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Großes Problem in Köln

Großes Problem in Köln Chemsex ist in der Gay-Community am Rhein stark vertreten - 2023 starben vier Menschen dabei

ms - 09.08.2024 - 11:00 Uhr
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Die Kölner Aidshilfe warnt jetzt vor Chemsex und der damit meist verbundenen Einnahme von Ketamin sowie Chrystal Meth – in der Rheinmetropole gebe es aktuell „ein großes Problem“. 

Umdenken in der Gay-Community?

Nebst ungeschütztem Sex stecken sich die meisten homo- und bisexuellen Männer in Köln im Umfeld von Drogenkonsum an, beispielsweise durch das gemeinsame Benutzen von Spritzen. Beim Chemsex starben im vergangenen Jahr vier Männer allein in Köln – dabei sind die drogenbedingten Todesfälle in ganz Deutschland zuletzt rapide angestiegen. Insgesamt kam es zu 2.227 Drogentoten im vergangenen Jahr in Deutschland – 237 Menschen als noch vor einem Jahr. 

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, forderte daraufhin bereits im Juni dieses Jahres ein Umdenken beim Thema Drogen, vor allem auch in der schwule Party-Community. Besonders betroffen sind dabei jene Städte mit einer besonders ausgeprägten, sexpositiven Szene, also vor allem Berlin, Hamburg aber auch Köln. Chemsex bleibt dabei nach wie vor ein besonderes Problem der schwulen Community, zehn Prozent der homo- und bisexuellen Männer praktizieren regelmäßig Sex unter Drogenkonsum.   

Wirkmacht beim Chemsex

„Die Wirkmacht von Ketamin, Chrystal Meth und Co in Kombination mit Sex ist enorm. Das, was die Menschen da erleben, wird in den schillerndsten Farben beschrieben. Und dem wird hinterhergehechelt, weil das natürlich so besonders war. Aber so, wie es beim ersten Mal war, wird es nie wieder“, warnt der Geschäftsführer der Kölner Aidshilfe, Oliver Schubert, gegenüber dem Kölner Express. Die Aidshilfe versucht dabei, eine Anlaufstelle gerade auch für alle schwulen Männer zu sein, die raus aus der Sucht wollen und dem Chemsex entsagen möchten.  

Stigmata erschweren Ausstieg

Erschwert wird der Ausstieg aus Chemsex generell durch Vorurteile auch innerhalb der Community und dabei noch einmal besonders bei Menschen mit HIV – auch nach 40 Jahren mit HIV-Erfahrung gebe es noch immer sehr viele Stigmata und Diskriminierungen, auch innerhalb der schwulen Szene: „Bei aller Szenegröße ist Köln ja doch ein Dorf“, so Schubert weiter. 

Überdies erschwert wird der Kampf gegen Chemsex und der Einsatz für eine HIV-Prävention, wenn Homosexualität im Umfeld der Betroffenen abgelehnt wird: „Wir wissen das vor allem aus bestimmten Kulturkreisen. Wo auch das Stigma in der eigenen Community ganz krass ist, obwohl es einen selbst auch betrifft.“ Schlussendlich stieg zuletzt die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Köln wieder an, ähnlich wie 2023 auch in ganz Deutschland.

Jährlich betreut und berät die Kölner Aidshilfe etwa 5.000 Menschen. Der Verein ist mit 34 Festangestellten, über 200 ehrenamtlichen Mitarbeitern und einem Finanzvolumen von 2,5 Millionen Euro einer der größten privaten Träger im Gesundheitswesen der Stadt Köln. 

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