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Katholiken für Self-ID

Katholiken für Self-ID Katholische Kirche müsse umdenken bei LGBTI*-Menschen

ms - 20.01.2023 - 13:00 Uhr
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Mit klaren Worten hat sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) für das geplante Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland ausgesprochen. Dabei erklärte der Verband: „Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes, das die gleiche Würde eines jeden Menschen betont, setzt sich das ZdK für einen diskriminierungsfreien Umgang mit trans* und inter* Menschen innerhalb der Kirche und in unserer Gesellschaft – auch durch Abbau von diskriminierenden Gesetzen und Verwaltungsvorschriften – ein. Deshalb begrüßt das ZdK ausdrücklich das von der Bundesregierung veröffentlichte Eckpunktepapier zum geplanten ´Selbstbestimmungsgesetz´, mit dem das seit 1981 geltende sogenannte Transsexuellen Gesetz abgelöst werden soll.“

Mehr Einsatz für LGBTI* gefordert

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, freut sich über die eindeutige Stellungnahme, wie er via Twitter betont: „Starke Stellungnahme des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen verdienen volle Würde und Selbstbestimmung! Danke für die Unterstützung.“ Das ZDK spricht weiter von einem Paradigmenwechsel hin zur „Wahrung der körperlichen und seelischen Integrität von allen Menschen“ und fordert darüber hinaus noch mehr Einsatz, beispielsweise ein komplettes Verbot von Konversionstherapien in Deutschland, eine bessere gesundheitliche Versorgung von queeren Menschen und mehr Unterstützung von Jugendlichen bei der Identitätssuche.

„Sie müssen die Chance haben, in einem offenen gesellschaftlichen Klima aufwachsen zu dürfen und die Erfahrung zu machen, dass sie im Elternhaus, in der Schule, in der Kirche, von Ärzt*innen, Beratungsstellen etc. Unterstützung erfahren. Dazu ist Vertrauen in die Personen und Institutionen unumgänglich. Nur wer selbst offen mit der Realität von geschlechtlicher Vielfalt umgeht, sich damit auseinandersetzt und darüber sachlich informiert, kann andere Menschen in solchen Situationen adäquat begleiten.“

Die katholische Kirche muss noch viel lernen

Das ZdK läuft damit den aktuellen Entwicklungen in der katholischen Kirche selbst entgegen, trotz aller Bemühungen seitens einzelner deutscher Bischöfe konnten im letzten Jahr weder eine Überarbeitung der Sexualmoral noch verbindliche neue Richtlinien im Umgang mit Homosexuellen oder queeren Menschen festgelegt werden – zuletzt erklärte Papst Franziskus, die deutschen Geistlichen müssten sich an die Werte der römisch-katholischen Kirche in Rom halten.

Das ZdK bekräftigt indes: „Im Zuge der anstehenden gesetzlichen Veränderung fordert das ZdK auch die katholische Kirche auf, den damit einhergehenden Paradigmenwechsel umzusetzen. Als lernende Gemeinschaft ist die katholische Kirche dazu aufgerufen, die trans* und inter* Menschen in ihrer Mitte willkommen zu heißen und ausgehend von der Anerkennung ihrer Würde als Kinder Gottes ihr Selbstbestimmungsrecht zu achten und zu schützen (…) Die katholische Kirche hat in den Bereichen geschlechtlicher Vielfalt, sexuelle Begehrensformen und Lebensweisen einen weiten Lernweg hinter sich, aber auch noch vor sich.“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist ein Gremium der römisch-katholischen Kirche in Deutschland, das die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit vertreten und die Aufgaben der katholischen Kirche unterstützen soll. Es berät die Deutsche Bischofskonferenz in Fragen des gesellschaftlichen, staatlichen und kirchlichen Lebens, ist Initiator des Deutschen Katholikentages sowie verantwortlich für den Synodalen Weg.

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