroffen
Die Organisation selbst spricht von alarmierenden Zahlen. Im Detail: Angstsymptome stiegen auf 68 Prozent (+11%) an, Depressionen erleben mit 54 Prozent (+6%) ein neues Allzeithoch und Suizidgedanken sind auf 47 Prozent (+6%) angestiegen – jeder zweite junge queere Amerikaner denkt demnach inzwischen ernsthaft über Selbstmord nach. Damit sind die Daten seit der letzten Erhebung vom Frühjahr 2025 noch einmal angestiegen. Einzig die Zahl der tatsächlichen Suizidversuche ist leicht auf sieben Prozent zurückgegangen – und liegt damit trotzdem weiterhin deutlich über den nationalen Daten für gleichaltrige heterosexuelle Jugendliche. In Summe 1,8 Millionen queere Jugendliche verüben einen Suizidversuch jedes Jahr in den USA.
„Obwohl viele der Ergebnisse dieser Studie erschütternd sind, sind sie nicht überraschend. LGBTIQ+-Jugendliche in diesem Land sind weiterhin einem hohen Maß an Stigmatisierung und politischer Rhetorik ausgesetzt, was sich erheblich auf ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden auswirkt“, beklagt Jaymes Black, Chef des Trevor Projects. Befragt wurden landesweit junge queere Menschen im Alter von 13 bis 24 Jahren.
Angriffe und Diskriminierungen sind Alltag
Der Blick ins Detail zeigt dabei zudem, dass queere Jugendliche bis 17 Jahren die meisten Angstzustände und Depressionen durchleben – innerhalb von LGBTIQ+ sind insbesondere trans* und nicht-binäre Minderjährige zu 70 Prozent von Angstsymptomen betroffen. Ähnlich die Lage beim Thema Suizid: Während sich unter jungen Schwulen und Lesben „nur“ knapp jede dritte Person (31%) damit befasst, sind es unter queeren Menschen jeder Zweite. Besonders dramatisch sieht die Lage bei tatsächlichen Suizidversuchen aus: Bei den 13-bis-17-Jährigen liegen diese mit 16 Prozent doppelt so hoch wie bei queeren Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren. Rund jeder dritte LGBTIQ+-Amerikaner hat außerdem bereits körperliche Bedrohungen und Belästigungen erlebt, mehr als die Hälfte (55%) der Schwulen und Lesben ist zudem aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert worden.
Zunehmende Verschlechterung
Black vom Trevor Project stellt abschließend unmissverständlich klar: „Die Art und Weise, wie LGBTIQ+-Jugendliche in diesem Land behandelt werden, schadet ihrer Gesundheit und gefährdet ihr Leben, und die Situation verschlechtert sich zunehmend. Ich hoffe, dass Gesetzgeber, Gemeindevorsteher und Fachleute, die mit Jugendlichen arbeiten, die Ergebnisse dieser Studie zur Kenntnis nehmen und sich unseren Bemühungen anschließen, die Gesundheit und Sicherheit von LGBTIQ+-Jugendlichen im ganzen Land zu fördern.“ Zuletzt wurden im Sommer dieses Jahres von der US-Regierung die Finanzmittel in Höhe von 50 Millionen US-Dollar für die einzige, landesweite Suizid-Hotline für queere Jugendliche gestrichen. Aktuell laufen Bemühungen beider Parteien, das Angebot von neuem aufleben zu lassen.
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Bei psychischen oder anderweiten emotionalen Problemen sowie auch bei Depressionen oder beispielsweise Angststörungen, versuche, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Day Verein via Messenger, E-Mail und Videochat unter www.coming-out-day.de sowie www.comingoutundso.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de