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Britischer Patient fühlt sich im Stich gelassen

Kritik an Gesundheitsbehörde Britische Gesundheitsbehörde soll schwulen Affenpocken-Patient zwei Wochen ignoriert haben

ms - 09.06.2022 - 11:30 Uhr
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In Anbetracht der noch immer angespannten Situation inklusive vieler offener Fragen wiegt die jüngste Kritik eines homosexuellen Affenpocken-Patienten aus Großbritannien schwer. James McFadzean gehörte zu den ersten, offiziell diagnostizierten Fällen in Großbritannien und erklärte nun gegenüber mehreren britischen Magazinen, dass die Gesundheitsbehörde ihn nach seinem positiven PCR-Test ignoriert und eine Kontaktverfolgung zur Eindämmung der Virusinfektion damit unterbunden habe.

Konkret kritisiert der aus London stammende McFadzean im Interview mit MailOnline und TalkTV, dass die Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) ihn zwei Wochen lang nach seiner bestätigten Infektion ignoriert habe. McFadzean habe täglich bei der Behörde angerufen, um das weitere Vorgehen zu besprechen und seine Kontaktpersonen die Tage vor seiner Diagnose zu übermitteln – erst nachdem sich der schwule Mann schlussendlich an die Presse wandte, meldete sich die UKHSA binnen zehn Minuten bei ihm.

Sollten die Vorwürfe tatsächlich stimmen, würde das nachlässige Verhalten der Gesundheitsbehörde auch erklären, warum die Fallzahlen der Affenpocken-Patienten nach wie vor in Großbritannien größer sind als in allen anderen Ländern Europas. Die Weltgesundheitsorganisation WHO vermeldet aktuell rund 1.000 Fälle in 29 Ländern, über 300 davon aus Großbritannien. Deutschland hat aktuell 113 Fälle - eine ebenso überdurchschnittlich hohe Anzahl von Affenpocken-Infektionen, weit mehr als die Hälfte (72 Fälle) allein davon aus Berlin. Alle erfassten Fälle in Deutschland betreffen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts Männer. Die Deutsche Aidshilfe erklärte zudem Anfang der Woche, dass – soweit bekannt – es sich in Deutschland ausschließlich um Männer handle, die Sex mit anderen Männern haben (MSM). Bisher sind die meisten Krankheitsverläufe sehr milde, in Berlin werden gerade mal 13 Infizierte im Krankenhaus behandelt. Das Europabüro der WHO geht davon aus, dass die Zahl der Infizierten gerade mit Blick auf die kommenden Pride-Events, CSDs und großen Festivals weiter ansteigen wird. Die Affenpocken können generell durch engen Körperkontakt übertragen werden. Unklar ist nach wie vor, warum sich die Virusinfektion in diesem Ausmaß außerhalb von Afrika ausbreitet und warum bis heute in den meisten Fällen MSM davon betroffen sind – grundsätzlich kann die Infektion alle Menschen befallen.

Im Interview erklärte Affenpocken-Patient McFadzean weiter, dass er auch das Testverfahren selbst sowie den Umgang mit ihm als Person als sehr herabsetzend empfunden habe. Nach einer positiven HIV-Diagnose im Februar, hatte der junge Mann seinen Job in Dubai verloren und war nach Großbritannien zurückgekehrt. Als Symptome von Erschöpfung, Müdigkeit und Schmerzen auftraten, befürchtete er, er habe sich bei einem seiner letzten Sexualpartner mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infiziert – in den Wochen vor dem Auftreten der Symptome habe er mit etwa zehn neuen Partnern geschlafen. Ende Mai ging er daraufhin in London zu einem speziellen Testzentrum. Man habe ihm eine Infusion angelegt und erklärt, er solle "keine Türgriffe anfassen". McFadzean weiter: "Die ganze Erfahrung verstärkte das Gefühl, dass es sich um eine wirklich ernste Angelegenheit handeln muss. Ich erinnere mich, dass ich früher zu COVID-Zentren ging, und das war nicht so beängstigend oder überwältigend wie das hier."

Mitte Mai war es bereits zu den ersten diagnostizierten Fällen von Affenpocken gekommen, trotzdem habe man ihm zwei Wochen später bei seinen Untersuchungen erklärt, er könne die Virusinfektion nicht haben, da er keine der charakteristischen körperlichen Symptome wie Ausschlag, Knoten oder Läsionen aufweise. Drei Tage später belegte der PCR-Test, dass McFadzean sich doch mit Affenpocken infiziert hatte. Die Information selbst hatte er nicht schnellstmöglich über Telefon erfahren, um so zu verhindern, dass er möglicherweise weitere Personen zu infiziert – die Gesundheitsbehörde hatte ihm einen Brief geschickt. Daraufhin herrschte trotz zahlreicher Kontaktversuche von McFadzean Funkstille, bis er sich schlussendlich an die Öffentlichkeit wandte.

Er habe sich sehr über die mangelnde Reaktion der UKHSA geärgert und erklärte weiter: "Obwohl es in Großbritannien nur etwa 80 Menschen mit dieser Krankheit gab, als ich diagnostiziert wurde, fehlte es an grundlegenden Verfahren und Maßnahmen, um die Ausbreitung zu stoppen. Es ist frustrierend, wenn man gerade aus der COVID-Pandemie herauskommt und sieht, wie lax man jetzt erneut mit einer Krankheit umgeht, die sich eindeutig ausbreitet, vor allem bei Männern in London.“ Nach massiven Reaktionen von Seiten der Presse erklärte die britische Gesundheitsbehörde kurz, es habe mehrere Versuche gegeben, McFadzean per Telefon und E-Mail zu erreichen, diese seien jedoch gescheitert. Seltsamerweise gelang es der Behörde zwei Wochen lang nicht, den schwulen Mann zu erreichen – kaum hatte er sein erstes Presse-Interview gegeben, glückte die Kontaktaufnahme dagegen reibungslos binnen weniger Minuten.

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