Direkt zum Inhalt
Keine “One-Love“-Binde in Katar
Rubrik

Keine One-Love-Binde in Katar! Eine symbolische Solidarisierung mit Homosexuellen vor Ort bleibt aus

ms - 21.11.2022 - 11:38 Uhr

Der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Manuel Neuer wird nicht mit der “One-Love“-Kapitänsbinde auflaufen – das wurde heute Mittag öffentlich. Der DFB und die anderen internationalen Fußballverbände, die an der Aktion teilnehmen wollten, um ein Zeichen für Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit im Emirat zu setzen, haben sich nun gemeinsam offenbar dagegen entschieden. Als Begründung wurden die drastischen Sanktionen genannt, die die FIFA angedroht hat, wenn Mannschaftskapitäne mit der Binde auflaufen würden.

Alle europäischen Clubs machen einen Rückzieher

Nach ersten Informationen knicken dabei alle europäischen Fußballclubs und Nationalmannschaften vor der Drohkulisse der FIFA ein. Die FIFA soll mit sehr strickten Konsequenzen gedroht haben, darunter auch möglichen Punkteabzügen bei den jeweiligen Mannschaften. Zudem stand offenbar auch im Gespräch, an einem Kapitän mit “One-Love“-Armbinde sogar pauschal die gelbe Strafkarte zu vergeben.

Großer Frust bei den Fußballmannschaften

Der britische Reporter Rob Harris veröffentlichte heute Mittag bei Twitter ein Statement, dass offensichtlich von sieben europäischen Fußballmannschaften gemeinsam verfasst worden ist, diese sind Deutschland, England, Wales, Holland, Dänemark, Belgien und die Schweiz: „Die FIFA hat sehr deutlich gemacht, dass sie sportliche Sanktionen verhängen wird, wenn unsere Kapitäne die Armbinden auf dem Spielfeld tragen. Als nationale Verbände können wir unsere Spieler nicht in eine Lage bringen, in der ihnen sportliche Sanktionen wie Sperren drohen, also haben wir unsere Kapitäne gebeten, die Binde nicht bei den FIFA-WM-Spielen zu tragen. Wir waren bereit, Geldstrafen zu zahlen, die normalerweise bei Verstößen gegen die Ausrüstungsvorschriften verhängt würden und hatten eine starke Bindung zum Tragen der Binde. Nichtsdestotrotz können wir unsere Spieler nicht in die Situation bringen, dass sie verwarnt oder sogar vom Platz verwiesen werden.“

Im weiteren Verlauf heißt es dann: „Wir sind sehr frustriert über die Entscheidung der FIFA, die wir für beispiellos halten – wir haben der FIFA im September geschrieben und sie über unseren Wunsch informiert, die One-Love-Armbinde zu tragen, um aktiv die Inklusion im Fußball zu unterstützen, und erhielten keine Antwort. Unsere Spieler und Trainer sind enttäuscht - sie sind starke Befürworter der Inklusion und werden ihre Unterstützung auf andere Weise zeigen.“

PR-Supergau für den internationalen Fußball

Die Kapitänsbinde mit einem Herz in bunten Farben war bereits bei der Präsentation heftig kritisiert worden, da sich die internationalen Fußballvereine offensichtlich nicht getraut hatten, die sechs Farben des Regenbogens als Zeichen für Vielfalt und die LGBTI*-Community zu verwenden. Das nun erfolgte Einknicken vor der FIFA und den Wünschen des Gastgeberlandes Katar dürfte aus PR-Sicht der Supergau für die europäischen Vereine und den Fußball selbst sein.

Zuletzt hatte sich die deutsche Nationalmannschaft und der DFB für ihr Flugzeug mit der Aufschrift “Diversity Wins“ feiern lassen, auch wenn später bekannt geworden war, dass die Maschine der Lufthansa während der gesamten WM gar nicht nach Katar fliegen wird, sondern im Nachbarland Oman landete. Von dort ging es mit einer regionalen Airline weiter ins Emirat. In Katar sind homosexuelle Handlungen bis heute verboten und werden mit mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Ein katarischer WM-Botschafter erklärte zuletzt im ZDF-Interview, Homosexualität sei ein geistiger Schaden.

Auch Interessant

Düstere Entwicklung

LGBTI*-Ablehnung im EU-Parlament

Die LGBTI*-Organisation hat das neu zusammengestellte EU-Parlament überprüft: 35 Prozent der Abgeordneten sind inzwischen gegen LGBTI*-Rechte.
Digitale LGBTI*-Zensur?

Keine LGBTI*-Themen für Kinder?

Sollen LGBTI*-Inhalte online für alle US-Jugendlichen künftig zensiert werden? Diese Angst besteht jetzt durch zwei neue Gesetzesvorhaben.
Ghanas Richter bleiben hart

Anti-Homosexuellen-Gesetz bestätigt

Die bloße Existenz von Homosexuellen wird in Ghana strafbar - dieses Gesetzesvorhaben bestätigte jetzt der Oberste Gerichtshof des Landes.
Kim Davis und kein Ende

Gefährlicher Angriff auf die Homo-Ehe

Die homophobe Ex-Standesbeamtin Kim Davis klagt jetzt die Homo-Ehe in den USA an. Das Problem: Sie könnte damit inzwischen durchaus Erfolg haben.