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Mutmaßlicher Täter war Boxsportler aus Tschetschenien
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Einzelheiten zu Maltes Mörder EMMA-Herausgeberin Schwarzer wehrt sich gegen absurde Anschuldigungen, sie trage Mitschuld an der Tat.

ms - 05.09.2022 - 09:20 Uhr

Der mutmaßliche Mörder des 25-jährigen trans-Mannes Malte C. aus Münster sitzt weiter in Untersuchungshaft, inzwischen wurden weitere Einzelheiten über den Täter bekannt: So soll es sich bei dem Täter um den 20-jährigen Tschetschenen Nuradi A. handeln, der seit acht Jahren bei seiner Mutter in Deutschland lebt. Da sein Vater noch immer in der russischen Teilrepublik wohnt, droht nach Angaben des Amtsrichters Fluchtgefahr sowie zudem auch Wiederholungsgefahr. Nuradi A. ist Boxsportler, vorbestraft und arbeitete zuletzt als Lagerarbeiter. Bereits im Februar dieses Jahres schlug er auf einen anderen Menschen mit einem Faustschlag ein, weswegen er wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer sogenannten Erziehungsmaßregel verurteilt worden war. Diese setzte fest, dass Nuradi A. 200,- Euro Geldstrafe zahlen muss und ein halbes Jahr durch einen Sozialarbeiter beaufsichtigt wird. 

Nach Angaben der BILD-Zeitung wurde der Asylantrag von Nuradi A. abgelehnt, die Ausländerbehörde verlängerte seinen Aufenthaltstitel allerdings trotzdem bis zum Jahr 2023. Hintergrund: Aktuell finden aufgrund des Ukraine-Krieges keine Abschiebung von Staatsangehörigen der russischen Föderation statt. Am vergangenen Samstag war gegen den 20-Jährigen ein Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge ergangen. Nuradi. A. soll am Abend des 27. August mehrere lesbische Frauen beim CSD Münster nahe dem Stadtwerkeplatz wüst als “lesbische dreckige Huren“ beschimpft haben. Das Opfer Malte C. versuchte zu schlichten und sprach den mutmaßlichen Täter direkt an. Nuradi A. soll dem trans-Mann daraufhin zweimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, sodass Malte stolperte und schlussendlich mit dem Hinterkopf auf den Asphalt aufschlug. Währenddessen beschimpfte er auch Malte, dieser sei gar kein Mann. Mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen kam der 25-Jährige daraufhin in die Klinik und wurde sofort notoperiert. Am vergangenen Freitag erlag Malte C. trotzdem seinen schweren Verletzungen. Auf die Spur des Tatverdächtigen, der schlussendlich am Hauptbahnhof festgenommen werden konnte, geriet die Polizei durch Handyvideos. Die drei lesbischen Frauen konnten Nuradi A. zudem inzwischen zweifelsfrei als Verdächtigen identifizieren. Der Freund des Tschetschenen ist indes weiter auf der Flucht.    

Bevor die Einzelheiten über den mutmaßlichen Täter bekannt wurden, nutzten mehrere queere Aktivisten den Tod von Malte C. dazu, um zu erklären, dass angebliche transfeindliche Äußerungen von Kritikern des Selbstbestimmungsgesetzes zu der Tat beigetragen hätten. Besonders negativ fiel dabei unter anderem Frank Laubenburg auf, der Chef von Die Linke.queer. Er schrieb: „Vollbrecht, Schwarzer, Weidel, Wagenknecht: Sprachlicher Hass ermutige Täter wie den, der Malte in Münster totgeschlagen hat. Das müssen wir noch viel deutlicher sagen. Und das muss auch Konsequenzen haben. Wir sind es Malte schuldig.“ Und der Grünen-Politiker Benjamin Bauer erklärte: „Auf der Straße werden trans Personen zu Tode geprügelt. Im Netz legen TERFs & Rechte für diesen Hass das ideologische Fundament. Gesellschaft & Staat müssen diesem faschistoiden Pack den Kampf ansagen.“ Andere Aktivisten stimmten in den Tenor mit ein, sprachen von “geistigen Brandstifter:innen vom Terror gegen trans-Menschen“. Die Mehrheit der Twitter-User verurteilte es scharf, dass Maltes Tod für das Vorantreiben einer politischen Agenda ausgenutzt werde. Manche kommentierten, dass Nuradi A. aus dem Grenzdorf Tukhchar wohl kaum Alice Schwarzers Magazin EMMA gelesen oder den Vortrag über die Zweigeschlechtlichkeit der Biologin Marie-Luise Vollbrecht aus Berlin angesehen habe. Viel wahrscheinlicher sei es, dass Nuradi A. durch das extreme homophobe und gewalttätige Umfeld gegenüber Homosexuellen in Tschetschenien geprägt worden sei. Der Linke Laubenburg sieht derweil auch nach den jüngsten Einzelheiten offensichtlich keinen Grund für eine Kurskorrektur und schrieb am Sonntag: „Hass und Hetze gegen trans Personen damit rechtfertigen, dass der Täter von Münster sie ja sicherlich nicht gelesen habe und Vollbrecht und Co gar nicht kenne. Wie armselig.“

Die beschuldigte Herausgeberin der EMMA, Alice Schwarzer, hat nun erklärt, gegen diese Hate Speech vorzugehen. Sie erklärte am Wochenende, dass Lauenburg immer wieder negativ mit solchen ideologischen Hass-Statements auffallen würde und deswegen auch bereits einmal eine Strafe von 1.800 Euro hatte zahlen müssen. Zudem kritisiert Schwarzer, dass einige queere Medien die Hass-Aussagen des Linken-Politikers “völlig unkritisch, ja distanzlos“ wiedergegeben haben. Schwarzer, die sich seit 1984 öffentlich für die Rechte von Transsexuellen einsetzt, hält die Anschuldigungen für absurd. „Worum geht es hier also wirklich? Es geht um die Diffamierung von Frauen sowie die Verwischung zwischen ´links´ und  ´rechts´ durch dumpfe IdeologInnen, die nicht zwischen biologischem Geschlecht (sex) und kultureller Geschlechterrolle (gender) unterscheiden können oder wollen (…) Es ist Dummheit oder Bösartigkeit, vermutlich beides, wenn manche Trans-Ideologen – doch keineswegs die Mehrheit der Transsexuellen! - diese Unterscheidung verwischen und behaupten: Jemand, der die Existenz zweier biologischer Geschlechter nicht leugnet, sei transphob und für den Erhalt der traditionellen sexuellen Normen. Wie absurd.“ Mit Blick auf ihre Kritik zum geplanten Selbstbestimmungsgesetz, die für Aktivisten den Ausschlag gab, Schwarzer zu schimpfen, schreibt die EMMA-Herausgeberin weiter: „Wir sind dafür, dass das Geschlecht erst ab dem Alter von 18 gewechselt werden kann und nicht ohne eine ernsthafte Prüfung der Motive des ´Transitionswunsches´. Denn wir müssen vor allem die Mädchen in der Pubertät vor übereilten, irreversiblen Schritten schützen. Das hat nichts mit ´Transhass´ zu tun, im Gegenteil: Es ist Liebe zu den Jugendlichen und Verantwortung für sie. Und übrigens: Sie haben die rote Linie überschritten, Herr Laubenburg. Das sollten sie als Politiker, der sogar schon im Rat der Stadt Düsseldorf gesessen hat, eigentlich wissen. Ich behalte mir vor, Sie wegen Hate Speech und Verleumdung zu verklagen.“

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