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Angriffe auf LGBTI*-Personen in Frankfurt und Bremen

Erneut Gewalt gegen LGBTI*-Menschen Opfer sind ein homosexuelles Paar und eine trans-Frau

ms - 06.09.2022 - 12:00 Uhr

In den letzten Tagen häufen sich abermals Angriffe auf LGBTI*-Menschen in Deutschland. In Bremen erlitt so eine 57-jährige trans-Frau Verletzungen im Gesicht, nachdem sie in der Straßenbahn von einer Jugendgruppe angegriffen worden war. Einer der jungen Täter riss ihr dabei die Perücke vom Kopf und schlug ihr anschließend mit der Faust ins Gesicht, während weitere zehn bis fünfzehn Jugendliche ihn anfeuerten. Erst als andere Fahrgäste eingriffen, ließ die gewaltbereite Gruppe schlussendlich von ihrem Opfer ab und floh. Die trans-Frau wurde daraufhin im örtlichen Krankenhaus versorgt und konnte heute Morgen entlassen werden. Die Polizei sucht aktuell nach Zeugen, die den Vorfall am vergangenen Samstagabend beobachtet haben und Hinweise zu der Tat geben können. Der Haupttäter wird auf ein Alter von 14 bis 16 Jahren geschätzt. Er soll circa 1,70m groß gewesen und braunhaarig gewesen sein. Zum Tatzeitpunkt trug er ein weißes T-Shirt und eine Umhängetasche. Weitere Details zum Verdächtigen sind bislang nicht bekannt gegeben worden. Der Staatsschutz ermittelt nun wegen Hasskriminalität und gefährlicher Körperverletzung, die Polizei wertet derzeit das Videomaterial der Überwachungskameras aus der Straßenbahn aus.

Ebenso zu einem gewalttätigen Angriff kam es vergangene Nacht in Frankfurt am Main. Zwei junge homosexuelle Männer im Alter von 19 und 20 Jahren wurden kurz nach Mitternacht an der Konstablerwache in der Innenstadt von einem Mann attackiert, der die beiden Schwulen zuvor homophob beleidigte. Anschließend soll der Täter den beiden Männern zunächst mit der Faust und später auch mit einer Glasflasche ins Gesicht geschlagen haben. Nach Angaben der Polizei haben beide Opfer Verletzungen erlitten. Ein Passant alarmierte daraufhin die Polizei, die noch in der gleichen Nacht einen 33-jährigen Tatverdächtigen festnehmen konnte. Dem mutmaßlichen Täter wird “gefährliche Körperverletzung“ zur Last gelegt. In der Frankfurter Innenstadt rund um die Konstablerwache kommt es seit Monaten vermehrt zu brutalen Angriffen gegenüber LGBTI*-Menschen. Die genaue Anzahl der Fälle lässt sich aufgrund der hohen Dunkelziffer schwer beziffern, ein Sprecher der Frankfurter Polizei bekräftigte allerdings: „Es ist vollkommen inakzeptabel, dass sich Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität und ihrer äußeren Erscheinung in bestimmten Straßen nicht mehr sicher fühlen. Es ist traurig, dass die Gewalt dort stattfindet, wo sich die Community seit langem trifft, in einem Viertel, das sie als ´safe space‘ empfunden hat.“

Die Situation in der Frankfurter Innenstadt eskalierte immer mehr schrittweise in den letzten Monaten, bereits im März hatten LGBTI*-Aktivisten mit einem Protestmarsch durch die Innenstadt auf die Situation aufmerksam gemacht. Warum sich gerade rund um die Konstablerwache die Hassverbrechen so häufen, ist umstritten. Zum einen ist der Bereich ein verkehrstechnischer Knotenpunkt mit viel Publikum, zum anderen seien zuletzt aber auch mehrere LGBTI*-Clubs, Bars und Treffpunkte verschwunden – das Viertel sei multikultureller geworden und ziehe damit auch mitunter mehr homophobe Menschen an.

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