Direkt zum Inhalt
Klatsche aus Rom

Klatsche aus Rom Kardinal Woelki fällt anderen Bischöfen in den Rücken

ms - 24.01.2023 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Als hätte die Kirche in Rom rund um Papst Franziskus beim Treffen mit allen deutschen Bischöfen Ende letzten Jahres nicht bereits eindeutig klargestellt, dass der Vatikan herzlich wenig von den Reformwünschen einzelner Geistlicher aus Deutschland hält, erreichte den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nun in dieser Woche ein Brief direkt aus Rom. Darin wendet sich die römisch-katholische Kirche einmal mehr und in klaren Worten direkt gegen die Reformideen, die im sogenannten Synodalen Weg festgehalten worden sind – einem Fachgremium von Laien und Geistlichen, dessen Ziel es ist, die Kirche zu reformieren und beispielsweise auch Homosexuelle willkommen zu heißen.

Keine Erlaubnis für Reformen

Nichts da, so die direkte Order des Papstes. In dem jüngsten Schreiben, unterzeichnet von Staatssekretär Pietro Parolin direkt aus dem Vatikan, wird klargestellt, dass weder der Synodale Weg noch die Bischofskonferenz oder anderweitige Einrichtungen die Erlaubnis haben, Änderungen wie angedacht im Rahmen des “Synodalen Rates“ auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten. Der Brief ist zudem unterschrieben vom Chef der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Francisco Ladaria Ferrer, sowie von Bischofspräfekt Marc Ouellet – das Dreiergespann gehört zur elitären Oberschicht innerhalb der katholischen Kirche mit enormen Machtbefugnissen.  

Kardinal Woelki will keine Neuausrichtung

Besonders pikant dabei: Angestoßen worden ist die Rüge aus Rom offensichtlich aus den eigenen Reihen: Der homophobe Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie weitere vier Bischöfe aus Bayern (Passau, Augsburg, Eichstätt und Regensburg) sollen zuvor beim Vatikan schriftlich angefragt haben, ob sie an dem beschlossenen Synodalen Ausschuss überhaupt teilnehmen müssten – allesamt lehnen sie die Reformideen des Synodalen Weges ab, auch beispielsweise die Segnung von Homosexuellen oder die gleichwertige Behandlung von LGBTI*-Menschen und Frauen, die im Dienste der Kirche sind. Ebenso wird eine Überarbeitung der Sexualethik der Kirche strikt abgelehnt.

Spaltet sich die Kirche auf?

Kleinlaut erklärte Bischof Bätzing daraufhin nun diese Woche in einer Presseerklärung, dass die Bedenken unbegründet seien. Die Sorge, mit dem Synodalen Ausschuss könne ein Gremium entstehen, dass über den Bischöfen stehen würde, sei nicht begründet. Nach der ersten verbalen Klatsche vor Ort in Rom ist dies nun die zweite Verwarnung seitens der Führungsriege aus Rom – für jedweden Reformprozess innerhalb der Kirche dürfte das das Ende bedeuten. Bleibt einzig der immer öfter formulierte Wunsch offen, die deutsche katholische Kirche solle sich vom Vatikan abspalten. Bätzing hatte dies allerding zuletzt immer wieder zurückgewiesen – fraglich, wie sich diese Situation nun weiter entwickeln wird.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.