Direkt zum Inhalt
Neue Hoffnung für schwule Afghanen?

Hoffnung für schwule Afghanen? Eine Einreise nach Deutschland soll für homosexuelle Afghanen „bald“ wieder möglich sein!

ms - 02.06.2023 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Für homosexuelle Afghanen gibt es aktuell ein wenig neue Hoffnung – das Auswärtige Amt erklärte jetzt, dass „bald“ wieder über das neue Bundesaufnahmeprogramm gefährdete Menschen aus Afghanistan nach Deutschland einreisen dürfen. Einen konkreteren Zeitplan abseits des erklärten „bald“ wurde nicht bekanntgegeben.

Systematische Jagd auf Homosexuelle

Das im Herbst 2022 gestartete und zwischendurch gestoppte Aufnahmeverfahren soll allerdings baldmöglichst wieder anlaufen, so ein Sprecher des Ministeriums weiter. Über ein Jahr lang hatte die Bundesregierung nichts unternommen, um nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 besonders gefährdeten Menschen vor Ort zu helfen.

Nebst Regimekritikern gehören dazu vor allem auch homosexuelle Männer, die systematisch inzwischen wieder gejagt, gefoltert und ermordet werden. Die Taliban durchsuchen dabei schrittweise ganze Dörfer, um Schwule ausfindig zu machen. Seit vergangenem Jahr gibt es auch bereits eigene Gefängnisse für Homosexuelle. Nach Informationen direkt vor Ort sollen allein in einem solchen, ehemaligen Militärgefängnis inzwischen über 800 homosexuelle Menschen ermordet worden sein.

Hunderte Homosexuelle warten auf die Ausreise

Kaum angelaufen, war das Bundesaufnahmeprogramm im März dieses Jahres wegen Sicherheitsbedenken wieder ausgesetzt worden. Mehrere Nichtregierungsorganisationen (NGO) sollen dabei Anträge ohne Überprüfung der Personen an die entsprechenden Behörden in Deutschland weitergereicht haben.

Nach Informationen des NDR warten derzeit insgesamt rund 14.000 gefährdete Menschen aus Afghanistan trotz Aufnahmezusage auf die Ausreise nach Deutschland, darunter auch eine dreistellige Anzahl von Homosexuellen. Bisher wurden gerade einmal ein gutes Dutzend von LGBTI*-Afghanen nach Deutschland ausgeflogen. Sie wurden in Bremen, Düsseldorf und Berlin untergebracht.

Deutsche Bürokratie bleibt weiterhin große Hürde

Nebst dem zwischenzeitlichen Aufnahmestopp gestaltet sich die deutsche Bürokratie nach wie vor als besonders große Hürde für gefährdete Schwule aus Afghanistan. Sowohl das Bundesinnenministerium wie auch das Auswärtige Amt müssen dem Antrag zunächst hintereinander zustimmen, nachdem dieser von NGOs eingereicht worden ist. Erst danach dürfen die betreffenden Personen das Land Richtung Pakistan verlassen, nur von dort fliegt die Bundesrepublik dann gefährdete Afghanen aus – allerdings auch das nur, wenn die betreffenden Personen alle Dokumente, Pässe und Ausreise-Visa vorzeigen können.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.