Direkt zum Inhalt
Ja zur Homo-Ehe

Ja zur Homo-Ehe! Historischster Sieg der Gay-Community in den USA seit 12 Jahren

ms - 14.12.2022 - 07:37 Uhr
Loading audio player...

Großer Jubel in den USA – Präsident Joe Biden hat gestern im Kreise prominenter Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft den Respect for Marriage Act unterzeichnet. Das Bundesgesetz schützt damit künftig die Gleichstellung der Ehe für homosexuelle Paare. Ein großer Sieg für die Gay-Community.

Liebe ist Liebe

"Heute ist ein guter Tag", erklärte Biden, als er vor das Publikum vor dem Weißen Haus trat und im weiteren Verlauf daran erinnerte, wie er sich erstmals vor zehn Jahren offen als Vizepräsident für die Gleichstellung der Ehe ausgesprochen hatte. Das Bundesgesetz selbst war in der Vergangenheit mehrfach gescheitert und kam zuletzt nur durch einen Kompromiss zusammen, den Demokraten und Republikaner gemeinsam erarbeitet hatten.

"Ich möchte Ihnen allen danken, dass Sie heute hier sind", so Biden weiter zu den Gästen, darunter Vizepräsidentin Kamala Harris, First Lady Jill Biden, Second Gentleman Doug Emhoff, der schwule Verkehrsminister Pete Buttigieg sowie auch der Besitzer des Gay-Nachtclubs Q aus Colorado Springs, in dem im November fünf Menschen bei einem Amoklauf starben. Der Attentäter soll ein 22-jähriger nicht-binärer Mann gewesen sein. Biden bedankte sich auch bei allen Mitstreitern, die den Gesetzentwurf durch beide Kammern des US-Kongresses gebracht hatten. "Heute feiern wir den Fortschritt. Liebe ist Liebe. Recht ist Recht. Gerechtigkeit ist Gerechtigkeit", so der Präsident weiter.

Historische Rede für ein historisches Gesetz

Born this way!

Scharf kritisierte Biden dagegen die rund 300 Anti-LGBTI*-Gesetzesvorhaben, die allein in diesem Jahr von Republikanern in vielen US-Bundesstaaten eingebracht worden waren. Ebenso zeigte Biden sein Unverständnis über die Aussage von Richter Clarence Thomas, der am Obersten Gerichtshof ein Urteil zur Gleichstellung der Ehe rückgängig machen möchte – der wesentliche Grund, warum abermals das jetzt unterschriebene Bundesgesetz politisch überhaupt in Angriff genommen worden war. Biden wies den Richter darauf hin, dass Rassismus, Homophobie und Antisemitismus alle miteinander verbunden sind. Nachdem Biden das Gesetz schlussendlich unterzeichnet hatte und sich vom Schreibtisch erhob, erklang Lady Gagas Song "Born This Way".

In Gedenken an Harvey Milk

Zuvor hatte auch Vizepräsidentin Harris einige Worte an die Gäste gerichtet und zitierte dabei auch den ersten offen schwulen US-Politiker Harvey Milk: "Rechte werden nur von denen erkämpft, die sich Gehör verschaffen". In der offiziellen Erklärung des Weißen Hauses wurde dann noch einmal der wesentliche Sachverhalt zusammengefasst: „Das Gesetz zur Achtung der Ehe (Respect for Marriage Act) stellt sicher, dass die Bundesregierung gleichgeschlechtliche und interrassische Ehen anerkennt und dass alle Staaten die in anderen Staaten geschlossenen Ehen anerkennen. Es verbietet allen, die im Rahmen eines staatlichen Gesetzes handeln, eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der Rasse eines verheirateten Paares vorzunehmen. Das Gesetz hebt den Defense of Marriage Act (DOMA) auf, der seit den Urteilen des Obersten Gerichtshofs in den Rechtssachen Windsor v. U.S. (2013) und Obergefell v. Hodges (2015) nicht mehr durchsetzbar ist, aber nach wie vor in Kraft ist. Das 1996 vom Kongress verabschiedete DOMA verbot die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen auf Bundesebene und erlaubte es den Bundesstaaten, die Anerkennung von in anderen Bundesstaaten geschlossenen Ehen zu verweigern.“

Zehn Jahre kämpfte Biden für das Bundesgesetz, jetzt ist die Freude groß!

Der größte LGBTI*-Sieg seit 12 Jahren

Das Gesetz war in erster Fassung vor den Kongresswahlen im November von den Republikanern abgelehnt worden und konnte erst mit einigen Änderungen die benötigten republikanischen Stimmen im Senat für sich gewinnen. Im Repräsentantenhaus halten die Demokraten noch für wenige Tage bis zum neuen Jahr eine Mehrheit, weswegen die Zeit für die Verabschiedung des Bundesgesetzes eilte.

Im November fügte der Senat einen Zusatz hinzu, um Bedenken zu zerstreuen, dass das Gesetz die Religionsfreiheit beeinträchtigen könnte. Die Änderung bestätigt, dass keine gemeinnützige religiöse Organisation Waren, Dienstleistungen oder Einrichtungen für Hochzeitszeremonien oder Empfänge bereitstellen muss, und stellt klar, dass die Bundesregierung polygame Ehen nicht anerkennen muss. Zahlreiche LGBTI*-Vereine feiern das neue Bundegesetz, die Human Rights Campaign bezeichnete es als den größten Sieg für die LGBTI*-Community seit der Aufhebung von "Don't Ask, Don't Tell" im Jahr 2010.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.