Direkt zum Inhalt
Kein Geld für Ungarn

Kein Geld für Ungarn Ohne Druck kein Umdenken auch bei LGBTI*-Rechten

ms - 13.12.2022 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Die Europäische Union wird EU-Gelder für Ungarn einfrieren – dieser Entschluss dürfte für Ministerpräsident Viktor Orbán nicht erfreulich gewesen sein. Nach monatelangen Diskussionen hat sich eine Mehrheit der EU-Staaten dafür ausgesprochen. Bis zuletzt war nicht klar gewesen, ob ausreichend viele Länder diesem Vorhaben zustimmen würden. Deutschland gehört zu jenen Staaten, die sich für das Einfrieren der Gelder ausgesprochen hat.

6,3 Milliarden Euro weniger für Ungarn

Allerdings gab es in den Verhandlungen auch einen Kompromiss: Anstatt den angedachten 7,5 Milliarden Euro, werden jetzt nur 6,3 Milliarden Euro eingefroren – damit soll anerkannt werden, dass die ungarische Regierung erste Schritte zum Besseren unternommen habe. Die Kernaussage der EU bleibt dabei aber klar: Ungarn verstößt weiterhin in eklatanter Weise gegen die Rechtsstaatlichkeit, vor allem, aber nicht nur mit Blick auf mögliche Korruptionsfälle. Die Entscheidung sei „bis auf Weiteres“ getroffen; wann die Gelder möglicherweise wieder freigegeben werden könnten, ist ungewiss. Der jetzige Beschluss ist dabei ein historisches Vorgehen innerhalb der Europäischen Union. Mindestens 15 der 27 EU-Staaten müssen für eine solchen Schritt dem Vorhaben zustimmen – eine Mehrheit, die hier erreicht worden ist.

Kehrwende für LGBTI* nur mit Druck

Auch in anderen Punkten wie neuen Ukraine-Hilfen kam es gestern Abend zu einer Einigung – wohl hauptsächlich abermals dadurch, dass Ungarn direkt gedroht worden war, ansonsten weiterhin EU-Corona-Hilfen für das Land zu blockieren, deren Anspruch Ende des Jahres größtenteils verfallen wären. Mit Blick auch gerade auf die Lage von Homosexuellen in Ungarn und des scharf kritisierten Anti-Homosexuellen-Paragrafen, der schwule sowie LGBTI*-Themen in Medien und der Öffentlichkeit in weiten Teilen verbietet, bedeutet das auch, dass eine Besserung abermals nur durch massiven Druck von außen gelingen kann. Auch Außenministerin Annalena Baerbock betonte: "Hier geht es um unsere Werte, um unsere Rechtsstaatlichkeit als Europäische Union im Ganzen!"

Für Ministerpräsident Orbán dürften die jüngsten Entscheidungen ein herber Schlag sein, denn immer lauter wird dabei auch die Kritik im eigenen Land. Die ungarische Wirtschaft steht am Rande einer Rezession, gleichzeitig wächst auch der Druck von LGBTI*-Organisationen weltweit, die die Einhaltung der Menschenrechte auch und gerade für Homosexuelle und queere Menschen einfordern. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.