Direkt zum Inhalt
Gefährliche Entwicklung

Gefährliche Entwicklung Dritte Studie belegt Zustimmungsrückgang bei LGBTI*, besonders polarisiere dabei die Frage um Trans-Rechte

ms - 20.12.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Die Akzeptanz von LGBTI*-Menschen in der Gesellschaft ging erstmals 2023 deutlich zurück – das bestätigte jetzt inzwischen eine dritte Studie in diesem Jahr. Besonders polarisiert dabei offenbar der Streit um Trans-Rechte in den USA, die Auswirkungen indes sind in der gesamten LGBTI*-Community nachweisbar. 

Massiver Zustimmungsverlust in nur zwei Jahren

Die jüngsten Daten beruhen auf einer Studie des amerikanischen PRRI (Public Religion Research Institute), eine gemeinnützige, unparteiische Organisation, die sich unabhängigen Forschungsarbeiten an der Schnittstelle von Religion, Kultur und öffentlicher Politik widmet.

Dabei belegen die Daten eindeutig, dass die Zustimmung zur Gleichstellung der Ehe in den USA erstmals in einem Zeitraum von gerade einmal zwei Jahren von 72 auf 66 Prozent gesunken ist. Die Ergebnisse sind praktisch deckungsgleich mit ähnlichen Untersuchungen aus diesem Jahr, durchgeführt vom Ipsos Institut und Gallup. Dabei zeigt die Studienlage auch auf, dass diese gefährliche Entwicklung auch in Deutschland sowie mehreren anderen westlichen Ländern verzeichnet werden konnte.

PRRI hält dazu fest: „Die Öffentlichkeit befürwortet nach wie vor im Großen und Ganzen Antidiskriminierungsmaßnahmen und die Gleichstellung der Ehe, und eine Mehrheit lehnt Maßnahmen ab, die es Unternehmen erlauben würden, Schwulen und Lesben aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen Dienstleistungen zu verweigern. Die Ergebnisse deuten jedoch auf einen allgemeinen Rückgang der pro-LGBTQ-Meinungen hin.“

Trans-Rechte polarisieren besonders

Dabei zeigte sich laut Forschungsleiter Andrew R. Flores, dass vor allem die Debatten um mehr Rechte für Trans-Personen die Gesellschaft polarisiert und spaltet. „Bemerkenswert ist die Tatsache, dass es geografisch gesehen eine Gruppe von Staaten gibt, die eher gegen Transsexuelle sind, und eine andere Gruppe von Staaten, die eher für Transsexuelle sind, mit wenigen Staaten dazwischen. Ich habe bereits früher geschrieben, dass sich für LGBTQ-Personen und insbesondere für Transgender-Personen möglicherweise zwei Amerikas herausbilden. Diese Daten stützen diese Erwartung sowohl in der Politik als auch in der öffentlichen Meinung weiter.“

Flores betont überdies, dass der gesellschaftliche Wandel „keine Einbahnstraße in Richtung einer größeren Akzeptanz von LGBTQ-Menschen“ sei – so zeigten die Daten zwar, dass die junge Generation insgesamt mehr Akzeptanz bei Trans-Rechten zeige als ältere Personen, aber es eben auch viele junge Menschen gebe, die sich dagegen aussprechen – die politische Einstellung spielt auch bei der Generation Z eine wichtigere Rolle als die pure Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe.

Nimmt die Spaltung der Gesellschaft zu?

Offenbar führt laut dem Forschungsleiter so der Streit um Trans-Rechte dazu, dass die Akzeptanz von LGBTI*-Menschen insgesamt zurückgeht, wie die Antworten zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe bereits aufzeigen. Flores weiter: „Mit dem Wiederaufleben von Anti-LGBTQ-Rhetorik, Demonstrationen und Gesetzen gibt es Anzeichen dafür, dass die Anti-LGBTQ-Wende zu einer Verschiebung der Normen führt.“

So könne das massive Eintreten für LGBTI*-Rechte tatsächlich zu einer immer größeren Gegenbewegung führen. „Es ist gut möglich, dass die politische Landschaft in den USA für LGBTQ-Personen zweigeteilt bleibt und möglicherweise sogar noch mehr gespalten wird“, so das Fazit des Experten.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.